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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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der Übung geben … und dann, er zeigt auf sich, – gut.
    Ich wette, dass ist Schwachsinn und der Typ ist erstklassig. Geld scheint er nicht wenig zu haben, das verdammte Bonzenkind, daher kann man drauf wetten, dass er ständig an den Decks hängt. Aber er hat uns mit hierhin genommen, also will ich nichts gegen den Jungen gesagt haben. Er zeigt uns kurz das Haus. Es ist ein toller Kasten, mit lauter leeren Zimmern. Er erzählt uns, dass er zwei kleine Schwestern und zwei kleine Brüder hat, die alle in Hamburg bei seiner Ma sind.
    Es klingelt an der Tür, und Wolfgang geht nachsehen und lässt uns oben allein.
    – Annehmbar, Mr. Ewart? fragt Gally.
    – Ausgesprochen luxuriös, Mr. Galloway. – Ich bin vielleicht froh, dass Juice Terry nich hier ist, die Fotze hätte den Laden mittlerweile schon komplett ausgeräumt.
    Gally lacht: – Er hätte Alec Connolly mitm Van aus Dalry rüberkommen lassen!
    Das Wohnzimmer ist genial, Eichentäfelung und möbliert im Stil der Alten Welt. Es ist wie eins dieser Zimmer, in denen man alte Fotzen mit distinguiert-sonorer Stimme sitzen sieht, die auf BBC 2 oder Channel 4 interviewt werden, wenn man gerade besoffen nach Haus getorkelt kommt. Die erklären uns dann meistens, warum wir Abschaum sind oder was für begnadete Freunde sie haben. »In gewisser Hinsicht könnte man Hitler als den ersten Postmodernen bezeichnen. Wir sollten ihn als solchen für uns neu entdecken, ebenso, wie wir es in ersten Ansätzen bereits bei Benny Hill tun.«
    Hitler.
    Heil Hitler.
    Ich war so kreuzblöd. Besoffen und am Rumalbern mit den Jungs aus dem alten Fanbus, auf ner kleinen Reise in die gute alte Zeit. Irgendein Arschloch mit Kamera, das als Freelancer arbeitet, erkannte mich aus diesem Artikel über den Club in so ner Musikzeitschrift wieder. Er fragte uns, ob wir Faschisten wären, und ein paar von uns haben als Verarschung diese John-Cleese-Nummer gebracht.
    Ich war blöd. Zu blöd, zu begreifen, dass die selbst zwar so »ironisch« sein können, wie sie wollen, Jungs aus dem Plattenbau das aber noch lange nicht dürfen. Selbst wenn wir damit groß geworden sind, nur dass wir das »verarschen« nannten.
    Aber Scheiß drauf, das Zimmer hier ist größer als die alte Sozialwohnung von meinen Alten und ihr neuer Schuhkarton in Baberton Mains zusammen. Jetzt sind auch Rolf mit seiner Freundin Gretchen und noch drei andere Mädchen da: Elsa, Gudrun und Marcia. Gally ist total uncool, wenn er auf ein Mädchen steht, es sieht aus, als würden ihm die Augen aus dem Kopf fal len, und man merkt, dass er voll auf diese Gudrun abfährt. Aber die Mädchen sehen alle drei klasse aus, man wüsste gar nicht, für welche man sich entscheiden würde. Es ist nur dieses plötzliche Überangebot, dieses Auftreten von Torten en masse , das einen einfach umhaut. Ich hab das Gefühl, als müsste ich mich schwer zusammenreißen, um cool zu bleiben, aber wenigstens Birrell hat sich etwas Würde bewahrt und steht auf, um allen die Hand zu schütteln.
    Es kreisen ein paar Joints mit Gras und Dope, und wir ziehen gut einen durch, außer Birrell, der höflich ablehnt. Sonderbarerweise beeindruckt das die Mädchen. Ich erkläre, dass Billy bald nen Kampf hat.
    – Boxen … ist das nicht sehr gefährlich? Für diese Gelegenheit hat Birrell einen Spruch drauf. – Das ist es … für jeden, der doof genug ist, mit mir in den Ring zu steigen.
    Wir lachen alle, und Gally zeigt ihm den Mittelfinger. Billy macht eine knappe, spöttisch gemeinte Verbeugung zur Entschuldigung.
    Ich versuche rauszufinden, wer hier mit wem pennt, damit ich nicht versehentlich irgendwem auf die Zehen trete. Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, meint diese Marcia: – Ich bin Wolfgangs Freundin. Ich wohne hier bei ihm.
    Darüber bin ich erleichtert, denn bei näherer Betrachtung wirkt dieses Mädchen etwas nüchterner und strenger als die anderen. Ich weiß, dass ihre Freundin Gretchen Rolfs Perle ist, die hab ich schon kennen gelernt. Damit bleiben also Gudrun und Elsa.
    Während der Abend voranschreitet, fang ich gewisse Vibes von dieser Marcia auf; ich glaub nicht, dass sie so begeistert von uns ist. Genauer gesagt, sie mag Galloway nicht, der n bisschen laut wird. – München ist toll, ganz anders als Edinburgh, schwadroniert er, – und wisst ihr, wieso? Weil die älteren Fotzen, äh, die älteren Leute und so viel freundlicher sind. Dann fängt er an, Deutsch zu reden, und sie verstehen den kleinen Wichser sogar.
    – Quatsch mit

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