Klebstoff
ich unter Leith versteh.
Franklin guckte verblüfft.
– Meinen Sie runter zum Hafen, oder am Ende vom Leith Walk, oder Pilrig, wo Edinburgh in Leith übergeht? Wohin in Leith?
– Ist das hier schon Leith?
Der Fahrer sah zur Boundary Bar rüber. – Hier fängt es an. Steigen Sie einfach hier aus, und gehn Sie zu Fuß. Aber da gibt’s jede Menge Pubs.
Franklin stieg aus und reichte dem Mann ermüdet etwas Geld. Es war überhaupt nicht weit gewesen. Er versuchte es schnell zu überschlagen und schätzte, dass er für den Tarif ganz Manhatten hätte abfahren können. Wütend betrat Franklin eine spartanisch eingerichtete Bar, aber es war keine Kathryn zu sehen. Eigentlich war es schon unmöglich, sie sich überhaupt an einem solchen Ort vorzustellen. Er hielt sich nicht auf.
Als er an einer anderen Bar vorbeikam, merkte er, dass der Fahrer Recht gehabt hatte, sie konnte überall sein, hier schienen wirklich alle eine Nachtkonzession zu haben.
In der nächsten war immer noch keine Kathryn, aber er bestellte einen Drink.
– Großen Scotch, nickte er dem Barkeeper zu.
– Das is n amerikanischer Akzent, Kumpel, aye? fragte eine Stimme neben seinem Ohr. Er war sich vage bewusst gewesen, dass jemand neben ihm stand. Als er sich umdrehte, erblickte er zwei Männer mit Bürstenhaarschnitt. Sie sahen wie herkömmliche harte Typen aus, einer hatte einen leeren Blick, der in krassem Gegensatz zu seinem breiten Lächeln stand.
– Yeah… – Amerika, was, Larry. Fand ich echt klasse da. New York, da war ich mal. Biste zum Festival hier, Kumpel, aye? – Yeah, ich bin …
– Das Festival, schnaubte der Mann. – Ein Haufen gequirlte Scheiße, wennde mich fragst. Gutes Geld für nix verplempern. Hey! rief er dem Barkeeper zu, – noch n Scheißwhisky für unsern amerikanischen Kumpel hier. Und für Larry und mich auch.
– Nein, wirklich … wollte Franklin ablehnen.
– Doch, wirklich, sagte der Mann in so kaltem, beharrlichem Tonfall, dass Franklin Delaney mit Mühe ein Zittern unterdrückte.
Der Barkeeper, ein großer, stämmiger Typ mit rötlichem Gesicht, schwarzgefasster Brille und einer hochstehenden Mähne rotblonden Haares sang fröhlich: – Drei große Whisky, schon unterwegs, Franco.
Der andere Mann, der Larry genannt wurde, legte sein Gesicht in verschwörerische Falten. – Aber eins verrat ich dir, Kumpel, amerikanische Bräute: scharf wie Nachbars Lumpi. Lassen sich nich lang bitten. Das ist es, was ich mache, wenn Festivalzeit ist, ich schmeiß mich an alles ran, was nen amerikanischen Akzent hat. Australierinnen, Neuseeländerinnen und so weiter. Total geil auf Sex, sagte er und hob sein Glas an die Lippen.
– Hör gar nich auf die Fotze, Kumpel, das is n Sexmonster, sagte der Mann, der Franco genannt wurde, – der denkt an nix anderes, als wie er zum Einlochen kommt.
– Aber echt, Franco, manche Fotzen sagen, das hätt was mit der Kolonialgeschichte zu tun, sich von den Komplexen der Alten Welt frei machen. Was meinst du dazu, Kumpel?
– Nun ja, ich weiß wirklich nicht …
– Das ist gequirlte Scheiße, fauchte Franco, – Torten sind Scheißtorten. Scheißegal, woher sie kommen. Manche sind ohne Ende am Ficken, andere nich.
Larry hob beschwichtigend die Hände und wandte sich mit einem Funkeln in den Augen an Franklin. – Machen wir’s so, Kumpel, du schlichtest den Streit, unter Freunden sozusagen.
Franco sah ihn herausfordernd an.
– Echt, die Fotze hier ist n Mann von Welt, du bist schon ziemlich rumgekommen, nich, Kumpel? fragte Larry, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen. – Also sach uns, wenn du’s kannst, ficken amerikanische Schnallen öfter als europäische?
– Sehen Sie, ich weiß das nicht, ich will nur in Ruhe etwas trinken und dann wieder gehen, erwiderte Franklin.
Larry guckte Franco an, sprang dann vor, packte Franklin am Revers und drückte ihn gegen die Theke. – Wir sind wohl nich gut genug, einen mit dir zu trinken, du verwichste Amisau? Du trinkst jetzt einen mit uns!
Franco ging dazwischen und begann Larry langsam wegzuschieben. Aber Larry hielt Franklin, dessen Herz raste, weiter fest.
– Regt euch ab, Jungs, sagte der Barkeeper.
– Lass die Fotze los, Larry, ich sag’s dir im Guten, sagte Franco mit gepresster Stimme.
– Nee. Der geht mit mir raus. Den mach ich alle.
– Wenn irgendne Fotze mit dir rausgeht, dann ich. Ich hab dein Gelaber langsam satt, knurrte Franco.
– Ich wollte doch nur einen Drink, bettelte Franklin.
–
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