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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Staaten zu verschwinden? Sie kam sich vor wie eine Idiotin.
    Um sie herum pulsierte der beeindruckende Flughafen Charles de Gaulle mit all den geschäftigen Reisenden. Molly kämpfte sich in die Mitte der Flughafenhalle, um nach ihrem neuen Reisegefährten Ausschau zu halten. Sie flog nicht mit ihrem Verlobten oder Freund Reggie, sondern mit dem unwilligen und übellaunigen Pascal. Reglos stand sie da, umklammerte ihre Handtasche und den Griff i hres Koffers, während Rollkoffer, Kinderwagen, Geschäfts leute und Urlauber dicht an ihr vorbeidrängten, manchmal mit nur wenigen Zentimetern Abstand.
    Sie hatte eine schlaflose Nacht hinter sich, allein in ihrem Apartment. Während sie wach lag, hatte sie sich vorgestellt, wie sich Reggie in einem Jumbojet über dem Atlantik zurücklehnte und jede Sekunde ihn weiter von ihr und ihrem gemeinsamen Leben entfernte. War er we nigstens ein bisschen traurig? Oder (und irgendwie schien ihr das am wahrscheinlichsten) fühlte er sich wie ein Gangster in einem Film, dem die Flucht geglückt war und der jetzt erwartungsvoll seine glänzende Zukunft plante, in der es für sie offenbar keinen Platz gab? Der über sie lachte, weil sie sich so leicht hatte täuschen lassen?
    Siehatte geglaubt, ihn gut zu kennen. Schließlich sind vier Jahre eine lange Zeit. Seinen immensen Ehrgeiz, irgendwann einmal zu den Besten in seiner Branche zu zählen und den damit verbundenen Ruhm und Reichtum zu ernten, hatte sie nachvollziehen können. Sie hätte jedoch nie gedacht, dass er zu einer derart spektakulären Flucht fähig gewesen wäre, ohne dass sie das Geringste ahnte.
    Reggie brauchte manchmal etwas Abstand. Ihr war jedoch nie klar gewesen, wie viel.
    Bisher hatte sie noch gar nicht richtig geweint. Und als sie lächelnd die Entschuldigung einer eleganten jungen Frau annahm, deren Sohn ihr mit dem Rollkoffer über den Fuß gefahren war, fragte sie sich, ob es an der Zeit sei zuzugeben, was sie in Wahrheit seit der Trennung gestern Abend spürte: Erleichterung.
    »Mademoiselle.«
    Molly drehte sich um. Pascal, angespannt, mit steinerner Miene und auf altmodische Weise geradezu lächerlich gut aussehend. Über die Schulter trug er einen riesigen, weißen Kleidersack, der herabhing wie ein tosender Wasserfall.
    »Bitte«, sagte sie. »Sie müssen mich Molly nennen.« Aus ihrem aufwühlenden Tagtraum gerissen, hatte sie ganz vergessen, Ehrfurcht vor ihm zu haben.
    »Gern. Dann musst du mich aber auch Pascal nennen.«
    »Abgemacht.« Sie sahen sich einen Moment lang an, unsicher, was sie voneinander halten sollten, bis sich ein neugieriger Spürhund zwischen ihnen hindurchdrängte und der Moment vorüber war. Molly liebte Hunde und ging in die Hocke, um ihn hinter den Ohren zu kraulen, wurde jedoch mit einem missbilligenden Zischen seitens des Hundeführers davon abgehalten.
    Pascal zog einen Koffer hinter sich her, den Molly sofort als handgearbeitete Maßanfertigung aus Delametri Chevaliers Cruise Collection vom Sommer erkannte. Der Koffer kostete ungefähr so viel wie ein Kleinwagen. An Pascals Handgelenk baumelte eine Männerhandtasche aus butterweichem Leder in Marineblau. Sowohl Koffer als auch Handtasche trugen das dezente Markenzeichen in Form eines verschlungen D und C, handgestickt mit einem 22-karätigen Goldfaden.
    »Die Cruise Collection«, war alles, was Molly über die Lippen brachte. »Wie … stilvoll.«
    Pascal nickte schroff, und Mollys Stimmung sank. Er war offenbar schlecht gelaunt. Der Tag kam ihr jetzt schon endlos vor.
    Pascal fasste sie am Arm und beugte sich dicht an ihr Ohr.
    »Hast du dieses Wetter gesehen?«, flüsterte er. »Diesen Sturm! «
    Molly spähte durch die riesige Fensterscheibe nach draußen. Es sah tatsächlich so aus, als würden die Leute, die dort aus Privatwagen und Taxis stiegen, von peit schenden Windböen umtost. Eine ältere Dame lief ihrem extravaganten Strohhut hinterher, der vom Wind erfasst worden war. Ein galanter Taxifahrer stürzte aus seinem Wagen und rettete den Hut. Molly lächelte über die Szene, während der Taxifahrer abwinkte, als sich die alte Dame bei ihm bedanken wollte.
    »Unter solchen Bedingungen werden die doch wohl kein Flugzeug starten lassen? Das wäre Wahnsinn!«
    Molly blickte durch ein anderes Fenster und sah, wie eine Maschine anmutig und geschmeidig in Richtung Startbahn rollte.
    »Du fliegst nicht oft, stimmt’s?«, fragte sie lächelnd.
    Sein kreidebleiches Gesicht war Antwort genug. Er tät schelte die Hülle von

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