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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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>Das würde ihr so passen!<, hat er gerufen. Der Arme ist sehr gebeutelt von Witta und vom Leben.«

    Ich konnte es nicht glauben.

    »Was machen wir jetzt?«, fragte Max.

    »Lass mich mit den Mädels sprechen und dich zurückrufen.«

    Ich rief die beiden über Konferenzschaltung an. Lilli und Katharina waren sofort hellwach, als ich ihnen von Wittas auferstandenem Ehemann und ihrer wenig glorreichen Vergangenheit berichtete.

    Katharina quietschte vor Vergnügen. »Ha, was habe ich euch prophezeit!
    Lilli, was hat dein Chef gesagt, wie viel würde er zahlen?«

    Lilli zögerte. »Für ein Exklusivinterview bis zu 20 000 Euro. Aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl dabei. Immerhin kennen wir Witta und waren mal mit ihr befreundet.«

    Katharina stöhnte auf. »Also, wenn du unter >befreundet< verstehst, dass Witta sämtlichen Exfreunden von dir gesteckt hat, wie verzweifelt du bist! Pia, sag doch auch mal was!«

    Was sollte ich bloß sagen? Eigentlich war mir Witta inzwischen fast egal.
    Ich dachte an Max. »Hm, ich bin hin und her gerissen. Einerseits gönne ich Witta, dass sie auffliegt. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob ich mich danach besser fühle. Ich will jetzt nicht die Heilige spielen, aber nur weil die Leute um einen herum charakterlos sind, muss man es doch nicht auch werden, oder? Die Sache mit Leander wird es nicht ungeschehen machen, abgesehen davon, dass ich inzwischen froh bin, dass alles so gekommen ist, wie es ist«

    Lilli stimmte zu. »Das ist nicht gut für unser Karma. Zumindest nicht, wenn es von uns angezettelt wird. Wenn es jemand anderes ausgräbt, okay! Aber selbst so aktiv mitmischen … Ich weiß nicht!«

    Katharina seufzte. »Weicheier. Was ist denn mit dem guten Alten
    Testament: >Auge um Auge, Zahn um Zahn?< Wobei, ich weiß nicht, ob es an den Hormonen liegt oder daran, dass ich Muttergefühle und Liebe für alle Wesen dieser Erde entwickle, aber ein mulmiges Gefühl hätte ich auch.«

    »Wie bitte? Was sind das denn für Töne?«

    Lilli und ich waren gleichermaßen erstaunt.

    Katharina lachte. »Reingelegt. Ich finde immer noch, dass ihr euch zimperlich anstellt, aber ich werde wie immer eure Meinung respektieren.
    Außerdem vertraue ich dem deutschen Boulevardjournalismus und dem kleinen Dorf im Harz, wo sich sicher noch einige Menschen an Witta und ihren Ex erinnern können. Auch dort wird jemand in Geldnöten sein und bald plaudern.
    Eigentlich ziemlich dumm von Witta. Ich hätte sie für klüger gehalten, wahrscheinlich hat sie das in ihrem Identitätsrausch komplett vergessen.«

    Sie hatte Recht. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Geschichte von irgendjemandem ausgegraben wurde.

    Ich rief Max an.

    »Na, was hat der Frauenrat entschieden?«

    »Wir werden es nicht an die Öffentlichkeit bringen. Wir wollen uns als moralische Sieger auf der ganzen Linie fühlen. Nein, wenn ich ehrlich bin, hoffen wir, dass die Story eh bald publik wird. Danke, dass du dich so eingesetzt hast, aber von meiner Seite aus: bitte nicht weitermachen. Es sei denn, du möchtest die Geschichte selber verticken.«

    Zum Glück war Max nicht sauer, umsonst recherchiert zu haben, und ich freute mich, dass er es auch belassen wollte und meinen Standpunkt gut fand.

    Als ich auflegte, fiel mir auf, dass wir ganz unverkrampft miteinander gesprochen hatten. Vielleicht normalisierte sich die Lage wieder, aber vergessen konnte ich nicht. Dafür hatte es sich zu gut und richtig angefühlt.

    Gerade wollte ich mich wieder hinlegen, als das Telefon erneut klingelte. Es war noch mal Max.

    »Pia, Martin Schieneck hat sich schon selber um sein Geld gekümmert. Er hat sämtliche Sender antelefoniert und an den meistbietenden verkauft. Scheint, er hat den Umgang mit Kohle nicht verlernt. Ein Fernsehteam zeichnet morgen mit ihm auf, und ausgestrahlt wird das in >Nachgefragt<. Lillis Sender hätte ihn eh nicht bekommen, die Konkurrenz hat das Doppelte draufgelegt.«

    Ich musste an Witta und Leander denken. Gleich und gleich gesellt sich gern. Zu gerne wäre ich Mäuschen, wenn Witta ihren wieder auferstandenen toten Exmann zur Primetime über die bescheidene Witta Stadtheimer und ihr gutes Herz auspacken sieht.

    Und wie würde Leander reagieren, wenn die PR flöten ging? Für meine Angelegenheit mit Leander war es auf alle Fälle eine bessere Ausgangssituation, denn eine zweite Blamage innerhalb kürzester Zeit konnte er sich nicht leisten. Er würde schnell davon zu überzeugen

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