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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Max.

    »Schau dir mal die Obdachlosen genauer an. Fällt dir nichts auf?«, fragte er aufgeregt.

    Ich sah mir jeden genau an und plötzlich sah ich, was er meinte. Ein Obdachloser kam mir bekannt vor. Woher kannte ich den nur?

    Plötzlich fiel es mir ein und ich schrie auf. »Das gibt’s doch nicht! Wittas Mann! Das ist der Mann von Wittas Foto! Oder?«

    Max nickte. »Ich war mir erst auch nicht sicher. Aber ich habe den Ausschnitt vergrößert. Und da sieht man, dass er eine kleine Narbe über der Oberlippe hat. Wenn ich mich recht erinnere, hat die der Mann in Wittas Schrein auch.« Er zog den vergrößerten Ausschnitt hervor. Kein Zweifel. Das war ein und derselbe Mann.

    Ich war verwirrt. »Von wann ist denn das Foto?«

    »Das Foto ist ein Jahr alt«, sagte Max stolz.

    »Aber das bedeutet ja, dass Witta gar keine Witwe ist! Oder der Obdachlose ist nicht ihr Mann«, stieß ich hervor.

    »Genau, das bedeutet es«, grinste Max. »Ich habe mir schon einen Flug gebucht und werde versuchen, ihn heute noch ausfindig zu machen. Ich weiß genau, wo das Foto entstanden ist, und wenn wir Glück haben, ist er da noch zu finden, auch wenn es ihm nicht zu wünschen ist. Ich halte dich auf dem Laufenden«, rief er noch und verschwand.

    Geplättet blieb ich zurück. Ich schaltete auf Konferenzleitung und rief Katharina und Lilli an.

    Sie waren genauso ungläubig wie ich.

    Lilli reagierte prompt. »Sag Max, er soll mich sofort anrufen, wenn er den Mann ausfindig machen konnte und weiß, was dahinter steckt. Wir wollen den Kerl exklusiv haben. Ich checke gleich mal, was wir zahlen können, und ruf dich wieder an.«

    Katharina triumphierte. »Ha, habe ich nicht gleich gesagt, dass sich so was rächen wird!«

    Ich wollte nichts überstürzen. Noch wussten wir nichts Genaueres. Das Leben ging manchmal seltsame Wege.

    Am frühen Abend rief Max endlich an. Er hatte zwar Fährte aufgenommen, aber unseren Mann noch nicht finden können.

    »Ich habe einigen anderen Obdachlosen das Foto gezeigt, aber die wollten nichts sagen. Ich glaube, die denken, ich bin Detektiv oder ein Perverser. Nur einer hat sich gegen eine Pulle Hochprozentiges entlocken lassen, dass der Mann noch immer auf der Straße lebt und heute Nacht sicher auftauchen wird. Er heißt angeblich Martin Schieneck. Vielleicht kannst du mal im Internet schauen, ob du was findest.«

    Die Verbindung wurde schlechter.

    »Pia, geht’s dir eigentlich gut?«, fragte er unvermittelt und seine Stimme klang viel sanfter. Vielleicht täuschte ich mich aber auch, denn bevor ich antworten konnte, wurde die Verbindung unterbrochen. Wie passend!

    Ich machte mich an die Internetrecherche und wurde fündig. Martin
    Schieneck war vor einigen Jahren Mitglied in einem Tennisclub gewesen, hatte einen Wagen zum Verkauf angeboten und war Filialleiter einer kleinen Bank im Harz gewesen. Die einzige Verbindung, die sich zu Witta ergab, war die Bank, aber im Harz hatte Witta meines Wissens nie gelebt.

    Meine Augen brannten bereits vom vielen Surfen und so beschloss ich, nach Hause zu gehen, schließlich hatte ich in letzter Zeit nicht viel Schlaf bekommen.

    Ich legte mich früh ins Bett und ließ für alle Fälle mein Handy eingeschaltet neben mir liegen. Mitten in der Nacht wurde ich geweckt. Es war Max.

    »Ich habe ihn gefunden! Er heißt wirklich Martin Schieneck und war mit Witta verheiratet. Aber jetzt kommt’s! Die Gute hat ihn in den Ruin getrieben, weil sie nicht genug bekommen konnte. Martin Schieneck und Witta haben gemeinsam ihre Banklehre in einem kleinen Kaff im Harz absolviert. Nach nur einem Jahr heiratete Schieneck Witta. Anfangs war alles traumhaft, doch bald schon konnte er Wittas überzogenen Ansprüchen nicht mehr genügen. Sie plünderte regelmäßig die Konten, um sich Fummel und Klunker zu kaufen, wollte die tollsten Autos und Reisen haben. Der Arme wusste sich irgendwann nicht mehr zu helfen und bediente sich aus Kundenkonten. Dazu hatte Witta ihm geraten. Er würde doch an der Quelle sitzen. Das flog natürlich auf, und er wurde wegen Betrugs verknackt, allerdings auf Bewährung. Natürlich bekam er mit dieser Vorgeschichte keinen Job mehr. Witta nahm sich einen Liebhaber und ließ ihn dann sitzen, wohl wissend, in welcher Situation er sich befand. Er war ihr verfallen und rutschte nach der Trennung endgültig ab. Du hättest seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich ihm Wittas Interview unter die Nase hielt, in dem er als toter Mann verkauft wurde.

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