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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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diesem Rave und den Fantasy-Pillen angefangen hat, war er manchmal ganz schön am Ende. Jetzt macht er nen richtig fitten Eindruck. Ich hab ihn manchmal morgens gesehen, wenn er die halbe Nacht auf war und nicht die Spur von nem Kater hat. Wenn ihn das umbringt, dann aber auf verdammt angenehme Art, mehr kann ich dazu nicht sagen, nickte Duncan und blickte in die Ferne. – Aber eins sag ich dir, Wullie, ich hätt ihn umbringen können, als ich ihn mit ausgestrecktem Arm im Record gesehen hab. Ich mein, mein Vater unten in Ayrshire, der hat sein halbes Bein dabei gelassen, gegen diese Dreckskerle zu kämpfen, Wullie … Aye, ich bin runtergefahren; er hat zwar nichts gesagt, aber ich wusste, dass er’s gesehen hatte. Mein alter Vater, die Enttäuschung in seinem Gesicht. Es konnte einem das Herz brechen … es schien, als kämen Duncan selbst gleich die Tränen. – Schwamm drüber, lachte er, riss sich zusammen und wies Richtung Küche,
    – sollen sie sich ruhig mal n bisschen ausheulen. Hast du Billys Kampf auf Video?
    – Aye, sagte Wullie und griff zur Fernbedienung. – Sieh dir das an …
    Der Bildschirm wurde hell. Da stand Billy Birrell mit hochkonzentrierter Miene und starrte hinüber zu Bobby Archer aus Coventry. Dann ertönte der Gong, und Billy schoss aus seiner Ecke.

[Menü]
Billy Birrell
DIE HÜGEL
    Es geht wie im Flug, obwohl ein ziemlicher Gegenwind herrscht. Ich renne voll auf den Drecksack zu, gradewegs den Hügel rauf, immer die Hügel runterreißen, die Kilometer fressen, wie Ronnie sagt, immer wie Ronnie sagt. Wir reißen die Hügel runter. Wir fressen Kilometer. Wir bauen Kondition auf. Immer heißt es wir ; echt die Härte. Im Ring ist es das Gleiche, wir können fester zuschlagen als der andere. Seine Schläge können uns nichts anhaben. Aber ich hab noch nie gesehen, dass Ronnie nach dem Gong im Ring oder ohne Kopfschutz nen Schlag eingesteckt hat.
    Pustekuchen, Ron, im Ring ist man immer allein.
    Es geht steil bergauf, und ich seh die Spitze und alle Hindernisse auf meinem Weg. Morgan kommt ins Blickfeld, aber ich kann ihn mir gar nicht genau ansehen, ich lauf einfach durch ihn durch, und ich schätze, das wissen wir beide. Genau wie Bobby Archer, den ich am Wegrand liegen gelassen hab. Das sind nur Stationen auf dem Weg zu Cliff Cook. Ich bin unterwegs zu dir, Cookie, und ich werd dich kräftig nass machen.
    Der alte Cookie, die Nummer Eins von Custom House. Ich mag den Kerl schon, wahrscheinlich mehr, als gut für mich ist. Aber wenn wir uns erst mal im Ring gegenüberstehn, werden wir uns nicht mehr mögen. Egal, wer gewinnt, anschließend setzen wir uns bei nem Bier zusammen. Das wär ja noch schöner, wenn wir uns außer Drohungen und Beschimpfungen nichts mehr zu sagen hätten.
    Nee, wir nich. Es wird wieder. Letztes Mal, als ich ihn noch als Amateur geschlagen hab, war es auch so. Ich bin spät ins Profilager gewechselt, aber nicht zu spät, Cookie. Ich putz dich nochmal.
    Der Anstieg wird steiler, und ich spür’s jetzt in den Waden. Ronnie hat es mit den Waden, Beinen, Füßen. »Der beste Schlag kommt nicht aus der Seele, sondern aus der Sohle«, erzählt er mir ständig, rauf durch den Körper übern Arm in die Hand und von da aufs Kinn.
    Er hat mich jede Menge Kombinationen üben lassen, unser Ronnie. Er meint, ich würd mich zu sehr auf den einen, entscheidenden Schlag verlassen, um sie auszuknocken. Aber ich spüre, dass es sich auszahlt, das muss ich zugeben.
    Außerdem macht ihm meine Deckung Sorgen: Ich geh immer vorwärts, bedräng sie in ihrer Ecke, setz auf meine Kraft, verfolge sie und bring sie zur Strecke.
    Ronnie erklärt mir immer, dass ich, falls ich an nen echten Spitzenboxer gerate, auch mal den Rückwärtsgang einlegen muss. Ich nick dazu, aber ich weiß, was für n Kämpfertyp ich bin. Wenn ich erst mal anfang, rückwärts zu gehen, kann ich gleich einpacken. Dieser Typ Boxer werd ich nie sein. Wenn meine Reflexe nachlassen und ich anfang, Schläge einzustecken, dann war’s das, dann mach ich Schluss mit dem Sport. Denn wirklich mutig isses, sein eigenes Ego abzuschalten und rechtzeitig mit dem Boxen aufzuhören. Den jämmerlichsten Anblick bietet n abgetakelter, alter Boxer, der von nem Youngster, den er noch vor n paar Jahren im Schlaf umgehaun hätte, gequält wird wie ein verwundeter Stier.
    Rauf zur Spitze und dann die sanfte Neigung der Straße auf der anderen Seite runter zum Auto. Aufpassen, dass man sich auf dem Weg bergab keinen Muskel zerrt. Die

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