Kleine Einblicke
Vergangenheit und Gegenwart miteinander vermischt.“
Vergangenheit und Gegenwart? Adrian stutzte, als ihm ein Gedanke kam. Konnte es sein, dass...? Ian räusperte sich leise und lenkte Adrians Blick auf das verschmitzte Grinsen, das der Vietnamveteran auf einmal im Gesicht hatte. Und ab dem Augenblick war ihm dann alles klar. Er hatte Recht mit seiner Vermutung, denn die erklärte eine Menge. Eigentlich erklärte sie sogar alles. Adrian verkniff sich ein Seufzen. Und darauf hätte er ebenfalls von selbst kommen können.
„Ich schaffe das aus der Welt.“
„Gut.“ Ian war zufrieden. „Wo hast du Tristan gelassen?“
„Mit einem Arbeitskollegen auf dem Weg nach Hause. Ich habe ihn übers Wochenende zu seiner Familie geschickt“, erzählte Adrian und Ian nickte beruhigt.
„Das war vermutlich das Beste. Und jetzt bring die Schnapsleiche nach Hause, ich will endlich zumachen.“
Die Schnapsleiche neben ihm lag mittlerweile halb auf der Theke und Adrian verdrehte die Augen zur Decke, als er auf einmal das leise Schnarchen hörte. Nick war tatsächlich eingeschlafen. Dieser Abend wurde immer besser. Er wollte Nick gerade an der Schulter rütteln, als Ian plötzlich eine Schüssel Wasser vor ihm abstellte und dann grinsend Richtung Küche verschwand. Oh, das war wirklich fies. Andererseits... Adrian konnte sich sein hämisches Grinsen nicht verkneifen, als er die Schüssel mit Schwung über Nicks Kopf entleerte, der daraufhin hochfuhr, als wäre er von einer Hornisse gestochen worden.
„Fuck! Was zur Hölle soll denn diese Scheiße, Ian?“
Nick hustete und fluchte gleichzeitig los, was Adrian zum Lachen reizte. Er tat es nicht. Stattdessen setzte er einen gelassenen Gesichtsausdruck auf und meinte trocken, „Hallo Nicholas.“
Es dauerte etwas, bis Nick damit fertig war, sich das Wasser aus den Augen und dem Gesicht zu wischen, und dann dauerte es noch mal etwas, bis Nick ihn ansah und erkannte. „Ach du Scheiße.“
Adrian verdrehte die Augen. „Komm mit. Wir gehen.“ Er warf Nick einen warnenden Blick zu, als der den Mund öffnete, um etwas zu sagen. „Wag' es ja nicht, mir widersprechen zu wollen. Wir gehen. Und zwar jetzt!“
Ein kalter Wind schlug Adrian entgegen, als er Nick aus Ians Bar hinaus auf den Gehweg bugsierte. Passend zu seiner Laune und Nicks Zustand, hatte das Wetter offensichtlich beschlossen, ihnen jetzt auch noch eins reinzuwürgen. Adrian seufzte zum wiederholten Male, sah zu Nick, der einige Mühe hatte gerade zu stehen und entschied sich spontan um, als plötzlich auch noch leichter Regen einsetzte. Er würde Nick nicht sofort zurückfahren, denn der konnte ein wenig Ausnüchterung erst mal ganz gut vertragen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie sich heute Nacht einen Schnupfen oder sogar eine saftige Erkältung holten. Daher deutete Adrian schweigend auf die andere Straßenseite und war insgeheim heilfroh, dass Nick nur nickte und gar nicht erst versuchte, mit ihm zu diskutieren.
Nicht weit von Ians Bar entfernt gab es ein altes Footballfeld, das von den Jugendlichen aus der Gegend benutzt wurde und um diese Uhrzeit mit Sicherheit leer war. Die perfekte Gelegenheit, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Adrian schwieg, bis er den Zaun erreicht hatte, der das Gelände umgab. An einer der Ecken müsste es einen offenen Zugang geben. Zumindest war das früher so gewesen. Er lief voraus, immer mit einem Ohr bei Nick, der ihm mit unsicheren Schritten folgte.
„Warum, Nick?“, fragte Adrian, als er den Zugang gefunden hatte und auf das Spielfeld getreten war. Nick schwieg, was ihn nicht sonderlich verwunderte. „Ich kann keine Gedanken lesen, also rede mit mir.“
„Nein.“
„Und warum nicht?“
„Weil es albern ist“, antwortete Nick leise.
Adrian blieb stehen und hielt Nick am Arm fest, damit der nicht einfach weiterlief. „Ist es albern, weil du langsam nüchtern wirst und während deiner Sauferei bei Ian genug Zeit hattest, um darüber nachzudenken, oder ist es allgemein albern?“ Nick biss sich stumm auf die Unterlippe und wich seinem Blick aus, um auf den Boden zu sehen. Adrian seufzte stumm. So wurde das nichts. Ian hatte Recht und zwar zu hundert Prozent. „Trey und ich sind nicht deine Eltern und wir werden es auch niemals sein.“
Nick sah erschrocken zu ihm auf. „Du hast gesagt, du liest keine Gedanken.“
So ein Einwand konnte nur von einem Betrunkenen kommen. Adrian sparte sich den Kommentar dazu. „Tue ich nicht, aber ich bin auch nicht
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