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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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finden, ist nicht sonderlich schwierig. Er ist so sauer, dass ich jeden seiner Schritte höre, wie er im Gästezimmer auf und ab geht, dabei liegt im Raum ein Teppich auf dem Boden. Nach einem tiefen Durchatmen öffne ich die Tür, um mich ihm zu stellen. Nick wirft mir nur einen finsteren Blick zu, sagt aber kein Wort. Okay, von selbst will er nicht reden. Sein Pech ist allerdings, dass ich weiß, wie ich ihn aus der Reserve locken kann. Ich drücke die Tür zu und lehne mich dann gegen das Holz.
    „Es hätte schlechter laufen können.“
    Nicks Blick ist mörderisch. „Solltest du damit auf die in deinen Augen scheinbar lächerliche Tatsache anspielen, dass er dich hätte erschießen können, ja, dann hast du Recht.“
    Er kann wirklich fies sein, wenn er will, und normalerweise wäre das die perfekte Gelegenheit, ihn ins Messer laufen zu lassen, was eine verbale Retourkutsche angeht. Aber ich habe dieses Spiel satt und es ist Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Alles Andere würde uns nur verletzen und das will ich nicht. Nick hat Besseres verdient.
    „Na los, du hast einen Schlag frei“, fordere ich daher leise und absichtlich überheblich, was auch den gewünschten Effekt erzielt, denn Nick ist schneller bei mir, als ich blinzeln kann.
    Das nächste, was ich spüre, ist Schmerz, als seine Faust mitten in meinem Gesicht landet. Zuschlagen konnte Nick schon immer gut. Deswegen knicken mir auch die Beine weg, während ich im ersten Moment Sterne vor meinen Augen tanzen sehe. Was Delongis' Gesicht mit meiner Hand nicht geschafft hat, Nick gelingt es, denn meine Nase ist hin. Eindeutig. Das beweisen mir die heftigen Schmerzen und auch das Blut, das mir kurz darauf über die Lippen läuft.
    „Was sollte das? Bist du bescheuert? Einen Verrückten mit einer Waffe in der Hand zu einer Prügelei aufzufordern, obwohl du genau gewusst hast, dass Hilfe unterwegs ist?“ Nick packt mich am Kragen meines Pullovers, zerrt mich auf die Beine und drückt mich mit dem Rücken wieder gegen die Zimmertür. „Du bist doch nicht ganz dicht, du Arschloch. Bringst dich mit so einer hirnlosen Machonummer in Lebensgefahr. Delongis hatte eine Waffe. Eine geladene Waffe! Du kannst von Glück reden, dass sie nicht losging, als du ihm eine verpasst hast!“
    Mir klingeln die Ohren, so laut schreit Nick mich an, aber ich sage nichts. Ich lasse ihn schreien, weil er das jetzt braucht und weil er Recht hat. Was ich in unserer Küche veranstaltet habe, war verrückt und gefährlich, aber in dem Moment habe ich nur David und seine Verletzungen gesehen. Ja, ich wollte Delongis schlagen. Ihn dafür büßen lassen, was er David angetan hat. Ich hätte dieses Schwein auch ohne ein schlechtes Gewissen totgeschlagen, wenn der Scharfschütze die Gunst der Stunde nicht genutzt hätte. Doch mir ist sehr wohl bewusst, dass ich das jetzt lieber nicht ausspreche, sonst bricht mir Nick möglicherweise noch andere Körperteile.
    „Es tut mir leid.“
    „Das sollte es auch, du Arsch. Wenn du nicht... Mist, du blutest ja.“ Nick stöhnt entsetzt auf. „Scheiße, deine Nase.“
    Er lässt mich los und ich sacke erneut zu Boden. Himmel, hat der Kerl einen Schlag drauf. Mein Gesicht brennt wie Feuer, das hatte ich schon eine Ewigkeit nicht mehr. Ich bin zu alt für Prügeleien. Obwohl es natürlich eine verdammte Genugtuung war, Delongis meine Faust ins Gesicht zu rammen.
    Eine Mischung aus Stöhnen und 'Fuck!' verlässt meine Lippen, als Nick mir plötzlich etwas gegen die Nase drückt. Es riecht nach dem Parfum, das er immer benutzt. Ist das sein Hemd? Scheiße, das Blut kriegt er nie wieder raus.
    „Lass das!“, zischt Nick, als ich versuche das Hemd beiseite zu schieben. „Ich kauf' mir ein neues, du Idiot.“
    Mit den Schimpfwörtern hat er es aber heute. Ich würde ja gerne grinsen, aber ich traue mich nicht. Dazu tut mir mein Gesicht zu sehr weh. Stattdessen sehe ich ihn spöttisch an, was ihn die Augen verdrehen lässt, bevor er drohend die Faust hebt.
    „Reicht dir die gebrochene Nase nicht?“
    Die Tonlage seiner Stimme ist eindeutig. Er ist stinksauer, hat Angst, macht sich Vorwürfe und gleichzeitig Sorgen. Würde ich auch tun, wäre ich an seiner Stelle. Wir lieben uns eben und aus diesem Grund hat David mich auch zu Nick geschickt.
    „Es tut mir leid“, nuschle ich durch das Hemd hindurch, was Nick seufzen lässt. „Ich liebe dich, Nicky.“
    Diese Worte ziehen immer, besonders bei Nick. Außerdem hat er in den letzten fünf

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