Kleine Einblicke
keine Adresse, keinen Namen oder sonst etwas hast. Wenn dieser Kerl nicht wieder in Davids Nähe auftaucht, aus welchen Gründen auch immer er das getan hat, werden wir niemals herausfinden, wer er ist, das weißt du.“
Adrian murmelte auf japanisch einen deftigen Fluch, bevor er den Kopf schüttelte. „Deshalb muss ich es noch lange nicht gutheißen, wenn er meiner Familie hinterher schleicht.“
„Habe ich gesagt, dass du es gut finden sollst?“
„Hört auf! Alle beide!“, verlangte David mürrisch und fuhr sich durch die Haare, als Adrian und Nick ihn gleichermaßen verblüfft ansahen. „Nick hat Recht, ob uns das nun gefällt oder nicht.“ Nach einem tiefen Seufzen stieß David sich von der Couch ab. „Ich muss Dom und Eve anrufen.“
„Und was willst du ihnen sagen?“, fragte Adrian leise.
„Keine Ahnung. Die Wahrheit?“ David zuckte ratlos die Schultern. „Sie müssen wissen, dass in Baltimore ein Mann herumläuft, der wie Tom aussieht, aus welchen Gründen auch immer.“
Dominic würde ihn umbringen, wenn er ihm nichts davon erzählte, das war so sicher wie das Amen in der Kirche, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie sein Freund auf diese Nachricht reagieren würde. Von Eve ganz zu schweigen.
„Du könntest abwarten, bis er wieder auftaucht“, schlug Adrian vor, dem anzuhören war, dass ihm das Ganze überhaupt nicht gefiel, was David verstehen konnte. Im selbst ging es ja schließlich nicht anders. „Vielleicht erfahren wir dann mehr.“
Guter Plan. Nur leider nicht durchführbar. David grinste schief. „Wie gut kennst du Dom, Adrian?“
Adrian seufzte leise, bevor er nickte. „Gut genug, um zu wissen, dass er stinksauer sein wird, wenn du ihm nicht davon erzählst.“
„Eben.“
David zuckte zusammen, als eine Tasse direkt neben ihm auf den Tisch gestellt wurde. Er musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass Adrian neben seiner Gartenliege stand. Stattdessen schnupperte er und seufzte genüsslich, als ihm der Geruch von Kakao in die Nase stieg, bevor er die Tasse in die Hände nahm, um seine Finger zu wärmen. So warm es tagsüber mittlerweile war, man merkte vor allem in den Nächten noch sehr deutlich, dass es gerade erst Anfang Juni war und nicht Hochsommer. Deswegen saß er auch mit einer Decke auf ihrer Terrasse, weil David nicht vorhatte, sich wieder eine Grippe einzufangen wie im Frühjahr.
Wie schnell die Zeit verging, dachte David zusammenhanglos. Nick hatte in einigen Tagen Geburtstag und er hatte sich immer noch nicht für ein Geschenk entschieden, fiel ihm als nächstes ein. Er wusste, dass Tristan mit den Zwillingen eine Überraschungsparty im Kendall'schen Haushalt plante, aber was die Drei genau ausheckten, hatten sie nicht einmal Adrian verraten wollen. Nick und Tristan waren mit den Zwillingen, genau wie Adrian, Isabell und er selbst, eine richtige Familie geworden. David runzelte die Stirn. Er würde nicht zulassen, dass Tom, oder wer immer dieser Mann war, ihm sein Leben mit Adrian und Isabell wegnahm.
„Hast du überhaupt geschlafen?“, wollte Adrian wissen und schob seine Beine ein Stück beiseite, um sich zu ihm setzen zu können.
David schüttelte den Kopf. Kein Auge hatte er zugemacht, und das würde sich heute Nacht auch nicht mehr ändern. Sobald er die Augen schloss, hatte er Tom vor Augen und es machte ihn wahnsinnig, dass er damit nicht umgehen konnte. Er musste wissen, was das Ganze zu bedeuten hatte, sonst würde er nie mehr ruhig schlafen können. Und damit stand er nicht allein da, denn sowohl Eve als auch Dominic waren aus allen Wolken gefallen, als er sie angerufen hatte, um es ihnen zu erzählen.
Dominic hatte irgendwann einfach aufgelegt, während Eve geweint hatte, bis ihr Mann ihr den Hörer aus der Hand genommen hatte, um zu fragen, was los war. David hatte ihm erzählt, was passiert war. So wie er es einige Zeit später Cameron erzählt hatte, als der ihn zurückrief, weil er sich Sorgen um Dominic machte. Am Ende war er so müde gewesen, dass er Adrian gebeten hatte, sich um Isabell zu kümmern und spazieren gegangen war. Eine halbe Stunde Nachdenken, mehr hatte Shannon ihm nicht gegönnt, nachdem Adrian ihn angerufen und auf den neuesten Stand gebracht hatte.
David hatte geredet und geredet und geredet, und trotzdem kam er kein bisschen mit der Tatsache zurecht, dass es irgendwo in dieser Stadt einen Mann gab, der vielleicht Tom war. Oder sein Sohn. Oder sonst wer. Was, wenn es wirklich Tom war? Die Frage schwirrte seit Stunden
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