Kleine Einblicke
zu gehen. Frank ist bei den Jungs, die mittlerweile aufgewacht sind, als wir ihn darüber in Kenntnis setzen, was wir vorhaben. Auch er ist nicht begeistert.
Seinen Vorschlag die Polizei anzurufen, wiegelt Samuel ab, denn die würden uns auslachen, wenn wir ihnen das mit der Küche erzählen, zu Recht. Und passiert ist auch nichts weiter, sodass es für die Cops nicht mal einen Grund gäbe, jemanden herzuschicken. Deshalb werden wir uns erst mal alleine umsehen. Allerdings ohne die Jungs, was bei Kilian und den Zwillingen nicht gerade auf Gegenliebe stößt.
„Und was, wenn es wirklich echte Geister sind?“, fragt Liam gerade schmollend. „Wieso sollen wir im Zimmer bleiben?“
„Liam, ihr seid zehn Jahre alt...“ Weiter kommt Tristan nicht.
„Ich bin kein kleines Kind mehr“, trotzt Liam und sieht zu Noah. „Er hält uns für Babys, siehst du?“
Noah runzelt die Stirn und verschränkt die Arme vor der Brust. Das hat er sich von mir abgeguckt, wenn ich meinen Kopf durchsetzen will und leider ist er damit ziemlich erfolgreich, denn Tristan seufzt schon, während ich jeden direkten Augenkontakt vermeide. Sehr mutig, wie mir Adrians und Davids breites Grinsen verrät, als sich unsere Blicke treffen, aber mir ist bewusst, dass ich nachgebe, wenn ich die Zwillinge jetzt angucke und das wissen sie.
„Dad! Sag' auch mal was“, verlangt Liam im nächsten Moment, was eindeutig an mich gerichtet ist.
Ich sehe die Zwillinge fassungslos an.
Frank lacht. „Nun nehmt sie schon mit. Dann gehe ich wieder hoch zu den Anderen. Wir bleiben alle zusammen bei den Mädchen, bis ihr zurück seid, okay?“
Ich würde ja nicken, aber das muss Connor neben mir übernehmen, denn ich kämpfe gerade mächtig um meine Beherrschung. Frank zwinkert mir zu, sagt aber nichts. Das tun die Anderen auch nicht, nur Tristan guckt genauso überrascht, wie ich mich fühle.
„Wenn sie dürfen, will ich auch“, erklärt Kilian in Colins und Mikaels Richtung, die seufzend nicken, was die Jungs jubeln lässt, bevor sie aus den Betten steigen und anfangen sich anzuziehen.
„Hat er gerade...?“ Tristan verstummt mitten im Satz, als sich unsere Blicke treffen.
„Und ob Liam gerade Dad gesagt hat.“ Adrian grinst. „Du schuldest mir hundert Mäuse, Nick.“
„Ihr habt gewettet?“, fragt Mikael Adrian amüsiert und lacht, als ich schnaube.
„Gar nichts haben wir. Er hat einfach beschlossen, dass wir...“
„Egal. Das sind einhundert Mäuse. Ich bestehe darauf“, stichelt Adrian belustigt und streckt mir nur frech die Zunge raus, als ich ihm mit der Faust drohe.
„Pfft“, mache ich und alles lacht.
Das Lachen vergeht uns allerdings, als wir wenige Minuten später im großen Eingangsbereich vom Haus stehen. Die Haustür steht nämlich offen und der Wind hat bunte Herbstblätter von den Bäumen draußen überall in den Flur geweht.
„Das ist so cool“, erklärt Kilian begeistert und läge nicht Colins Hand auf seiner Schulter, wäre er wahrscheinlich schon draußen nachsehen, ob irgendjemand im Garten herumschleicht.
Unsere Zwillinge finden das Ganze natürlich auch toll, wir Erwachsenen aber nicht. Um das zu wissen, muss ich mich nicht umsehen. Diese Tür war abgeschlossen, als wir vorhin auf unsere Zimmer sind, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Wer immer sich in diesem Haus aufhält, treibt offenbar einen ganz miesen Scherz mit uns und das finde ich alles Andere als lustig.
Ich habe nichts gegen Witze oder Albernheiten, dafür bietet sich der Oktober förmlich an. Halloween steht kurz vor der Tür und Liam und Noah haben schon längst ihre Kostüme dafür. Sie wollen mit Emma und Tasha, verkleidet als ihre Höllenhunde, losziehen und hier und jetzt verfluche ich mich dafür, weil keiner unserer Hunde hier ist, denn mit ihnen würde ich mich etwas sicherer fühlen. Aber wir haben sie für das Wochenende in einer Tierpension untergebracht, weil eine Hochzeit mit ihnen niemals gutgegangen wäre.
Hunde hin oder her, die offene Haustür ist leider ganz und gar nicht cool, aber ich will Kilian keine Angst machen, deshalb sage ich nichts dazu, sondern schließe mich Samuel an, als der sich in Bewegung setzt und kurz nach draußen sieht, bevor er die Tür schließt und verriegelt.
Unsere Blicke treffen sich.
„Behaltet die Jungs zwischen euch, Mik und Colin passen auf Kilian auf“, flüstert er mir zu. „Ich gehe zuerst, Dom und Connor bilden die Nachhut, der Rest bleibt in der Mitte.“
Oh oh.
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