Kleider machen Bräute
lachte. »Hör mal, die Wahrscheinlichkeit, in einem Flugzeug seinen zukünftigen Ehepartner kennenzu lernen, ist weitaus größer als die, in einem umzu kommen.«
Während sie zum Sicherheitscheck gingen, schaute sie auf seine linke Hand hinunter und überlegte, ihn etwas zu fragen, was vielleicht als Flirtversuch aufgefasst werden konnte. Schließlich hatte sie sich schon genug blamiert, als sie Delametri am Telefon anhimmelte. Aber sie war nun mal neugierig. »Bist du verheiratet?«
»Nein«, antwortete er und betrachtete den Kabinengang, der ins Flugzeug führte, mit einer Mischung aus Abscheu und nacktem Entsetzen.
Molly hoffte, dass dies die Reise nicht verkomplizierte. In romantischer Hinsicht.
Sie stellten sich ans Ende der Schlange vor dem Sicherheitscheck und bewegten sich zentimeterweise vorwärts. Ganz vorn stand ein umwerfend gut aussehender Steward, der die Reisenden abfertigte und ihnen sagte, zu welchem Gate sie mussten, mit Passagieren plauderte und Kinder zum Lachen brachte, indem er sich zu ihnen hinunterbeugte und komische Grimassen schnitt. Auf der anderen Seite der Sicherheitsschleuse wartete ungeduldig seine Kollegin, eine steife ältere Dame in einer Uniform, die einen Tick zu eng war.
»Sascha, wir müssen an Bord!«, rief sie auf Englisch, was Molly überraschte. Bis ihr klar wurde, dass es sich um eine italienische Fluggesellschaft handelte, bei der Englisch vermutlich Verkehrssprache war.
Sascha hatte jedoch weiter die Schlange entlanggeschaut und Pascal entdeckt. Und Pascal Sascha.
Ihr unmittelbares Zueinanderhingezogensein war so unübersehbar und elektrisierend, dass Molly der Unterkiefer herunterklappte. Sie war manchmal aber auch wirklich schwer von Begriff – natürlich, Pascal war schwul! Alle Anzeichen waren da gewesen, aber sie hatte sie ignoriert, weil sie zu sehr mit ihrem eigenen Mini-Drama beschäftigt war …
Sascha, blond, mit Bräune aus der Tube und Muskeln, die vermutlich auf eine tägliche Stunde im Fitnessstudio zurückzuführen waren, stand plötzlich neben ihnen. »Brauchen Sie vielleicht Hilfe? Monsieur, was kann ich für Sie tun?«
»Ich … ich …«
Dem armen Pascal hatte es anscheinend die Sprache verschlagen. Sascha hatte sich so dicht neben ihn gestellt, dass sich ihre Oberkörper fast berührten. Sogar Molly, die einen guten Meter entfernt stand, konnte sein teures Rasierwasser riechen, Aqua di Parma. Sie lächelte.
»Sehr freundlich von Ihnen«, versicherte sie rasch. »Aber ich denke, wir kommen zurecht.«
» Sie beide schon«, meinte Sascha vielsagend zu Pascal. »Aber ich fürchte«, er deutete auf den Kleidersack, »das hier nicht.«
»Dies ist das Hochzeitskleid meiner Schwester …«
Sascha spähte auf das Logo, das den Kleidersack schmückte. »Ein Delametri Chevalier? Hoppla!«
»Genau.« Molly lächelte geziert. »Es ist sehr kostbar.«
»Allerdings«, bestätigte Sascha, während Pascal feuerrot anlief. »Ich befürchte, es ist ein bisschen zu groß, um als Handgepäck durchzugehen. Sie werden es im Laderaum unterbringen müssen, wenn …«
»Nein!« Pascal hatte seine Stimme wiedergefunden.
»Nein, bitte«, sagte auch Molly.
Sascha betrachtete die Hülle begehrlich und zog dann die Augenbraue hoch. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich nehme das Kleid während des Flugs an mich. Meine Fluggesellschaft wird es beschützen wie eine Königliche Hoheit – dafür garantiere ich persönlich.«
Molly neigte den Kopf Pascal zu, der leicht schwitzte. »Mein Freund Pascal ist persönlicher Assistent, leitender Manager und Chefdesigner von Delametri Chevalier!«
Was die Titel anging, riet sie einfach ins Blaue hinein und hoffte, dass Pascal ihr vergeben würde. Sascha wirkte ungemein beeindruckt und betrachtete Pascal noch interessierter. Der wiederum schien alle möglichen Höl lenqualen auszustehen. Wieso konnte er nicht etwas Char mantes sagen?
»Wo…woher kommen Sie?«, stammelte er schließlich.
»Moskau«, antwortete Sascha mit tiefer Stimme, die sogar Molly ziemlich sexy fand.
Aber Pascal war am Ende.
»Pascal ist ein bisschen beunruhigt wegen des Wetters.« Molly lächelte und kam sich immer spitzbübischer vor. »Könnten Sie vielleicht irgendetwas tun, um ihn zu beruhigen?«
Der Ausdruck, der auf Saschas Gesicht trat, verriet Molly, dass er nichts lieber täte. »Monsieur, ich würde Sie gern …«
»Sascha! Wir müssen los! Sofort!« Der Tonfall seiner Kollegin legte nahe, sich besser nicht mit ihr anzulegen.
Sascha
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