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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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von Geschirrgeklapper aus der Küche geweckt. Wo war Max? Wieso lag er nicht mehr neben mir? Bereute er die letzte Nacht? War ich eine zweite Vera?

    Unsicher zog ich mich an und ging in die Küche. Max hatte Kaffee
    aufgesetzt und war wortkarg. Sollte ich ihn zur Begrüßung küssen?

    Von der Atmosphäre der gestrigen Nacht war nichts mehr zu spüren. Kamen jetzt die Standardsätze: »Du, lass uns gestern Abend einfach vergessen. Wir haben uns hinreißen lassen. Es war natürlich sehr schön, aber wir beide passen nicht zusammen.«

    Er stellte mir eine Tasse hin und sah mich fragend an.

    »Gut geschlafen?«, quälte ich mir raus. Er nickte. Es war schrecklich.
    Vollkommen verkrampft. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich wusste doch, dass sein Herz an eine andere vergeben war. Aber so, wie er mich geliebt hatte, liebte man niemanden, für den man nichts empfand, außer man war Profi wie Max.
    Ich war dem Blick, der lügt, erlegen, und zwar sehenden Auges.

    »Was ist denn los, Pia?«, fragte er mich.

    »Es war ein Fehler, oder? Das denkst du doch auch?«

    »Warum denkst du das?«, entgegnete er.

    Ich versuchte es zu erklären: »Weil noch jemand anderes involviert ist und ich die Anwesenheit dieser Person spüren kann, deshalb.«

    Sein Blick verhärtete sich. »Ich hatte gehofft, es sei anders, aber wahrscheinlich hast du Recht und es war ein Fehler. Ein großer sogar. Würdest du bitte gehen?«

    So hatte ich ihn noch nie erlebt. Alles Strahlen war aus seinen Augen verschwunden.

    Ohne mich umzudrehen ging ich. Ich hatte genug! Ich wollte keine Männer mehr sehen oder treffen. Das war’s - ein für alle Mal! Es sollte eben nicht sein.
    Irgendetwas stimmte nicht mit mir, weshalb die Männer, die ich wollte, mich nicht wollten. Vielleicht war das die natürliche Auslese und meine Gene sollten sich nicht weiter verbreiten.

    Die Botschaft hatte ich verstanden. Ich unterdrückte meine Tränen, ging zu Hause unter die Dusche, zog mich um und fuhr zur Arbeit. Dort versuchte ich mich so normal wie möglich zu verhalten. Wie ich reagieren würde, wenn Max erschien, wusste ich nicht. Ausgerechnet heute hatten wir Redaktionssitzung.

    Max tauchte rechtzeitig auf und sah lädiert aus. Geschah ihm recht! Warum sollte es ihm besser gehen? Wir gingen nach außen hin betont höflich miteinander um, während es in mir brodelte und mein Magen sich zusammenzog. Immer wenn ich ihn anschaute, musste ich an die unvergessliche Nacht denken.

    Kein Wunder, dass Vera ihm verfallen war. Sie hatte Max zwar nur geküsst, aber ich bin mir sicher, das hätte mir auch gereicht.

    Den Rest des Tages gingen wir uns aus dem Weg. Was war ich froh, als ich mich verabschieden konnte! Ich fuhr nach Hause, legte mich in die Wanne und grübelte.

    Mit aufgeweichten Füßen stieg ich eine halbe Stunde später wieder hinaus und packte mich in meinen flauschigen Bademantel. In der Küche setzte ich mir einen Yogitee auf. Mein Telefon klingelte. Sofort dachte ich an Max. Aber es war Herbert. Er wollte mit mir das Treffen mit Leander durchsprechen, sich über allgemein übliche Konditionen in der Buchbranche informieren und bat mich, ihm einen unserer Standardverträge zuzufaxen.

    Enttäuscht legte ich auf. Gerade als ich in die Küche ging, um mir noch eine Tasse einzuschenken, klingelte erneut mein Telefon. Panisch rannte ich los, stolperte über Schuhe und verstreute Bücher. Außer Atem meldete ich mich: »Pia Mohnhaupt.« Am anderen Ende war es einen Moment lang still.

    Dann sagte eine mir nur zu bekannte Stimme: »Hallo, Pia, ich bin es.«
    Witta!

    Es war nicht zu fassen! Sie besaß die Dreistigkeit mich anzurufen. Aber wieso wunderte ich mich überhaupt? Kurz überlegte ich, ob ich auflegen sollte, doch dann gewann meine Neugier die Überhand.

    »Was gibt’s denn, Witta?«, fragte ich betont gelangweilt.

    Sie sprach nicht lange um den heißen Brei herum.

    »Pia, wir müssen unbedingt miteinander reden. Leander und ich sind zusammen.«

    Nein! Erwartete sie, dass ich die Überraschte mimte?

    »Ich weiß, Witta. Ihr habt ja keine Zeitung ausgelassen«, antwortete ich trocken.

    »Ach Pia. Ich wollte, dass du es von uns erfährst, bevor es überall zu lesen steht. Die hatten uns versprochen, die Berichte erst in den nächsten Ausgaben abzudrucken. Aber du weißt ja selbst, wie das ist. Da hält man sich nicht an Abmachungen, weil man befürchtet, der Konkurrent könnte die Story früher bringen.« Genau. Witta, die neue Medienfachfrau,

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