Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
mit den Rutschen gehört. Ich hab gehört, dass das rote Blut von einer der Rutschen ins Becken geflossen ist, behauptete Catarrh mit insektenhafter Kälte, die Augen zu Schlitzen verengt und mit zusammengepressten Lippen. Er weidete sich an dem Schaudern und dem von Abscheu verzogenen Mund, die er bei Kathryn zu entdecken glaubte. – Blutrot, wiederholte er flüsternd.
    – Quatsch mit Soße, sagte Rab Birrell. Catarrh allerdings begann sich für das Thema zu erwärmen.
    – Ich kenn die Jungs genauso gut wie du, Rab, das solltest du wissen, sagte er in unheilschwangerem Ton, in der Hoffnung, dass Kathryn auf das Rätselhafte und Bedrohliche darin anspringen würde, gehörig beeindruckt wär, Juice Terry abservieren und Catarrh mit nach Amerika nehmen würde. Sie würden ne nette, kleine Zeremonie abhalten, und wenn’s nur der Greencard wegen wär, und schon hätte er ne uneingeschränkte Aufenthaltsgenehmigung. Dann würd er sich mit ner erstklassigen Backingband ins Studio zurückziehen und mit ner Reihe triumphaler, claptonesker, gitarrenlastiger Hits zurück nach Großbritannien kommen. Das war gar nicht so abwegig, überlegte er. Man musste sich bloß diese Shirley Manson von Garbage ansehn, die früher bei Goodbye Mr. McKenzie mitgespielt hatte. Hat eine Minute hinter Big John Duncan und nem Keyboard im The Venue auf der Bühne gestanden und in der nächsten setzt sie Amerika in Flammen. Er könnte es genauso machen. Dann würden sie ihn Johnny Guitar nennen, bei seinem richtigen Namen, statt bei dieser grässlichen Verballhornung, die sie ihm angehängt hatten.
    Juice Terry hatte tierischen Kohldampf. Er dachte, dass er gut ein Curry vertragen könnte. Terry hatte die Nase voll von der Richtung, die das Gespräch eingeschlagen hatte: direkt auf Catarrhs Hooligan-Geschichten zu. Wenn man ihn ließe, würde er pausenlos weiterreden. Alle kannten sie schon in-und auswendig, aber davon ließ sich Johnny nicht abhalten. Besonders jetzt, wo er mit Kathryn jemand Neuen gefunden hatte, dem er damit ein Ohr abkauen konnte. Terry stellte sich vor, er könnte ganz bis ans Ende gucken und Catarrh auf seinem Sterbebett sehen. Da würd er liegen, ein neunzig Jahre alter, verschrumpelter Catarrh, aus dem die Schläuche raushingen. Eine ganz verstörte, betäubte, alte Frau und betretene Kinder und Enkelkinder würden nach vorne gebeugt seinen letzten atemlosen, krächzenden Worten lauschen, und die wärn: – … und dann, als wir damals in Motherwell waren … war die Saison neunzehnhundertachtundachtzigneunundachtzig, glaub ich … wir hatten nen Mob von rund dreihundert Mann … aaagggghhh …
    Dann würd das EKG keinen Ausschlag mehr zeigen, und Catarrh wär unterwegs zu der großen Klopperei im Himmel.
    Nein, Terry wollte heut Abend nichts von dem Scheiß hören. Die Fotze vergaß, dass es Leute wie er, wie Juice Terry waren, die auf den Rängen ihren Mann gestanden hatten, bevor es üblich wurde, n großes, schlagkräftiges Team hinter sich zu haben. Die Schalträger-Truppe in den alten Zeiten war zugegebenermaßen ein ziemlich mieser Mob gewesen. Sie neigten dazu, einzelne glorreiche Siege zu verklären, aber die zahllosen Male, in denen sie Fersengeld gegeben hatten, zu beschönigen oder zu leugnen; Nairn County (Freundschaftsspiele in der Sommerpause), Forfar, Montrose. Außerdem hatten sie mehr unerbittliche Schlachten untereinander geschlagen als gegen irgendjemanden sonst. Eigentlich ein echter Scheißmob. Er musste einräumen, dass die Hools, die nach ihnen gekommen waren, ne Klasse besser waren, aber nicht Birrell oder Catarrh. Die hatten bei weitem nich zu den Jungs in der ersten Reihe gezählt.
    Terry wechselte rasch das Thema. – Wette, du hast jede Menge Kohle, was, bei all den Hits, wagte er sich bei Kathryn vor und kam so auf eins seiner Lieblingsthemen zu sprechen. Scheiß auf Catarrh, er bestimmte, was hier Thema war.
    Kathryn lächelte sanftmütig. – Ich hab Glück, vermute ich. Ich werd gut für das bezahlt, was ich tue. Ich hatte vor einiger Zeit Ärger mit der Steuer, aber mein Backkatalog läuft gut. Ich hab ein bisschen was auf der hohen Kante.
    – Da wett ich drauf! dröhnte Terry und bezog Catarrh und Birrell mit ein. – John Boy! Rab! Hört euch das an! Was soll das heißen? Sag an! Er nickte Kathryn zu.
    Ihr Blick wurde nachdenklich. – Manchmal ist Geld nicht alles … sagte sie leise, aber niemand hörte ihr zu.
    – Gut bezahlt für das, was sie macht! Goldene Schallplatten!

Weitere Kostenlose Bücher