Kleine Einblicke
nur sprachlos an, der daraufhin seufzend die Augen verdrehte und nickte, so als hätte er diese Reaktion erwartet.
„Ja, genau das hat Nick ihm in den letzten Wochen schon hunderte Male gesagt, aber er hat Angst. Das ist wie bei James. Etwas, dass er nicht kontrollieren kann. Du weißt, dass das Blödsinn ist. Nick weiß, dass das Blödsinn ist. Ich weiß das. Aber Adrian nicht, weil er an nichts anderes mehr denken kann.“
Himmel noch eins. David stöhnte frustriert. „Tris...“
Tristan schüttelte grinsend den Kopf. „Sag' das nicht mir, sag' es deinem Mann. Er traut sich nämlich nicht, es dir zu sagen, weil er lieber den starken Kerl spielt, an den du dich anlehnen kannst. Was er allgemein verdammt gut macht, gar keine Frage, aber in dem Fall solltet ihr vielleicht mal die Rollen tauschen. James ist tot und bis vor einem Monat war Tom es auch, ist es noch, schätze ich, aber das wissen wir bislang nicht. Deine Vergangenheit drängt sich gerade ohne Rücksicht auf Verluste in euer Leben, damit kann dein sturer Ehemann genauso wenig umgehen wie du.“
David stand auf und sah zu Isabell, als die vor Vergnügen schrie und lachte, weil Emma sie gerade ableckte. „Kann ich...?“
„Geh' schon. Ich spiele gern Babysitter.“
„Danke, Tristan.“
Tristan winkte ab. „Schick mir meinen Kerl nach draußen, damit ich ihn küssen kann.“
David lachte und nickte. „Geht klar.“
Auch wenn er noch nicht wusste, was er sagen würde, als er Nick und Adrian ins Haus folgte, David war fest entschlossen, etwas zu tun. Ganz egal was. Er würde niemals zulassen, dass Tom seine Ehe ruinierte oder sich zwischen sie drängte. Ja, er hatte Tom geliebt und tat es noch. Aber er hatte jetzt ein neues Leben. Ein Zuhause. Einen Mann, den er genauso heftig liebte wie damals Tom, aber auf eine andere Weise. Und sie hatten Isabell. Ein kleines Mädchen mit Adrians Augen und den gleichen blonden Haaren. Ihre Tochter. David lächelte unwillkürlich. Nein, für nichts und niemand auf der Welt, würde er dieses Leben aufgeben. Nicht einmal für Tom. Alles, was er wollte, war eine Erklärung, und eine Antwort auf die Frage, wer dieser Mann war?
Er fand Nick und Adrian in der Küche, wo Nick gerade samt tiefem Seufzen die Kühlschranktür zuwarf. „Wie kann man nur so stur sein? Er liebt dich, du Idiot. David hätte dich kaum geheiratet, wenn er nicht... Oh, hi David.“
Adrian, der bis eben aus dem Fenster gesehen hatte, fuhr ertappt zu ihm herum. Sein schuldiger Gesichtsausdruck sprach ganze Bände, die David in so einer Form nie hatte lesen wollen. Sie musste ganz dringend miteinander reden. Aber nicht hier. Nicht jetzt. Bald war Schlafenszeit für Isabell. Erst nach Hause fahren, dann Abendessen mit Isabell und dann würden sie reden. In Ruhe. Über Tom. Über ihr Leben. Über das ganze Chaos, dass das Auftauchen dieses Mannes vor einem Monat ausgelöst hatte.
„Lass uns nach Hause fahren. Isa muss ins Bett und wir müssen unbedingt reden.“
Adrian nickte. „Ich weiß. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
„Es tut mir leid.“
Adrian hielt inne, um ihn verblüfft anzusehen. Er kam gerade aus dem Badezimmer und hatte sich eine frische Shorts aus dem Schrank genommen, um sie anzuziehen. „Wofür entschuldigst du dich denn? Du hast doch nichts getan.“
David hatte bereits geduscht, und saß nun auf der Bettkante, mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. „Ja, genau darum.“ Adrian hatte keine Ahnung, was er meinte, so verwirrt, wie sein Anwalt ihn nach seinen Worten ansah. „Ich war so sehr mit mir und meinen Gedanken um Tom beschäftigt, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, wie es dir damit geht.“
Adrian seufzte, zog die Shorts über und setzte sich danach neben ihn. „Ja, ich weiß, und deswegen habe ich auch nichts gesagt. Wäre es andersherum und es ginge um James und nicht um Tom, ich glaube, ich hätte genauso reagiert wie du.“
„Das macht es nicht besser“, konterte David, denn Tristans Worte hatten ihn zum Nachdenken gebracht, und dazu hatte er vorhin genug Zeit gehabt, während Adrian Isabell ins Bett gebracht und ihr eine Gutenachtgeschichte vorgelesen hatte, während er mit dem Aufräumen der Küche beschäftigt gewesen war.
Adrian seufzte. „Auch das weiß ich.“
Dass Adrian so wortkarg war, sagte David eine Menge. Sein Anwalt war allgemein nie um Worte verlegen, aber diese ganze Situation in den letzten Wochen zerrte nicht nur an seinen eigenen Nerven, das war David mittlerweile
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