Kleine Einblicke
Beziehungsdinge angeht, und nachdem Connor mir eine Tracht Prügel angedroht hat, wenn ich seinen Bruder noch länger so unglücklich mache, habe ich Tristan alles erzählt. Aber nur Tristan. Nicht mal Adrian wusste davon, dachte ich bis eben jedenfalls. Tristan hat die Idee mit der Annonce danach fallenlassen und ich war ihm mehr als dankbar dafür.
Adrian nickt. „Das ist mir klar und ich zwinge dich bestimmt nicht dazu. Trotzdem war ich auf alles gefasst, seit du deiner Mutter letztes Jahr in New York City über den Weg gelaufen bist. Deswegen habe ich sie im Auge behalten.“
Wir haben darüber gesprochen, daran kann ich mich gut erinnern, aber ich dachte nicht, dass er es wirklich tut. „Und?“, frage ich leise, weil ich neugierig bin und ich mich gleichzeitig frage, ob ich es wissen will.
„Willst du es wirklich wissen?“, hakt Adrian nach und beweist damit wieder einmal wie gut er mich kennt.
Ja. Nein. Scheiße. Hauptsache, sie taucht nicht hier auf und verdirbt mir die Hochzeit mit Tristan. „Keine Ahnung. Aber du bist sicher, dass sie nicht hier auftaucht?“
„Zu 100 Prozent.“
Okay, das reicht mir. Mehr muss ich gar nicht wissen. „Danke.“
Adrian nickt und zwinkert mir zu, bevor er aufsteht, sich vor mich stellt und eine Hand ausstreckt. „Los jetzt! Schuhe zubinden und hoch mit dir. Wo ist dein Jackett? Du hast gleich ein Versprechen zu geben, Kendall.“
Ich habe keine Ahnung, was ich zu Tristan sage, als wir eine Stunde später die Ringe tauschen. Blackout? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ihn anstarre, dass er lächelt und gleichzeitig weint, genau wie ich, und dass wir uns küssen.
Ewig.
So fühlt es sich für mich jedenfalls an.
Mit all der Liebe, die ich für Tristan empfinde und die ich in seinen Augen für mich sehen kann, gebe ich ihm mein Eheversprechen und bekomme seines dafür zurück.
Dabei hatte ich erst Angst, kein Wort herauszubringen, wenn wir vor dem Altar aufeinandertreffen. Das Problem hat sich erledigt, als sich unsere Blicke festhalten und ich sehe, wie glücklich er ist. Tristan sieht umwerfend aus in seinem schwarzen Anzug mit der hellblauen Krawatte, in der Farbe seiner Augen. Am liebsten würde ich auf der Stelle mit ihm irgendwohin verschwinden und ihm dem Anzug von seinem Körper zerren, um unanständige Dinge zu tun.
Es ist allein Adrian zu verdanken, dass ich es nicht tue, denn als er uns die Ringe hinhält, murmelt er mir leise, „Jetzt noch nicht.“ zu, was Tristan zum Grinsen bringt, während Will, der an Tristans anderer Seite steht, amüsiert den Kopf schüttelt.
Adrian ist wirklich ein Mistkerl und für einen Moment überlege ich erneut, ihn hier und jetzt zu erwürgen. Die Überlegung verschwindet jedoch im Nirwana, als Tristan mich anlächelt, meine Hand nimmt und mir den Ring überstreift.
Ich war nie so glücklich, wie in diesem Augenblick.
Von der Wolke, auf der ich danach schwebe, falle ich eine Stunde später wieder herunter, als Adrian sich Tristan schnappt und mit ihm auf der extra dafür aufgebauten Tanzfläche einen halben Paarungstanz hinlegt, was der Rest unserer Gäste, allen voran Tristans Kollegen aus dem Theater, sehr lustig finden. David ist Adrians Rettung, denn er hält mich lachend fest und hindert mich daran, meinen Ehemann aus den Händen seines frechen Ehemannes zu retten, die mich natürlich nur ärgern wollen. Ihre Blicke sprechen Bände und ich eifersüchtiger Trottel bin natürlich darauf reingefallen.
Oh, dafür werden sie büßen.
„Sei froh, dass ich Connor und Daniel die Idee der Brautentführung für Tristan wieder ausreden konnte“, meint David amüsiert und drückt mir ein Schnapsglas in die Hand. „Und jetzt trink den.“
„Wieso?“, frage ich verdattert und starre auf das Glas.
David lacht. „Weil du gleich selbst auf der Tanzfläche stehen wirst und zwar für sehr lange Zeit. Verabschiede dich schon mal von deinen Füßen.“
Ich und tanzen. Oh je.
„Wer behauptet eigentlich, dass zu einer Hochzeit eine Hochzeitsnacht gehört?“ Tristan sinkt stöhnend auf das Bett.
„Keine Ahnung“, antworte ich und ächze leise, als ich mein Jackett ausziehe, denn meine Muskeln protestieren spürbar dagegen. Ich bin völlig kaputt. „Muss ein Sadist gewesen sein. Spürst du deine Füße noch?“
Tristan schüttelt den Kopf, als ich ihn ansehe. „Nein. Du?“
„Nicht wirklich.“ Ich leide mit ihm, als er seinen linken Schuh fallen lässt und das Gesicht verzieht.
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