Kleine Einblicke
auf die Schnelle neu geschmückten Garten verwüstet. Natürlich inklusive des Buffets, das momentan aufgebaut wird. Ja, dann hätten wir alles.
Wieso ist Tristan und mir eigentlich keine perfekte Traumhochzeit gegönnt, wie sie David und Adrian hatten? Und damit meine ich nicht dieses 'Nichts Halbes und nichts Ganzes' in New York City im Hotelzimmer. Nein, ich rede von dieser Traumzeremonie im Mondschein am Strand auf Hawaii.
Adrian, dieser Mistkerl, hat kein Wort davon gesagt. Nur David und er wussten Bescheid, als er uns alle in den Urlaub eingeladen hat. Eine Woche Sonne, Strand und Meer. Inklusive der riesigen Überraschung in Form einer Hochzeitsfeier, bei der wirklich alles perfekt war. Keine Unfälle, keine verschwundenen Eheringe oder Anzüge, nur eine wunderschöne Zeremonie plus Party, die die ganze Nacht dauerte.
Bei meinem Glück explodiert nachher der Generator, der den Strom für den Garten liefert und wir sitzen später im Dunkeln. Was an sich ganz romantisch wäre, allerdings nicht, wenn man vorhat zu feiern und der DJ Strom für seine Musik- und Lichtshow braucht.
Klinge ich vielleicht etwas hysterisch? Vermutlich, aber ich heirate heute, daher darf ich das. Meinte zumindest Daniel gestern Abend auf dem Junggesellenabschied, der Tristan fast dazu gebracht hätte, mich zu erwürgen, als er mit Connor, Devin, Samuel und Farmerfreund Shane rein zufällig in dieselbe Bar kam, wo Adrian, David, Cameron, Dominic, Colin und Mikael mich fünf Minuten vorher dazu überredet hatten, mit diesem sexy Striptänzer in die Vollen zu gehen.
Nun ja, in die Vollen ist mein manchmal ungestümer Verlobter auch gegangen, indem er mich erst angebrüllt, dabei mit einem Glas Cola überschüttet und danach ausgelacht hat. Muss ich extra noch erwähnen, dass ich ein paar Minuten gebraucht habe, bis mir klar wurde, dass die verdammte Bande mich verarscht hat? Und ich habe nicht mal die Ausrede, dass ich besoffen war, denn es gab auf meinen Wunsch hin nur alkoholfreie Getränke.
Egal, dafür werde ich mich an Tristan rächen, sobald ich verheiratet bin. Nur wird es dazu gar nicht kommen, wenn ich nicht gleich meine Schuhe finde, ohne vor lauter Aufregung an einem Herzinfarkt zu sterben. Wo, verflucht noch mal, sind die Dinger?
„Hast du meine Schuhe gesehen?“
„Nein, wieso?“, fragt Adrian verwundert, der vor dem Spiegel steht und sich seine Krawatte bindet. Er sieht über die Schulter. „Ich dachte, die hast du längst an.“
Ich sehe auf meine Füße, die in schwarzen Strümpfen stecken. „Sieht nicht so aus, oder?“
Adrian lacht und wendet sich wieder dem Spiegel zu. „So groß ist das Zimmer nicht. Sie werden schon irgendwo sein.“
Irgendwo? Dieser Mann bringt mich noch mal ins Grab. Wir hätten doch eine Hochzeitsagentur engagieren sollen. Dann hätte das Jackett keine Knitterfalte und ich hätte meine Schuhe. Aber Tristan wollte nicht. Stattdessen haben er, Adrian und David das Ganze organisiert, beziehungsweise organisieren lassen, immerhin kennt Adrian in dieser Stadt Hinz und Kunz. Es war im Übrigen Davids Idee, dieses alte Haus zu mieten, das von außen große Ähnlichkeit mit einem Schloss aus dem vorherigen Jahrhundert hat und mit einem Garten ausgestattet ist, in dem wir nachher feiern werden. Baltimore hat ein paar wirklich schöne Ecken, das muss ich zugeben.
In diesem Haus wohnen würde ich aber nicht wollen. Hier wandern nachts mit Sicherheit kettenrasselnde Geister über die Flure. Wie ich darauf komme? Ich habe letzte Nacht diverse merkwürdige Geräusche gehört und das lag nicht daran, dass gewisse Leute, die ich kenne, in der Nacht durch sämtliche Flure geschlichen sind, um in ihre Zimmer zu kommen, die sie für dieses Wochenende bewohnen. Ja, wir haben vor, ein ganzes Wochenende hier zu feiern. Dieses alte Haus gehört der Stadt und bislang hat sich kein Käufer gefunden. Daher war es für Adrian kein großes Problem das Ding zu mieten.
Sein Hochzeitsgeschenk, hat er gesagt und dabei gegrinst wie ein Kind, das einen Dollar gefunden hat. Adrian liebt es, Menschen, die er mag, Überraschungen zu machen und ich gestehe, ich habe mich genauso darüber gefreut wie Tristan.
Es klopft an der Tür.
„Der zweite Bräutigam hat Zimmerverbot“, ruft Adrian prompt.
„Gilt das etwa auch für deine Familie?“, schallt Davids amüsierte Stimme durch die Tür, was mich lachen lässt.
Adrian grinst. „Nein, die darf reinkommen.“
Mehr Aufforderung braucht David nicht und kurz darauf
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