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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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unterwegs war. Er ertappte sich dabei, als er auf dem Heimweg vom Bäcker immer wieder über die Schulter sah, um kam sich augenblicklich dämlich vor. Andererseits konnte David es auch nicht sein lassen, denn die Blicke über die Schulter oder in die Umgebung wurden zur Gewohnheit. Irgendwann fing er dann an, Tom zu sehen, obwohl er überhaupt nicht da war. Trotzdem konnte er nicht damit aufhören. Jeder Mann in schwarz und mit Kapuze auf dem Kopf wurde genauer gemustert. David wusste, dass er damit aufhören musste, er wusste nur nicht, wie er es abstellen sollte.
    Also blieb er schließlich zu Hause und vermied jeden nötigen Weg in die Stadt oder die nähere Umgebung. Es dauerte nicht lange, bis Adrian ihn darauf ansprach und obwohl er zuerst ausweichen wollte, erzählte er ihm die Wahrheit, worauf Adrian zwar verständnisvoll nickte, ihn aber gleichzeitig bat, das Ganze sein zu lassen, bevor er sich völlig verrückt machte. Was David auch versuchte, nur fing er beim Rausgehen wieder an, sich ständig über die Schulter zu sehen, was am Ende dazu führte, dass Isabell nicht mehr auf den Spielplatz wollte, weil 'Daddy immer den komischen Mann sucht.'
    Genau in diesen Worten sagte sie es bei einem Grillabend Anfang Juli, den sie bei Nick, Tristan und den Zwillingen verbrachten, zu Nick, worauf David beschämt zusammenzuckte und Adrian der Kragen platzte.
    „Trey, du...“
    „Nicht hier!“, zischte Tristan und deutete auf die Zwillinge und Isabell, die gerade versuchten den Hunden einen Ast abzujagen. „Geht das drinnen klären, wenn ihr euch schon unbedingt streiten müsst.“
    „Was soll denn das bitteschön heißen?“, fragte Adrian leise und unüberhörbar verärgert, worauf Tristan schnaubte.
    „Was erwartest du? Dass David sein Leben einfach weiterlebt? Das kannst du nicht und er auch nicht. Oder hast du vergessen, dass er nach Toms Tod fast gestorben ist?“
    „Nein, das habe ich nicht, Tristan, aber besten Dank auch, dass du mich daran erinnerst, einem Toten alle Schuld in die Schuhe zu schieben, weil mein Mann sich...“
    „Schluss jetzt!“ Nick erhob sich und zog Adrian dabei mit sich auf die Füße. „Du kommst mit, wir müssen reden. Und kein 'Aber'!“
    David starrte den Beiden mit offenem Mund hinterher. Was war das denn gerade gewesen? Adrian hatte die Fassung verloren. Sein Mann verlor nie die Fassung, oder zumindest selten. Aber das eben... Er hatte einen Moment lang tatsächlich geglaubt, Adrian würde Tristan an die Gurgel springen, so wütend hatte sein Anwalt den angesehen. Himmel, was passierte bloß mit ihnen allen? Er war offensichtlich nicht der Einzige, dessen Nerven blank lagen. Wieso war es ihm bis eben nicht aufgefallen, dass es Adrian schlecht ging? David verzog das Gesicht. Weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, Tom zu suchen. Auf eine Spur zu hoffen, die es vielleicht niemals gab.
    „Scheiße“, fluchte er leise und Tristan nickte verständnisvoll.
    „Ihr seid beide mit den Nerven völlig am Ende, David. Allerdings kann unser sturköpfiger Anwalt das bedeutend besser verbergen als du.“ Tristan seufzte leise. „Sei nicht sauer auf ihn.“
    „Ich bin nicht sauer“, sagte David nach kurzem Überlegen und sah kurz zu den Kindern, bevor er Tristans Blick einfing, der wissend grinste. „Na schön, ich bin sauer. Aber nicht auf ihn, sondern auf mich. Wieso hat er denn nichts gesagt?“
    „Na warum wohl?“ Tristan lachte leise. „Du kennst ihn doch. Dein lieber Ehemann zeigt eben nicht gern seine Schwächen.“
    „Aber...“
    Tristan seufzte. „Laut Nick ist Adrian einfach fertig, genau wie du, David. Diese Ungewissheit, das lange Warten, die Frage danach, was passiert, wenn dieser Mann wirklich Tom ist.“
    „Was dann passiert?“ David verschränkte wütend die Arme vor der Brust. „Das kann ich dir sagen. Ich werde eine Erklärung von Tom, oder wer immer er ist, verlangen und wenn das, was er mir erzählt, nicht logisch und vor allem glaubhaft genug ist, bekommt er meine Faust ins Gesicht. Das wird passieren.“
    Tristan schmunzelte. „So was habe ich mir schon gedacht, aber es geht Adrian um etwas Anderes.“
    David war irritiert. „Was meinst du?“
    „David, er hat Angst, dich zu verlieren. An Tom.“
    Wie bitte? Wie kam Adrian denn auf so einen unsinnigen Gedanken? Selbst wenn dieser Mann Tom war, das änderte doch nichts an seiner Liebe zu Adrian. Oder zu Isabell. Oder überhaupt. Dazu fiel David echt nichts mehr ein, deswegen starrte er Tristan

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