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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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vieles war auch meine Schuld, weil ich nich oft da war. Aber er war da. Er. Dann traf sie sich mit der Fotze. Dem.
    Als ich sie zur Rede stellte, lachte sie mir einfach ins Gesicht. Erzählte mir, wie er im Bett war. Besser als ich, viel besser als ich, sagte sie. Ein echtes Tier, erzählte sie mir. Brachte es die ganze Nacht. Ein Schwanz wie ne Dampframme. Ich stellte ihn mir vor und konnt’s nich glauben. Sie musste von nem andern reden. Das konnte nich McMurray sein, nich Polmont, dieses scheißnervöse, flennende Weichei, Doyles feige Marionette.
    Sie redete und redete, und ich wollte bloß, dass sie aufhört. Sagte ihr, sie soll ihr dreckiges Nuttenmaul halten, aber das hatt ich ihr schon oft gesagt, und das Einzige, was sie dann tat, war, es noch weiter aufzureißen. Ich konnt’s nich ertragen. Ich riss sie an den Haaren. Sie schlug mich, und wir kämpften. Ich hatte ihre Haare gepackt, und, fuck, Gott steh mir bei, ich wollt sie allemachen. Ich hatte meine Hand zur Faust geballt, riss sie zurück und
    und und und
    und meine Tochter stand hinter mir, sie war aus ihrem Bettchen aufgestanden, um zu sehn, was das für n Krach war. Mein Ellbogen knallte in ihr Gesicht, zertrümmerte eine Seite ihres Gesichts, ihre zerbrechlichen, kleinen Knochen …
    ich hab das doch niemals gewollt
    nie die kleine Jacqueline verletzen wollen.
    Aber das Gericht sah das ganz anders. Ich kam wieder ins Gefängnis, nach Saughton, n richtiger Knast diesmal, kein Jugendknast. Wieder drin, mit viel Zeit zum Nachdenken.
    Zeit zum Hassen.
    Wen ich aber am meisten hasste, das war nich sie und nich mal er. Ich war’s: ich, der blöde, schwachsinnige Trottel. Oh, das Arschgesicht hab ich grün und blau geschlagen. Ich hab’s ihm mit allem gegeben; mit Alkohol, Pillen, Smack. Gegen Wände geboxt, bis die Knochen in den Händen brachen und sie auf die Größe von Baseballhandschuhen anschwollen. Mit Zigaretten hab ich mir schmutzig-rotbraune Löcher in die Arme gebrannt. Ja, den Wichser hab ich gründlich durch die Mangel gedreht, den Bastard hab ich nach Strich und Faden zur Sau gemacht. Und das hab ich so unauffällig, so verstohlen getan, dass es hinter dem frechen, bedröhnten Grinsen kaum einer bemerkte.
    Von den andern Fotzen hielt ich mich fern. Unterlassungsurteil. Bin ihnen bis heute ferngeblieben. Und jetzt steht die Kuh direkt vor mir, nur n paar Schritte weg.
    Das Schlimme war nich mal, sie zu sehn, sondern die kleine Jacqueline: wie die Kleine rumlief. Das kleine Mädchen so sehen zu müssen; sie trug ne Brille. Das machte mich dermaßen traurig. Eine Brille bei nem kleinen Mädchen in dem Alter. Ich dachte an die Schule, die Hänseleien, wie beschissen grausam wir sein können, wenn wir klein sind, und daran, dass ich nichts tun konnte, um sie davor zu beschützen. Dachte daran, wie was dermaßen Einfaches, total Blödes, Kosmetisches, völlig Harmloses wie ne Scheißbrille die Art verändert, wie Menschen sie wahrnehmen, und wie sie aufwächst.
    Hat sie von ihrer Ma; die Kuh war zeitlebens blind wie ne Scheißfledermaus. Einen Schwanz konnte sie allerdings schon aus ner Meile Entfernung sehn, da hatte sie nie Probleme. Als wir zusammen waren, redete sie immer davon, sich Kontaktlinsen anzuschaffen. Außer Haus setzte sie nie ne Brille auf, und ich musste immer dicht bei ihr bleiben wie n beschissener Blindenhund. Aber sie war die Scheißhündin. Zu Hause war’s ihr egal; da lief sie rum wie dieses fette Mädchen aus On the Buses . Aber jetzt scheint sie was sehn zu können, offensichtlich hat sie sich welche gegönnt: Deswegen trägt die Kleine diese unverkennbar abgelegten Sachen. Da sieht man, wo die eitle Kuh Prioritäten setzt. Jetzt hat sie Jacqueline die Brille abgenommen und putzt sie mit nem Taschentuch, steht in ihrer schäbigen Jacke da und putzt meiner Kleinen ihre billige Brille. Und ich muss denken, kannste nich wenigstens n sauberes Tuch nehmen …
    … warum kann ich das nich für die Kleine tun …
    Kein Besuchsrecht, fuck.
    Und obwohl ich hätt weggehn sollen, geh ich gradewegs auf die andere Straßenseite zu ihnen hin. Wenn diese Kuh Kontaktlinsen trägt, sollte sie die umtauschen, denn sie sind scheiße. Ich steh ihr praktisch schon auf den Quanten, bevor sie mich bemerkt. – Alles klar? sag ich zu ihr und gucke auf Jacqueline runter.
    – Hallo, mein Herz. Die Kleine lächelt, tritt aber n Schritt zurück. Sie tritt meinetwegen n Schritt zurück.
    – Ich bin’s, Daddy, sag ich lächelnd zu ihr. Ich

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