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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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Schwester. Offenbar fühlte sich Kati etwas eigenartig davon berührt, daß sich das Leserinnenpublikum dieser Österreicherin bloß für X und dessen Abgang interessierte, nicht aber für die Schauspielerin Katharina Gasser, und daß sie selbst für dieses Leserinnenpublikum eigentlich gar nicht vorhanden war, abgesehen von dem Kuß ganz am Ende der gestrigen, letzten Folge. Wahrscheinlichbeneidete die gesamte weibliche Leserschaft dieses Magazins Kati um diesen einen Kuß, und das allein war der Grund für dieses heutige Interview, sonst nichts. Allerdings sagte Kati dazu überhaupt nichts, sondern redete nun plötzlich ihrerseits ganz begeistert über eben dieses Leserinnenpublikum daher. Sie habe selbst aus den Reaktionen herausspüren können, behauptete sie nun, wie berührt das Publikum von der besagten Folge sei, das Publikum und folglich die Leserinnen des Magazins hätten ein sehr feines Gespür für dies und das, Kati lobte diese Leserschaft jetzt über den grünen Klee, und zwar ohne jeden Grund, offenbar gehörte das einfach zum Tonfall dazu, in dem solche Interviews geführt wurden. Gasser betrachtete die Reporterin. Sie trug ein zitronengelbes Kostüm und saß mit verwinkelten Beinen da, in einer völlig verkrampften Haltung, aber immer lächelnd und begeistert. Sie hing geradezu an den Lippen Katis, andererseits war sie augenscheinlich gar nicht zugegen und interessierte sich in keiner Weise für das, was Kati sprach. Irgendwie wirkte sie sogar nervös. Sie sagte jetzt, daß sie naturgemäß noch ein Bild von Kati benötige und deshalb einen Photographen aus Bozen herbestellt habe, der aber leider (sie schaute auf ihre Uhr) nun doch verspätet sei, möglicherweise sei er auf der Autobahn steckengeblieben, der Verkehr heute sei schlimm. Ja, der Verkehr sei schlimm, sagte Kati und nickte lächelnd. Das Mikrophon war unterdessen abgeschaltet. In diesem Augenblick betrat der Photograph den Nussbaumer.Gasser machte einen Schritt zur Seite. Der Photograph lief auf die Österreicherin zu, wechselte zwei Worte mit ihr, musterte dann kurz Kati, murmelte irgend etwas zur Begrüßung und begann an seiner Kamera herumzumachen. Währenddessen musterte er den Raum. Stimmen: Ah, die Gasser werde photographiert. Macht Platz, geht auseinander, sie wird jetzt photographiert! Ein Photograph sei angereist. Sei der Photograph bekannt? Einige behaupteten, der Photograph habe auch schon den Landeshauptmann photographiert. Alle waren beeindruckt und verfolgten die Szene. Wohin der Photograph schritt, trat man zur Seite, die Klausner gaben der Berühmtheit nach wie eine formbare Masse, die bereits dem kleinsten Druck weicht. Allerdings war der Photograph so hektisch in seiner Tätigkeit, daß er das kaum wahrnahm. Er setzte Kati auf einen Stuhl, ließ sie zwei oder drei Posen einnehmen, dann stellte er sie vor eine Holzsäule, wechselte ein paar Mal seinen Apparat, anschließend spannte er sogar noch einen Schirm auf und entflammte einen Scheinwerfer auf einem Stativ, dann saß er noch kurz an einem leeren Tisch, trank ein Glas Weißwein mit Wasser gemischt und starrte dabei in eine vollkommene Leere, etwa eine Minute, dann ging er wieder. Von der Hektik des Photographen waren alle Klausner beim Nussbaumer sehr beeindruckt. Von einem Termin zum nächsten, das vermittelte ihnen den Eindruck absoluter Wichtigkeit. So könnte ich nicht leben, sagte jemand. Aber schließlich, wir sind auch nur Klausner, sagte ein anderer. Einigeblickten hierbei mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck auf Katharina Gasser. Diese und ihre Assistentin standen unterdessen noch einen Augenblick mit der Österreicherin herum, alle drei komplimentierten sich gegenseitig und bekundeten, wie großes Vergnügen ihnen diese Begegnung bereitet habe, denn normalerweise, so alle drei, seien diese Termine ja immer etwas … wie soll man bloß sagen … aber dieser Termin habe ihnen allesamt eine große Freude bereitet etcetera . Die Reporterin verließ daraufhin den Nussbaumer, damit war der Termin für Katharina Gasser erledigt. Gasser, der bislang am Pudl gestanden hatte, setzte sich nun zu seiner Schwester. Die Mitarbeiterin Katis sprang sofort auf und wollte ihn wieder vertreiben, aber Kati sagte der Frau, daß es sich um ihren Bruder handle. Die Mitarbeiterin entschuldigte und stellte sich als Signora Finozzi vor. Gasser trug nach einer kurzen, allgemeinen Konversation mit Kati und der Finozzi seiner Schwester sein Anliegen vor, oder besser gesagt das

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