Klatschmohn
sein, auf unseren Deal einzugehen.
Beruhigt schlief ich ein.
In den nächsten Tagen überschlugen sich die Ereignisse geradezu. Ein großer deutscher Privatsender hatte das Interview mit Martin Schieneck ausgestrahlt und für helle Aufregung gesorgt.
Im Blätterwald gab es nur noch ein Thema: den auferstandenen totgeredeten Exmann von Witta und wie skrupellos sie sich verhalten hatte. Er wurde von Talkshow zu Talkshow gereicht und sanierte sich kräftig. Er würde bestimmt nicht mehr auf der Straße leben müssen.
Plötzlich tauchten so genannte alte Freunde und Bekannte von Witta auf, die die Chance ihres Lebens witterten, um die Warholschen >fünf Minuten Ruhm< auszukosten, vor allem aber, um es Martin Schieneck gleichzutun und sich eine goldene Nase zu verdienen. Tagelang war Witta in den Schlagzeilen.
»Witwenluder verdreht Leander Berglandt den Kopf« war noch eine der netteren Überschriften. Die wildesten Gerüchte und Theorien keimten auf. Ein Magazin behauptete, Witta und ihr Exmann würden gemeinsame Sache machen und reichen Männern oder wahlweise Prominenten das Geld aus der Tasche ziehen. Genau! Witta und ihr Ex alias Bonny and Clyde.
Witta und Leander sagten im Gegenzug alle Fernsehtermine ab und gaben keinen Kommentar. Leanders Management ließ wissen, dass man zu einem späteren Zeitpunkt Stellung nehmen werde zu den infamen Behauptungen, während Martin Schieneck alte Hochzeitsfotos von Witta und ihm in die Kamera hielt.
Es tauchten Paparazzoaufnahmen von Witta auf, wie sie mit Sonnenbrille und Baseballmütze getarnt aus der Tiefgarage ihres Hauses wegbrauste. Ziel unbekannt. Man sagte, sie habe sich erst einmal in sonnigere Gefilde abgesetzt, was ihr auch zu raten war, denn all die Clubs, die ihr so wichtig waren, hatten sie zur Persona non grata erklärt.
Katharina und meine Mutter waren aus dem Häuschen. Sie sammelten alle Zeitungsausschnitte und lasen mir immer neue Artikel vor.
Ich musste feststellen, dass Rache sich in Gedanken besser anfühlt. Denn diese Aktion brachte mir weder Leander und eine heile Beziehung zurück, noch änderte es etwas an den Verletzungen, die Witta mir zugefügt hatte.
Mein Leben verbesserte sich nicht dadurch, dass sich ihres verschlechterte.
Das war wohl eine Frage des Karmas.
Mein Termin mit Leander rückte näher. Am Vorabend saß ich lange im Büro und arbeitete alles noch einmal durch. Ich wollte gut vorbereitet sein. Für den Fall, dass alles glatt laufen sollte, Leander tatsächlich seine Prozente abtreten und einen Scheck ausstellen würde, hatte ich bereits Vorkehrungen getroffen. Jetzt musste er nur noch mitspielen und schön unterschreiben.
Max schaute in mein Büro. Wir pflegten momentan einen betont
freundlichen, aber distanzierten Umgang.
»Ich gehe nach Hause. Du kommst klar?«, fragte er mich. Ich nickte.
»Und du bist sicher, dass ich morgen nicht mitkommen soll?«
Das war ich. Herbert und ich würden reichen. Je weniger Zeugen, desto besser.
Er wünschte mir viel Glück und war schon fast zur Tür hinaus, da drehte er sich noch einmal um und fragte: »Sag mal, Pia. Hab ich eigentlich in der einen Nacht irgendetwas falsch gemacht?«
Mein Herz setzte aus.
»Nein. Du hast garantiert nichts falsch gemacht. Es lag wohl an mir oder daran, dass es eben eigentlich nicht um uns beide ging.« Er nickte und ging.
Das Leben war so ungerecht! Wieso konnte er nicht sagen: Pia, ich habe mich in dich verliebt. Die andere ist Schnee von gestern. Lass uns zusammen sein und da weitermachen, wo wir aufgehört haben.
Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, Katharina und Lilli von dem Vorfall zu erzählen, da die beiden überzeugt waren, dass wir zusammenpassten.
Darüber konnte ich mit ihnen immer noch sprechen, wenn der Termin mit Leander vorüber war.
Herbert sah perfekt geschniegelt und gestriegelt aus, als er mich abholte.
Von Nervosität seinerseits keine Spur. Er streckte mir einen Kaffee im Pappbecher hin.
»Hier, damit du schön munter wirst.«
»Herbert, du bist so ruhig. Dabei sind wir im Begriff, krumme Geschäfte zu machen«, bemerkte ich unruhig.
»Ach, Pia, du bist so süß unschuldig. Ich sag dir besser nicht, wie oft krumme Geschäfte und Deals an der Tagesordnung sind. Und da geht es nicht im Entferntesten um Gerechtigkeit. Dieses kleine Geschäft bereitet mir persönlich Freude. Ich empfinde Genugtuung, diesen blasierten Möchtegern zur Kasse zu bitten. Mach dich locker und überlass das
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