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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Kopfkissen, um den Kopf gegen die Seitenscheibe zu lehnen. Dann schloss er die Augen, und kurz darauf verrieten sein ruhiges Atmen und die entspannten Schultern, dass er eingeschlafen war.
    Spät dran, spät dran, spät dran, war das Einzige, was Molly noch denken konnte. Hoffentlich lenkte die Pediküre Caitlin eine Weile ab – auch wenn das unwahrscheinlich war. Caitlin würde die Minuten herunterzählen, und wenn sie nicht in exakt dreieinhalb Stunden vor ihr standen … nun, sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie Caitlins Reaktion aussähe.
    »Mein kleines Mädchen«, murmelte Mollys Mutter im Schlaf.
    Molly lächelte sie an. So war sie schon lange nicht mehr genannt worden. Draußen glitten im Licht der Nachmittagssonne die Hügellandschaft und malerische Felder vorbei. Pascal trommelte mit den Fingern irgend einen südamerikanischen Rhythmus aufs Armaturen brett. Er fuhr ausgezeichnet, wenn auch ziemlich langsam, über die mittlerweile dicht befahrene Autobahn.
    »Morgen heiratet sie«, murmelte ihre Mutter. »Wie kann das sein?«
    Ernüchtert spürte Molly, dass sie wütend wurde.
    »Bin ich denn nicht dein kleines Mädchen?«, sagte sie, überrascht, wie kindisch sie klang.
    »Natürlich bist du das«. Ihre Mutter streckte den Arm aus und drückte sie. »Aber Kinder werden so schnell groß. Weißt du, als du geboren wurdest, hat mir jeder gesagt, die Jahre würden nur so vorbeifliegen. Damals habe ich das nicht geglaubt. Das Leben war so hektisch, und so hart. Kleine Kinder aufzuziehen ist lange Zeit eine richtige Plackerei. Die Tage scheinen kein Ende zu nehmen.«
    »Das tut mir leid, Mum.« Molly hatte die Unterlippe vorgeschoben.
    »O nein, es ist eine wunderbare Plackerei, versteh mich nicht falsch.«
    »Hm. Ich weiß nicht, ob ich dir das glaube.«
    »Es ist aber so! Ich möchte keinen Augenblick davon missen – na ja, vielleicht mal abgesehen von den schlaflosen Nächten.« Sie zwinkerte Molly zu. »Auf die hätte ich gern verzichtet. Aber warte einfach ab, bis du selbst Kinder hast.«
    Molly dachte an Reggie. Es war kein »bis«. Momentan war es ein großes »falls«.
    »Diese Verbindung ist … unbeschreiblich«, fuhr ihre Mutter fort. »Es spielt keine Rolle, wo auf der Welt du gerade bist oder ich bin. Es ist so schwer zu beschreiben. Es gibt einfach nichts Vergleichbares. Nichts.«
    Molly glaubte, Tränen in den Augen ihrer Mutter zu sehen, doch da war etwas, das sie ihr unbedingt sagen wollte. Sie holte tief Luft.
    »Du hast Caitlin immer nähergestanden als mir.«
    So. Endlich war es ausgesprochen.
    Schweigen. Ihre Mutter runzelte die Stirn und wandte den Blick langsam ihrer Tochter zu.
    »Das ist nicht wahr.«
    »Und warum fühle ich mich dann so? Du hast uns beide immer unterschiedlich behandelt. Ich weiß noch, wie oft ich mich ausgeschlossen gefühlt habe. Du und Caitlin, ihr habt stundenlang miteinander geredet und ich … war immer diejenige, die beschäftigt wurde, damit sie keinen Blödsinn anstellt. Und ständig wurde ich ausgeschimpft, weil ich mal wieder etwas kaputt gemacht hatte.«
    Ihre Mutter seufzte. »Denkst du dabei an die Spieldose?«
    »Auch. Es war wie der Weltuntergang! Ich habe ehrlich gedacht, Caitlin würde mich umbringen. Ich war acht Jahre alt, Mum! Und weißt du was? Sie hat tatsächlich davon angefangen, als ich ihr angeboten habe, das Kleid aus Paris mitzubringen. Als wäre das der Beweis, wie unfähig ich bin, auf etwas aufzupassen!«
    »Schon sonderbar, dass ihr beide an dieser albernen Sache festhaltet.«
    »Damals war es nicht albern«, stöhnte Molly. »Ich habe mich so schrecklich gefühlt!«
    »Du musst diese Dinge hinter dir lassen, Molly«, sagte ihre Mutter. »Das war doch ein kindliches Missgeschick.«
    »Mum?«
    »Ja?«
    »Ich habe sie absichtlich zerbrochen.«
    Molly spürte, dass ihr Tränen in den Augen brannten.
    »Wirklich?« Ihre Mutter zeigte eine kurze Gefühls regung. War sie wütend? Was auch immer es war, sie unterdrückte es.
    »Die Spieldose war so wunderschön«, sagte Molly, »sie hat geglitzert und gefunkelt. Und ich hatte nur diesen alten Eiscremebecher, um meine Perlen und Armreife aufzubewahren.« Es hatte Jahre gebraucht für dieses Geständnis.
    »Ich wusste nicht, dass du es mit Absicht getan hast«, räumte ihre Mutter leise ein. »Aber das ist Vergangenheit.« Sie tätschelte Mollys Knie. »Es ist normal, neidisch auf die Sachen der Geschwister zu sein. Wahrscheinlich die älteste Form von Eifersucht

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