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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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Öffentlichkeit so forsch über diese Sache sprach. Wie habe sich denn die Sache nun gelöst, fragte er Delazer. Delazer sagte, gar nichts habe sich gelöst. Die beiden Kontrahenten trügen ihren Streit nun brav in den Zeitungen aus, neulich habe Zurner sogar Handzettel verteilt, in Brixen auf dem Domplatz, diese Handzettel sollten die Brixner Bürger darüber aufklären, wie wichtig das Zurnersche Projekt für die Stadt sei und daß er das alles bloß aus karitativen Gründen mache. Gasser: Was denn für ein Projekt? Was habe denn dieser Zurner für ein Projekt im Sinn? Delazer: Zurner behauptet nun seinerseits, dort bauen zu wollen. Er nennt dieses Projekt Wohnen in Brixen . Er hat ein Architekturbüro mit der Planung beauftragt, aber er, Delazer, vermute, daß Zurner bloß den Preis für das Ploderburggrundstück in die Höhe treiben wolle. Denn eines glaube er, Delazer,nämlich daß Zurner auf lange Distanz gesehen an Laner verkaufen wolle und daß er das Grundstück nur gekauft habe, um es sich zweifach und dreifach vergolden zu lassen. Delazer schaute die beiden Damen an, die ihn ob seines Vortrags mit mehr oder minder offenen Mündern anstarrten, sei es, weil sie es für absolut skandalös hielten, was er erzählte, sei es, daß sie es überhaupt nicht verstanden und daher absolut langweilig fanden … Gasser lief dann eine Weile durch die Straßen und dachte immer wieder über diese Begegnung beim Nussbaumer nach. Vor allen Dingen dachte er darüber nach, was Delazer ihm über diesen Zurner und die Ploderburg erzählt hatte. Auer hatte ihm neulich ebenfalls von der Ploderburg erzählt, denn er war öfter in diesem Gebäude gewesen, er hatte dort mit irgendwelchen dieser Marokkaner oder Albaner getrunken und sich ein paar Tage in der Burg aufgehalten. Er hatte dort übernachtet und diese Burg für die besagten Tage gar nicht verlassen, hatte im Garten herumgesessen mit diesen Marokkanern oder Albanern (vielleicht auch Menschen ganz anderer Nationalität, oder mit Badowsky), sie hatten dort einen Ochsen gegrillt und mußten unmäßig getrunken haben, allerdings hatte Auer nicht sehr ausführlich davon erzählt. Er hatte jedoch immerhin berichtet, daß sie dort mit einem Gewehr auf Flaschen geschossen hatten. Möglicherweise aber auch stimmte das nicht, denn Auer erfand oft solche Geschichten oder übertrieb sie maßlos. Auer hatte auch irgend etwas von einer feuchten Matratze erzählt, von einem eingefallenenDach und davon, daß er so besoffen gewesen sei, daß er sich einen halben Tag in einer Toilette selbst eingesperrt hatte, ohne sich daraus befreien zu können, aber Gasser wußte weder, was Auer auf der Burg eigentlich gesucht hatte, noch mit wem er dort in Kontakt gekommen war. Gasser nahm sich vor, Auer danach zu fragen. Er hatte plötzlich ein fast begieriges Interesse, so bald wie möglich ebenfalls die Ploderburg aufzusuchen, um dort vorgestellt und mit den Leuten bekannt gemacht zu werden … Gasser lief in irgendeine Wirtschaft, ließ sich Papier geben und notierte sich alles das, was Delazer über die Burg und Zurner erzählt hatte, so wörtlich wie möglich. Er schrieb fünf Seiten, diese Seiten steckte er in seinen Mantel, dann ging er in den Keller und schaute das Eisacktaler Tagblatt der letzten drei Tage durch, konnte aber nur einen einzigen Artikel finden, der etwas mit Zurner zu tun hatte, allerdings bloß am Rande. Das heißt, nicht einmal Zurner selbst wurde in diesem Artikel erwähnt, sondern einzig seine Diskothek, das Sam . ( Sam sollte offenbar nichts weiter bedeuten als eben den angloamerikanischen Vornamen Sam .) Gasser las den Artikel trotz seiner Beiläufigkeit mit größter Aufmerksamkeit. In dem Artikel wurde über den Südtiroler Vogelschutzbund berichtet, der bei der Gemeinde Brixen ein wissenschaftliches Gutachten über die für Zugvögel katastrophalen Folgen des Lichtstrahlers der Brixner Diskothek Sam abgegeben habe. Gasser riß sich diesen Artikel aus und steckte ihn ebenfalls ein. Anschließend ging er indas Büro des Fremdenverkehrsvereins und arbeitete für den gesamten restlichen Tag. Er verbrachte dort die ganze Zeit, indem er zuerst seinen Stuhl hinter eine Stellwand rückte, so daß er nicht gesehen werden konnte, dann seine Füße auf das gegenüberliegende Regal legte und solcherart vor sich hin dachte, über alle möglichen Dinge. Er war mit der Zeit von diesem dauernden Nachdenken so erschöpft, daß er fast eingeschlafen wäre, wären nicht immer wieder

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