Klatschmohn
grummelte zustimmend, und ich packte meine Sachen
zusammen.
»In welches Restaurant gehen wir denn?«, fragte ich.
Max grinste. »Wir gehen in kein Restaurant, sondern an die frische Luft.«
Bei Feinkost Böhm besorgte Max Antipasti, Baguette und Wein, wollte aber immer noch partout nicht verraten, wo es hinging.
Wir fuhren aus der Stadt raus und einen Berg hoch. Oben angekommen, hielten wir an einer Lichtung mit atemberaubendem Ausblick. Es gab keinen Parkplatz oder Fußgängerweg. Wir waren allein.
»Ja, da staunst du! Ist das nicht ein toller Fleck? Und nein, keine Sorge, ich schleppe hier keine Frauen ab. Hier bin ich, wenn ich die Stadt satt habe und frische Luft brauche.« Er holte mehrere Decken aus dem Auto. Eine breitete er aus und stellte das Essen drauf.
Es war zwar ein wunderschöner goldener Oktober, aber abends sanken die Temperaturen. Max reichte mir eine Decke zum Einwickeln, und wir ließen es uns mit Blick auf die eingefärbten Wälder und die Stadt schmecken.
Als es anfing zu dämmern und leichter Nebel aufstieg, flüsterte Max: »So, jetzt müssen wir leise sein. Ich will dir was zeigen.«
Und richtig, nach einiger Zeit schlichen zwei Füchse gemächlich vorbei, ohne weiter Kenntnis von uns zu nehmen. Als es dunkler wurde, sprangen einige Rehe vorbei. Eines blieb sogar stehen und graste direkt vor unseren Augen. Was für eine märchenhafte Kulisse nicht weit entfernt vom Großstadtlärm! Leider wurde es zu kalt, um länger im Gras zu sitzen.
Wir standen auf und packten zusammen. Die Lichter der Stadt funkelten herauf, und auch wenn der Atem schon Wölkchen bildete, war es ein
wunderschöner Moment.
»Ich hätte Lust zu tanzen«, sagte ich.
Max überlegte. »Ich schaue mal, was ich an Musik im Auto habe. Wie wär’s mit Scooter?«
Sehr witzig!
Max stöberte in seinen Kassetten. »Ich glaube, ich hab was gefunden. Ein echter Klassiker. Hörmal!«, rief er aus dem Auto. »You to me are everything« von den Four Seasons.
Den Song hatte ich ewig nicht mehr gehört. Wir sangen beide lauthals mit und tanzten erst alleine, doch dann nahm Max mich an den Händen und wirbelte mich gekonnt herum. Das machte Spaß! Von wegen Naturschutz!
Außer Puste ließen wir uns in die Autositze fallen. Wir schauten uns an und plötzlich hatte ich ein Kribbeln im Bauch. Ich war verwirrt. War ich mal wieder betrunken, ohne es bemerkt zu haben? Aber ich hatte nur zwei Gläser intus.
Es entstand diese knisternde Stille, kurz bevor man sich küsst.
Max drehte den Schlüssel ins Schloss. »Es ist schon spät. Ich fahre dich nach Hause.«
Hatte ich mir dieses Knistern nur eingebildet? War ich durch Leander so mitgenommen, dass ich ein dankbares Opfer war und jede nett gemeinte Geste anders deutete?
Zu Hause angekommen sah ich meinen AB blinken. Katharina bat mich mit freudiger Stimme um Rückruf. Es war bereits nach Mitternacht.
Sie nahm putzmunter den Hörer ab: »Pia! Endlich rufst du zurück. Ich wollte dir dringend etwas sagen: Ich habe meiner Familie heute meine Schwangerschaft gestanden.«
Was war bloß in Katharina gefahren?
»Du hast was? Wie kommst du denn zu dieser vernünftigen Einsicht?«, wollte ich wissen.
»Das Gespräch mit Leonie hat mir zu denken gegeben. Mir ist bewusst geworden, dass ich mich saublöd angestellt habe. Wenn man denkt, dass ich mich mit Anfang 30 kindischer benommen habe als ein Teenager! Ich sollte froh und glücklich sein, in welch privilegierter Lage ich mich befinde. Finanziell abgesichert, gesund und es gibt keine Komplikationen. Na gut, mein mustergültiges Leben bekommt eine Zäsur, aber eigentlich macht mich das nur interessanter. Außerdem kann ich ein Geheimnis daraus machen, wer der Vater des Kindes ist.« Das passte zu ihr.
»Wie haben denn deine Eltern und Herbert reagiert?«, fragte ich.
»Großartig! Sie waren anfangs nicht sehr erfreut, dass ich den Vater des Kindes verschweigen wollte, aber inzwischen sind sie furchtbar aufgeregt und freuen sich, Großeltern zu werden. Sie sind schon auf Namenssuche, und meine Mutter hat gleich meine Babyfotos und Strampelanzüge geholt. Herbert will natürlich Patenonkel werden, wenn das Kind schon ohne den eigenen Vater aufwächst.« Katharina war aufgekratzt.
»Na, da bin ich erleichtert. Die Vorstellung deiner Russlandmission war mir die ganze Zeit über ein Dorn im Auge«, ließ ich sie wissen.
»Pia, als ob ich das tatsächlich gemacht hätte!«
Nein, natürlich nicht. Wie kam
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