Klatschmohn
nicht durch! In meinem Vertrag mit dem Verlag steht eindeutig, dass ich der Biografie zustimmen muss. Ohne meine Autorisation darf die Biografie gar nicht erscheinen!«, schrie Leander.
»Schau an! Gar nicht dumm, der Herr Berglandt. Ein gutes Argument, aber dafür haben wir auch schon eine Lösung: Dann verkaufen wir die Geschichte eben meistbietend. Kommt sicher auch eine nette Summe rüber. Dann sparen wir uns die Abmachung. Weißt du, ich frage mich nur, ob du die Publicity im Moment gebrauchen kannst, wenn ich da an die Geschichte mit Witta und ihrem Ex denke«, gab ich zu bedenken.
Leander war geschlagen. Er unterschrieb und stellte zähneknirschend den Scheck aus. Fluchend verließ er den Raum. Ich sah ihm nach, dem großen kleinen Leander Berglandt.
Herbert triumphierte. »Das wäre geschafft. Wir sind ein gutes Team. Falls du je überlegen solltest, die Branche zu wechseln, sag Bescheid. Du bist jetzt eine reiche Frau, ist dir das klar? Was machst du mit der Kohle?«
Das wusste ich genau. Ich nahm mir ein Taxi und fuhr bei Leonie Windler vorbei.
Der Vertrag samt Prozenten gehörte ihr. Sie konnte nach all den Jahren voll schmerzhaften Erinnerungen eine Wiedergutmachung gebrauchen, außerdem war eine künstliche Befruchtung nicht gerade billig.
Als ich ihr erzählte, wie das Gespräch gelaufen war, fiel sie mir erleichtert um den Hals. Es war wichtig für sie zu erkennen, wie viel Macht ihre Geschichte über Leander gehabt hatte - und nicht umgekehrt, wie sie immer angenommen hatte.
Den Vertrag wollte Leonie erst nicht annehmen, aber ich überzeugte sie, dass er ihr zustand. Wir verabschiedeten uns herzlich, und ich versprach, mich zu melden.
Zuerst aber musste ich noch einen Termin hinter mich bringen, vor dem es mir auch bereits seit Wochen graute: die gemeinsame Buchpräsentation mit Leander auf der Buchmesse, die für Freitag angesetzt war. Wie sollte ich nach diesem Treffen heute noch mit ihm auftreten? Vielleicht war es das Beste, krank zu werden, aber Stader würde mir das nie verzeihen, schließlich ging es auch um den Verlag, und dem hatte ich eine Menge zu verdanken. Katharina und Lilli boten an, mich zu begleiten, was ich dankbar annahm. Es würde gut tun, meine Freundinnen im Hintergrund zu wissen, während ich mit Leander eine perfekte Show abziehen musste.
Wie er wohl reagieren würde? Absagen käme für ihn nie in Frage, dafür wusste er zu genau, wie wichtig der Termin war.
Freitagmorgen saßen wir im Flieger und die Mädels sprachen beruhigend auf mich ein.
»Denk daran, es ist für einen guten Zweck. Außerdem tut es deiner Karriere gut, und dem Verlag wird es auch helfen. Schau ihm einfach nicht direkt in die Augen, sondern schiel vorbei, und falls du es gar nicht mehr aushältst, täusch einen Schwächeanfall vor!« Das waren ja rosige Aussichten!
Wir trafen rechtzeitig ein, und schon von weitem sah ich Leander, gut gelaunt und wie immer mit strahlendem Lachen.
»Der sollte die Branche wechseln! Warum ist der nicht schon lange
Schauspieler, so autodidaktisch wie er ist?«, konnte ich mir nicht verkneifen.
Lilli flüsterte mir immer wieder nur ein Wort zu. »Professionalität, Professionalität.«
Ich war gerade auf dem Weg zur Pressekonferenz, als plötzlich Leander neben mir auftauchte und mich zur Seite zog.
Hilfe, es konnte sich nur um einen Anschlag handeln! Er wollte mich verschwinden lassen.
Doch stattdessen setzte er sein bekanntes Lächeln auf, gegen das ich schon lange immun war, und sprach schmeichelnd auf mich ein.
»Pia, Süße! Lass uns reden! So können wir nicht weiterarbeiten. Das bringt keinem etwas. Ich gebe zu, ich war stinksauer, was du da abgezogen hast, aber auf der anderen Seite verstehe ich dich auch. Du bist eine Frau, und Frauen reagieren, wenn sie verletzt werden, eben unberechenbar. Schwamm drüber! Das Geld könnt ihr haben! Wenn wir jetzt zusammenhalten, haben wir beide etwas davon. Komm, wir lassen es krachen! Da ist doch noch was zwischen uns! Ich kann es förmlich spüren!«
Was bildete er sich eigentlich ein?
»Leander, alles, was du spürst, ist dein eigener mieser Charakter! Ich werde versuchen, mich zusammenzureißen, aber garantiert nicht deinetwegen, sondern weil mein Herz bei jeder verkauften Biografie, von der du nicht einen Cent sehen wirst, einen Sprung vor Freude macht. Und nicht etwa aus Rache, sondern weil ich weiß, dass jeder Cent etwas von dem, was du verbockt hast, hilft zu lindem!«
Seine Augen
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