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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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hör die Worte aus meinem Mund kommen, und sie klingen erbärmlich; irgendwie verschüchtert und gleichzeitig miesepetrig.
    – Was willste, fragt mich diese Unperson von Nutte. Sie guckt mich an, als wär ich n Stück weiche Scheiße, und noch bevor ich antworten kann, redet sie weiter: – Ich will keinen neuen Ärger, Andrew, das hab ich dir schon gesagt! Du solltest dich verdammt nochmal schämen, dich vor ihr überhaupt sehn zu lassen. Sie guckt auf die Kleine runter.
    Das war …
    Das war n verdammter Unfall.
    Es war ihre verdammte Schuld … ihre große Fresse, das, was sie gesagt hat …
    Ich würd ihr am liebsten ihre verzerrte, verlogene Nuttenfresse einschlagen, hier rumzufluchen wie die Drecksnutte, die sie ist, und das direkt vor der Kleinen – aber das is ja genau das, was sie will, also reiß ich mich zusammen, um cool zu bleiben, muss mich tierisch, verzweifelt zusammenreißen, um cool zu bleiben.
    – Ich will nur, dass wir uns einigen, ob ich sie ab und zu besuchen kann, dass wir irgendwas ausmachen …
    – Das ist alles längst geregelt, sagt sie.
    – Aye, von dir geregelt, und ich hatte nix dazu zu sagen … Ich merk, dass mir gleich das Blech wegfliegt, und das will ich nich. Ich will nur reden.
    – Wenn’s dir nich passt, erzähl’s deinem Rechtsanwalt, das ist alles längst geregelt, wiederholt sie ganz langsam und betont.
    Einen Scheißrechtsanwalt, wovon quatscht die da? Woher soll ich nen Scheißrechtsanwalt nehmen? Dann sieht sie zu so nem Wichser rüber, der die Straße langkommt, und Tatsache, er isses, und sie zerrt das Kind an der Hand weg. – Komm, da is Daddy …, sie sieht mich mit verächtlich verzogenem Mund an. Ihre Worte bohren sich rein wie n Messer. Wie konnte ich bloß je was mit der anfangen? Ich muss völlig verrückt gewesen sein.
    Und dann steht er da und guckt mich an, den Kopf so zur Seite gelegt. Hat immer noch diese komische Statur, nich mager, aber platt, als hätt ihn ne Dampfwalze überrollt. Sieht von vorn breit aus, aber nich von der Seite: als könnt man ihn unter der Tür durchschieben. – Daddy … sagt die Kleine und läuft auf ihn zu. Er umarmt sie und schiebt sie dann rüber zu der Nutte, die der arme kleine Engel Ma zu nennen gelernt hat. Er flüstert ihr was ins Ohr, und sie nimmt die Kleine an der Hand und geht n Stück mit ihr die Straße runter. Die Kleine sieht sich zu mir um und winkt mir zaghaft zu.
    Ich versuch, tschüss, Herzchen zu sagen, aber es kommt nichts raus. Ich heb die Hand und winke Jacqueline zurück, seh zu, wie sie weggehen, die Kleine stellt ihr Fragen. Nich dass die ahnungslose Kuh in der Lage wär, sie zu verstehn, geschweige denn, zu beantworten.
    Er ist näher rangekommen, klebt mir jetzt fast im Gesicht.
    – Was zum Teufel willste hier? fängt er an, aber er zieht bloß ne Show für sie ab, er ist nämlich total am Schlottern, man sieht die Angst in seinen Augen. Jetzt genieß ich’s so richtig, ich genieß diesen kurzen, intimen Moment zwischen uns und hab zum ersten Mal richtig Spaß.
    Ich seh die Fotze an. Den könnt ich problemlos falten, hier und jetzt. Er weiß es, ich weiß es, aber wir beide wissen auch, was los wär, wenn ich’s täte.
    Ich hätt die Bullen und die Doyles am Arsch. Eine echte Traumkombination. Aber ich darf da nich nur an mich denken. Billy hat sich für mich eingesetzt und zum Dank dafür nen Messerstich am Kinn kassiert.
    – Wir ham das doch ein für alle Mal klar gestellt. Zwing uns nich, dir das nochmal beizubringen, sagt er, zeigt auf mich und kratzt sich danach seinen Zinken. Die Nerven. Man sieht, wie seine Augen feucht werden. Mann gegen Mann ist echt nich sein Ding. Wie beim letzten Mal; damals hat er Schiss gekriegt, und den hatter jetzt auch.
    Die Fotze is immer noch total voll Sommersprossen. Mit sechsundzwanzig oder sogar siebenundzwanzig. – Komisch, ich mein mich zu erinnern, dass ich mich beim letzten Mal mehr gefürchtet hab. Vielleicht lag’s daran, dass du damals Gesellschaft hattest, die dir heute fehlt, sag ich grinsend und gucke ihn an und dann über seine Schulter zu ihr und der Kleinen – da krieg ich plötzlich n schlechtes Gewissen. Die kleine Jacqueline sollte so was nich mitbekommen. Sie guckt mich an, und ich kann ihren Blick nicht erwidern. Ich konzentrier mich wieder auf ihn. Dann hör ich n Auto hupen. Er guckt über meine Schulter, sagt: – N andermal, und wendet sich zum Gehen.
    – Ganz genau, du feige Sau, lache ich und wundere mich, was er’s

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