Klatschmohn
mir.«
Wir hatten uns mit Leander im »Puck« verabredet. Dort gab es einen kleinen Konferenzraum, wo man ungestört war. Pünktlich trafen wir ein und warteten auf Leander. Endlich kam er. Er sah angeschlagen aus und war erstaunt, Herbert zu sehen.
»Hallo, Pia. Liebes. Warum hast du denn Herbert mitgebracht?«
Herbert übernahm: »Weil wir heute über Geschäftliches sprechen wollen.«
Leander zog die Augenbrauen hoch. »Wir wollten über das letzte Kapitel sprechen und was auf dem Buchrücken stehen soll. Geschäftliches deale ich doch nicht mit Pia.«
»Tja, Leander, ab heute schon«, teilte Herbert ihm mit.
Er zögerte nicht lange und legte Leander das Kapitel mit Leonie vor, das ich nur für diesen Termin geschrieben hatte.
Die einzige Begegnung mit einer Frau, die ich wirklich bereue, ist die mit Leonie. Sie war erst 16 und ich Mitte zwanzig, als wir uns trafen.
Dass sie so jung war, sah man ihr nicht an. Sie gab sich viel älter und ging regelmäßig in Bars, in denen sich viele Künstler aufhielten, auch ich. Nachdem die verheiratete Annegret Bäumler mich verlassen hat te, um sich mit ihrem Mann zu versöhnen, war ich zutiefst verletzt und wollte mich an ihr rächen. Ich nannte sie alt und faltig und zog von da an mit Leonie um die Häuser. Natürlich war es von meiner Seite aus nichts Ernstes. Leonie sah niedlich aus und liebte mich abgöttisch, was mir zu diesem Zeitpunkt sehr gelegen kam. Sie sprach von Heirat, und ich ließ ihr die Hoffnung; etwas dagegen zu sagen, wäre so anstrengend gewesen. Ich hielt sie hin, benutzte sie für meine Rache an Annegret und konzentrierte mich hauptsächlich auf meine Karriere. Kurz nach Leonies 17.
Geburtstag beichtete sie mir freude-strahlend, dass sie schwanger sei. Ich war entsetzt! Sie wollte meine Zukunft ruinieren. Dieses naive Kind …
Leander las es durch und wurde blass. »Was soll das?«, zischte er und sah mich an.
Herbert antwortete für mich. »Dank Pias hervorragenden journalistischen Fähigkeiten ist es ihr gelungen, ein authentisches Bild von dir zu zeichnen besonders in diesem Kapitel.«
Leander wandte sich an mich. »Pia, was ist das denn bitte für eine Aktion?
Willst du dich rächen wegen Witta? Du hast mich verlassen! Was habe ich dir denn getan?«
Ich antwortete gelassen. »Frag dich lieber, was du Leonie angetan hast.
Wegen Witta muss ich mich nicht rächen; sie selbst ist Rache genug.«
Er bekam es mit der Angst zu tun. »Pia, denk daran, was zwischen uns war.
Bedeutet dir das denn gar nichts?«
Ich musste lachen.
»Meinst du die paar Nächte, die du runtergerissen hast, während du an Witta dachtest? Nein, die bedeuten mir wirklich nichts. Weißt du, das Parkhotel hat hellhörige Wände. Du solltest in Zukunft diskreter vorgehen, falls du planst, noch jemanden aufs Kreuz zu legen.«
Er war wie vor den Kopf geschlagen, atmete unregelmäßig, überflog noch einmal die Seiten mit Leonie und schüttelte währenddessen den Kopf.
Herbert schaltete sich ein: »So, während du das verdaust, mache ich mal weiter. Wir sind ja gar nicht so herzlos und lassen mit uns reden. Du kannst ganz einfach verhindern, dass dieses Kapitel erscheint. Tritt deine Tantiemen an Leonie Windler ab. Ich habe bereits einen entsprechenden Vertrag vorbereitet. Du musst nur noch unterschreiben. Natürlich ist es damit nicht getan. Einen Scheck würde ich schon benötigen, wir haben ja auch Auslagen und Unkosten.
Rechercheaufwand etc. Also wenn du noch einen Scheck über 350 000 Euro hier lässt, wäre die Sache geregelt. Wir würden uns zu Stillschweigen verpflichten.«
Leander rastete aus.
»Das könnt ihr nicht mit mir machen! Das ist mein Geld. Es steht mir zu!
Ich habe auch Anwälte. Die Verträge sind sittenwidrig! Damit kommt ihr nicht durch.«
»Wenn ich kurz korrigieren dürfte«, unterbrach Herbert.
»So stimmt das nicht ganz. Natürlich steht in diesem Abtretungsvertrag nicht der Grund, den behalten wir ja alle schön für uns. Damit ist es ein gewöhnlicher Vertrag. Sieh es als Wiedergutmachung oder Abschiedsgeschenk. Ein Mann deines Formats wird sich doch nicht lumpen lassen.«
Es war interessant, Herbert, den ich sonst nur mit wehleidigem Gesicht und Prophylaxetabletten kannte, knallhart zu erleben. Wenn er so sachlich und trocken durchgriff, konnte man sich gar nicht vorstellen, wie er nachts panisch nach Katharina rief, weil er glaubte, Herzrhythmusstörungen zu haben.
»Pah, das ist Erpressung! Damit kommt ihr
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