Klebstoff
Soße! ruf ich.
– Nee, Carl, meint er. – Hier gibt’s nicht die großkotzigen fünfzigjährigen Bastarde in Pringle-Pullovern, wie man sie in den Pubs in Leith trifft, die alle Jüngeren immer gleich zu Tomatenmark zermatschen wolln, bloß weil die Wichser selber nich mehr zwanzig sind. Er nimmt den Joint von mir und hält kurz den Rand, um nen Zug zu nehmen. – Aber sind wir ja auch nich mehr. Ein Vierteljahrhundert ham wir drauf. Steinalt.
Er hat Recht, da wird mir ganz anders, wenn ich daran denke. Allerdings sagt mein Alter immer: »Sobald du achtundzwanzig bist, ist der Ofen aus«; also hab ich noch ein bisschen Zeit. In letzter Zeit hat sich viel geändert, ich mach mehr mein eigenes Ding. Gally und Terry hängen noch oft miteinander rum, weil sie beide in der Siedlung geblieben sind. Na ja, Gally pennt in dieser Wohnung in Gorgie, aber das ist hauptsächlich ne Briefkastenadresse für die Sozialhilfeschecks, und er ist nie woanders als in der alten Ecke. Ich und Billy sehn uns ziemlich oft, normalerweise in den Clubs. Wir sind heute Stadtjungs, und deswegen häng ich mehr mit Billy rum. Unsere alten Herrn sind Freunde, sie waren Arbeitskollegen, daher ist unsere Freundschaft quasi vorbestimmt. Aber Gally mag ich eigentlich immer noch am liebsten, selbst wenn er mir echt auf den Sack geht, wenn er in den Club kommt. Er vertickt Pillen, was mich nicht stört, aber manchmal ist die Qualität nicht besonders und versaut einem den Abend. Und manchmal ist er nicht besonders diskret. Terry ist ein Einbrecher, das ist ne ganz andere Welt, und er hat sein eigenes Netzwerk. Wir sind trotzdem noch gut befreundet, aber vielleicht nicht mehr so dicke wie früher.
Jaja, wie die Zeit vergeht und die Dinge sich ändern. Aber Schluss mit dem Scheiß; jetzt ist es Zeit, zu schwelgen und zu jubeln und holde Schönheiten zu entjungfern … schön wär’s.
Gott, Elsa und Gudrun … aber Rolfs Gretchen … aye, da weiß man nich, für wen man sich entscheiden würde. Das ist immer so, wenn man viele fitte Mädchen zusammen sieht, der Kumulationseffekt. Man braucht Zeit, um Unterschiede feststellen zu können. Ich versuch cool zu bleiben, denn ich hasse es, mich vor Mädchen zum Affen zu machen, und das passiert leicht unter Alkohol. Ich finde, das hier ist genau der richtige Ort, um sich mit nem netten Mädchen ganz dem Bumsen hinzugeben. Ich könnte mich hier für ein paar Tage mit einer von den kleinen deutschen Perlen einigeln und so meinen anstrengenden Kollegen entrinnnen, besonders Mr. Galloway, mit dem es wie ein Yo-Yo auf und ab zu gehen scheint.
Eine große, schwarze Katze ist ins Zimmer gekommen. Gally hat sie eine Weile gestreichelt, und nun sitzt sie auf ner Stuhllehne und guckt Birrell an, fixiert ihn. Er starrt mit seinem Boxerblick zurück.
Marcia geht hin, schreit irgendwas auf Deutsch, und die Katze haut ab und springt aus dem Fenster. Dann dreht sie sich zu uns um und meint: – Ein räudiger Straßenkater.
– So sollte sie über Gally aber nicht reden, sag ich, und ein paar von ihnen verstehen es und lachen. Wolfgang sagt: – Ja, ich sollte ihm nicht die Nahrung geben. Er verspritzt seine Pisse, wenn er reinkommt.
– Ich bin jetzt müde, sagt diese Marcia abrupt und verdreht die Augen.
– Ihr müsst alle hier bleiben, lallt Wolfgang mit schweren Lidern. Die Fotze ist echt stoned. Marcia funkelt ihn wütend an, aber er kriegt es nicht mit. – Bleibt die ganze Woche, wenn ihr wollt. Es ist genug Platz, meint er und wedelt mit seinem Joint rum.
Nee, geil!
Diese Marcia sagt was auf Deutsch zu ihm, dann setzt sie dieses absolut falsche Lächeln auf und sagt zu uns: – Ihr macht Urlaub, und ihr wollt sicher nicht an uns gekettet sein.
– Doch, doch, mein ich, – das wär toll, ehrlich. Ihr seid die nettesten Leute, die wir kennen gelernt ham, sag ich total bekifft.
– Nich, Gally?
– Aye, und nich nur von hier. Von überall, wo wir schon warn, gurrt er und guckt Gudrun und Elsa verzückt an. – Und das is Tatsache.
Ich guck zu Birrell, der wie üblich gar nichts sagt. – Wenn das mit euch okay ist, wär das toll, mein ich.
– Dann abgemacht, meint Wolfgang und guckt kurz Marcia an, als wollte er sagen, die Bude hier gehört meinen Eltern, schon vergessen?
– Super, sagt Gally und denkt dabei garantiert an die Knete, die er spart.
Billy ist allerdings sickig. – Wir ham grad erst was gefunden. Und wir müssen auch an Terry denken.
– Stimmt … ich hatte versucht, nicht an die
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