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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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überhaupt? ...Kommen Sie mir nicht mit Ausreden, finden Sie den Kerl, verdammte Scheiße noch mal!“
    „Ähm...“, fängt Linda an, aber da geht bereits die Tür von Nicks Büro auf. Er stürmt in den Flur, sieht uns und deutet auf mich.
    „Ruf' sofort David an. Er soll nach Hause gehen, egal wo er ist. Und die Tür verriegeln.“
    Nicks Blick ist eindeutig und mir dämmert langsam, worum es hier geht, was aber eigentlich nicht sein kann. Oder etwa doch? Ich stoße mich von der Schreibtischkante ab, an der ich die letzten Minuten gelehnt und mit Linda den neuesten Tratsch ausgetauscht habe, während sie die Post sortiert hat.
    „Nick?“
    Er schüttelt den Kopf. „Ruf' ihn an, Adrian. Delongis ist raus. Seit zwei Tagen schon.“
    „Was?“
    Das kann Nick unmöglich ernst meinen, doch er nickt nur besorgt, das Handy am Ohr und redet im nächsten Moment auf einen Polizisten ein, den er wohl an der Strippe hat, während ich mich wieder gegen Lindas Schreibtisch lehnen muss, weil mir sonst mit Sicherheit die Beine einknicken würden. Anthony Delongis ist auf freiem Fuß, wie auch immer das möglich ist, und David ist allein zu Hause. Mit Isabell. Oh Gott.
    Ich weiß nicht, wie das Handy auf einmal in meine Hand kommt, aber als er abnimmt, stöhne ich vor Erleichterung auf, was David lachen lässt. Ich will gar nicht wissen, woran er im Moment denkt. Normalerweise würde ich es wissen wollen, aber nicht jetzt. Dazu ist die Lage zu ernst.
    „Hey, hast du Sehnsucht nach uns?“
    Ja, habe ich. Aber die Angst ist größer. „Geh' nach Hause, Trey. Sofort. Schließ' dich ein, bis die Polizei da ist.“
    David schweigt einen Moment verdutzt. „Wieso? Was ist denn...?“ Er begreift mitten in der Frage und verstummt. Sein Entsetzen ist für mich durch die Leitung greifbar. „Zu spät. Er ist hier.“
    Nein. Oh Gott, nein. Mir wird eiskalt. „Wo ist er? Wo bist du, Trey?“
    „Er steht bei Isa, neben dem Klettergerüst... Ich muss dahin... Beeil' dich.“
    Er legt auf, bevor ich reagieren kann. Das hat Nick schon getan, der meine Worte richtig gedeutet hat und dem Polizisten erklärt, was los ist, während mir vor Angst schlecht wird. Linda drückt mir die Autoschlüssel in die Hand und deutet Nick an, dass sie sich um die Polizei kümmert, damit wir fahren können. Ich liebe diese Frau einfach. Sie ist viel mehr als eine Sekretärin und das weiß Linda auch. Sie ist eine Freundin. Für Nick genauso wie für mich und für David und Tristan.
    „Ich fahre!“
    Nick nimmt mir den Autoschlüssel aus der Hand und schiebt mich drängend zur Tür. Wahrscheinlich hat er Recht. Mit mir am Steuer würden wir vermutlich am nächsten Baum landen. Mir ist so schlecht vor Sorge um David und um Isabell. Delongis ist bei meiner Familie und nur Gott weiß, was er vorhat. Wobei, ich muss nicht Gott sein, um zu wissen, was er will. Dieser wahnsinnige will David, den Mann, den ich liebe. Er will ihn für sich, wollte es schon damals. Und er wird vor nichts zurückschrecken, um ihn zu bekommen.
    Aus meiner Angst und Panik wird Wut. Rasende Wut. Dieses miese Schwein. Wenn er David anfasst, bringe ich ihn um. Hinter dem Club war ich damals kurz davor und danach, als er David fast umgebracht hatte, hielten mich nur seine Anwälte und die Gefängniswärter ab. Zweimal hatte er Glück. Ein drittes Mal wird es nicht geben. Wenn er Isabell und David etwas antut, ist er ein toter Mann. Ich würde dafür sogar ins Gefängnis gehen, das wäre mir meine Rache wert. Er wird büßen, sobald ich ihn in die Finger kriege. Das hätte ich vor Jahren schon tun sollen, dann wäre Delongis jetzt nicht bei David und Isabell auf dem Spielplatz.
    „Adrian...“
    „Sag' mir nicht, dass ich mich beruhigen soll, Nicholas!“ Meine Stimme klingt merkwürdig gepresst, aber ich kann nicht anders. Ich kann nicht normal reden. Nicht jetzt. Nicht, solange ich David und Isabell nicht in Sicherheit weiß.
    „Reiß' dich am Riemen!“, verlangt Nick und die Ruhe, wo immer er sie auch her nimmt, macht mich nur noch wütender.
    „Ich bringe ihn um!“ Nick weiß, von wem ich spreche, und er weiß auch, dass ich es genauso so meine, wie ich es gerade gesagt habe. „Wenn er ihn anrührt, bringe ich ihn um.“
    Er sagt nichts dazu und das ist auch besser so. Ich liebe Nick, das werde ich immer, aber im Moment würde ich alles tun, um David zu schützen. Alles. Auch wenn das bedeutet, dass Nick und ich auf verschiedenen Seiten stehen und das tun wir, das weiß ich.

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