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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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meine Paranoia –, dass Terry der Beste für diese Aufgabe gewesen wär. Selbstsicherer, erfahrener, eine Idee älter, ein verheirateter Mann mit nem Kind unterwegs. Weiß der Henker, was ich gesagt hab, ich kann mich nicht erinnern.
    Gail sah umwerfend aus, sie sah aus wie eine richtige Frau. Gally dagegen schien in dieser Jacke und in dem lächerlichen Kilt dazu noch mehr zu schrumpfen. Er sah aus, als wär er zwölf, nicht achtzehn, als fiele er noch unters Jugendstrafgesetz. Die Hochzeitsfotos sagten alles, selten ein Paar gesehen, das schlechter zueinander passte. Da waren ein paar sehr zweifelhafte Gestalten unter ihrer Hälfte der Gäste, so ne Doyle-Schwester und n paar Fotzen, die ich nicht kannte, die aber mit Dozo rumhingen. Ich hab immer noch ein paar von den Hochzeitsfotos. Die Doyle-Schwester und Maggie Orr waren die Brautjungfern. Ich seh wie vierzehn aus, passend zu Gallys zwölf, kleine Jungs, die mit ihren Mas oder zumindest ihren großen Schwestern da sind.
    Ich war bester Laune, denn ich war mit Amy von der Schule da. Ich war zwei Jahre lang auf dieses Mädchen scharf gewesen, und als ich dann mit ihr ging – ich glaub, die Hochzeit war unser zweites Date –, musste ich unentwegt nach Haaren in der Suppe suchen. Nachdem ich sie dann gebumst hatte, war’s gelaufen. Aber da war ich nun und produzierte mich mit der ganzen nassforschen Arroganz des kleinen Hab-grad-ficken-dürfen-Jungen, als hätt ich den Sex erfunden.
    Gail stahl allen die Show. Sie war sexy. Ich beneidete Gally. Gerade erst aus dem Bau und ging jede Nacht mit nem Mädchen ins Bett, das achtzehn war und wie einundzwanzig aussah. Auch wenn man den Abdruck des Pistolenlaufs förmlich an seiner Schläfe sehen konnte, merkte man Gail noch nichts an. Terrys Frau Lucy war zur selben Zeit schwanger. Ich erinnere mich noch, dass Terry und sie nen wüsten Streit hatten, worauf sie mit einem Taxi nach Haus fuhr. Ich glaube, Terry ging später mit der Doyle-Schwester weg.
    Ich wollte Gail in einer Bar treffen, aber sie sagte, sie müsse mich wirklich unter vier Augen sprechen, und kam in meine Wohnung. Ich war beunruhigt. Ich machte mir Sorgen, dass ich nicht fähig sein könnte, nein zu sagen, wenn sie von mir gefickt werden wollte.
    Wie sich rausstellte, hätte ich mir meine Sorgen sparen können. Gail war völlig aufgelöst. Sie sah schrecklich aus. All ihre Lebhaftigkeit und aggressive Sexualität waren verschwunden. Ihre Haare waren strähnig, sie hatte tiefe Ringe unter den Augen. Ihr Gesicht war aufgedunsen und verquollen, und ihr Körper wirkte in dem ausgebeulten, weiten, billigen Jogginganzug formlos. Es war natürlich kein Wunder: Sie hatte den Vater ihres Kindes verloren, und nun war auch noch ihr Freund in den Hals geschossen worden. – Ich weiß, du musst mich hassen, Carl, sagte sie.
    Ich sagte nichts. Es wäre sinnlos gewesen, das abzustreiten, selbst wenn ich in der Stimmung gwesen wär, es zu versuchen. Es stand mir groß und deutlich ins Gesicht geschrieben. Alles was ich sah, war mein bester Freund, der reglos am Boden lag.
    – Andrew war kein Heiliger, Carl, sagte sie flehentlich. – Ich weiß, du warst sein Freund, aber in Beziehungen haben Menschen manchmal Seiten …
    – Wir sind alle keine Heiligen, sagte ich.
    – Er hat die kleine Jacqueline damals schwer verletzt … er ist an dem Abend völlig durchgedreht, blubberte es aus ihr heraus.
    Ich starrte sie kalt an. – Und wessen Schuld war das wohl?
    Sie hatte das gar nicht gehört, und wenn doch, ignorierte sie es geflissentlich. – Ich und McMurray … das war vorbei. Das ist ja das Blöde daran. Es war vorbei. Andrew hätte das nich zu tun brauchen … ihm in die Kehle schießen …
    Ich spürte einen trockenen Würgereiz in meiner eigenen Kehle. – Andrew hat überhaupt nichts gemacht, schnarrte ich, – und selbst wenn, bild dir bloß nicht ein, er hätt es deinetwegen getan. Er hat es seinetwegen getan, wegen der Art, wie Murray ihm das Leben versaut hat!
    Gail sah mich an, Enttäuschung zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Sie hatte offenkundig auf eine andere Reaktion gehofft, aber es kotzte mich an, dass sie überhaupt irgendwelche beschissenen Erwartungen in mich gesetzt hatte. Die Regal, die sie sich angezündet hatte, schien sie mit zwei Zügen aufgeraucht zu haben, und sie holte ne neue raus. Sie bot mir eine an, und ich hätte wirklich ne Kippe gewollt, aber ich lehnte ab, denn es wär ne Beleidigung Gallys gewesen, wenn ich von der beschissenen

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