Klebstoff
sie hatte Angst um ihn. Man konnte nicht ewig Leute verprügeln, irgendwann würde man selber Prügel einstecken müssen. – Selbst wenn sie mit Drogen nichts zu tun haben, macht man sich Sorgen. Ich mein, Billy und seine Boxerei: Er könnte getötet werden, ein Schlag genügt.
– Aber er ist sportlich, er hat nichts mit Drogen zu schaffen, wandte Maria ein. - Heutzutage und in dem Alter heißt das schon was.
– Aye, kann sein, stimmte Sandra zu, – aber ich mach mir trotzdem Sorgen. Ein einziger Schlag. Sie schüttelte sich und führte ihre Gabel zum Mund.
– Ja, so sind Mütter eben, meinte Wullie fröhlich zu Duncan und erntete dafür von Sandra eisige Blicke.
Was faselte ihr Ehemann da? Hatte er sein Idol Muhammad Ali schon vergessen? Hatte er nicht gesehen, was das Boxen aus dem Mann gemacht hatte?
Maria saß vor Empörung steif auf ihrem Platz. – Habt ihr gehört, sie fahren alle nach München, mit dem kleinen Andrew und … sie schlug die Augen nieder und senkte die Stimme, – mit diesem Terry Lawson.
– Terry ist in Ordnung, sagte Duncan, – er ist kein schlechter Kerl. Er hat jetzt eine neue Freundin, scheint n nettes Mädchen zu sein. Ich hab sie neulich in der Stadt getroffen, erzählte er ihnen. Duncan trat immer für Terry ein. Zugegeben, der Junge hatte was von einem Gauner, aber er hatte kein leichtes Leben gehabt und trug das Herz am rechten Fleck.
– Ich weiß nicht, sagte Sandra. – Dieser Terry treibt es schon ganz schön wild.
– Nee, das ist wie mit unserem Robert, widersprach Wullie.
– Das Ganze, die Hooligans und so weiter, das gehört einfach zum Erwachsenwerden. Denkt mal an die Jubilee Gang. Die Val-der Boys. Und dann das Young Leith Team und die Young Mental Drylaw. Und heute sind es die Hooligans. Sozialgeschichte, junge Männer, die erwachsen werden.
– Das ist ja das Schlimme, er geht den gleichen Weg wie dieser Lawson! So was ist sein Vorbild, stieß Sandra hervor. – Und wegen einem Fußballkrawall ist er ja auch schon festgenommen worden. Das hab ich nicht vergessen! Das vergess ich nicht!
– Heutzutage nehmen sie doch wahllos jeden fest bei den Spielen, Sandra, beruhigte Duncan sie, obwohl er spürte, wie in ihm selbst Zorn aufstieg. – Das ist wie mit unserm Carl und dem dämlichen … der verdammte Idiot mit seinem blöden Hitlergruß in der Zeitung. Das sind doch nur dumme Jungs, die vor ihren Freunden angeben wollen. Die tun keinem was. Die sind über alle Maßen verteufelt worden, um die Leute davon abzulenken, was die Regierung seit Jahren treibt, von dem wirklichen Hooliganismus. Hooliganismus im Gesundheitswesen, Hooliganismus im Bildungswesen … Duncan sah die hoch gezogenen Brauen von Maria und Sandra und hörte Wullie lachen. – Tut mir Leid, Leute, da halt ich mal wieder Volksreden, sagte er verlegen, – aber was ich damit sagen will, Sandra, ist, dass euer Rab ein guter Junge ist und nen klugen Kopf auf den Schultern hat. Der ist vernünftig genug, um sich nicht in was wirklich Schlimmes reinziehen zu lassen.
– Das stimmt, Sandra, hör auf Duncan, bat Wullie eindringlich.
Sandra hörte sich das nicht an. Sie legte ihre Gabel hin. – Mein einer Sohn schlägt für seinen Lebensunterhalt Leute im Ring zusammen, und der andere macht das Gleiche auf der Straße zum Spaß! Was ist bloß mit euch dummen, blöden, verdammten Männern los, schluchzte sie, stand mit feuchten Augen auf und rannte in die Küche. Maria ging ihr nach, drehte sich aber nochmal um und zeigte auf Duncan: – Und dein Sohn führt sich auf wie ein dreckiger Faschist! Aye, dieser Terry hat ne schwere Kindheit gehabt. Die hatte Yvonne aber auch, und aus ihr ist was Anständiges geworden. Genau wie aus Sheena Galloway, die war nie im Gefängnis oder hat sich mit Drogen voll gepumpt wie der Junge von Galloways! Maria folgte Sandra.
Wullie und Duncan rollten mit den Augen. – Eins zu null für die Mädchen, sagte Duncan leicht sarkastisch.
– Mach dir nichts draus wegen Sandra, entschuldigte sich Wullie bei seinem Freund, – sie ist immer so, wenn Billy nen Kampf hatte. Versteh mich nicht falsch, ich mach mir auch Sorgen, aber er weiß schon, was er tut.
– Aye, bei Maria ist es dasselbe. Sie hat dieses Zeug über Carl in einer von diesen Musikzeitschriften gelesen, wo er irgendwelchen Quatsch erzählt hat, wie viele Drogen er nimmt. Er hat mir gesagt, dass das alles Blödsinn wär, das sagen sie nur wegen der Publicity, weil die Presse das hören will. Bevor er mit
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