Kleine Einblicke
danebenstanden und das sich ihnen bietende Schauspiel genossen. Adrian und Nick waren unmöglich, wenn es um Sticheleien bezüglich ihrer Fälle ging, ganz egal, ob sie eigentlich alle zum Essen verabredet waren oder nicht. Tristan sparte sich daher den obligatorischen Blick auf die Uhr, denn ins Restaurant würden sie eh nicht mehr kommen, aber auch das war nichts Neues. Dabei hatten sie zwei Monate gebraucht, bis sie es endlich geschafft hatten, alle ihre Termine so zu legen, dass sie Zeit hatten, um gemeinsam auszugehen. Tristan überlegte kurz im Restaurant anzurufen und den Tisch abzubestellen, ließ es aber bleiben. In weniger als einer halben Stunde würde der Tisch ohnehin freigegeben werden, darauf kam es nun auch nicht mehr an.
„Schluss jetzt mit diesem Unfug!“, mischte sich Linda plötzlich von der Tür her ein und sah streng in die Runde. „Ihr seid sowieso schon viel zu spät und ich will auf meine alten Tage auch mal nach Hause kommen. Die Frage, wer seinen Fall schneller bearbeitet hat, könnt ihr auch noch morgen klären.“
„Jawohl, Chefin“, konterten Nick und Adrian synchron, was Linda genauso loslachen ließ wie David, während er selbst nur seufzte.
Kindergarten. Eindeutig Kindergarten. Tristan lachte amüsiert in sich hinein und verkniff sich jeden Kommentar, als Nick ihm einen wissenden Blick zuwarf. Sein starrköpfiger Freund kannte ihn ab und an entschieden zu gut, was sich irgendwie doch immer als Nachteil entpuppte, wenn er sich über Nick lustig machen wollte. Auf einmal fing Davids Handy an zu klingeln und der zog es mit einem ratlosen Blick aus der Tasche, um nach einem weiteren Blick auf den Display von einer Sekunde auf die andere ziemlich blass zu werden. Was war denn jetzt kaputt?
„Was ist?“, hakte Adrian sofort nach und kam um den Schreibtisch herum, sich dabei den Wintermantel anziehend, denn in zwei Wochen war Weihnachten und draußen lag nicht nur ein halber Meter Schnee, es war in den letzten Tagen außerdem arschkalt geworden.
„Das Jugendamt“, antwortete David und da wurde auch Adrian etwas blasser um die Nase.
Das Jugendamt? Zwei Wochen vor Weihnachten? Das konnte doch nur eines bedeuten, oder? Tristan warf Nick einen fragenden Blick zu, ob sein Freund mehr wusste, der zuckte jedoch nur ratlos mit den Schultern, worauf Tristan wieder zu David schaute, der gerade sein Handy ansah, als wäre es eine ansteckende Krankheit. Im nächsten Moment räusperte sich Linda und David zuckte sichtlich zusammen, bevor er hektisch abnahm.
„Ja? ...Ja, bin ich... Ja... Ja...“ David sog hart die Luft ein. „Heute? ... Wie meinen Sie das? ... Jetzt? Sofort?“ David sah zu Adrian, der den Blick sichtlich überrascht erwiderte. „In Ordnung, dann kommen wir vorbei. Bis gleich.“ David beendete das Gespräch und sah fassungslos zu Adrian. „Ach du Scheiße.“
Damit war seine Vermutung bestätigt. Tristan fing an zu lächeln, genauso wie Nick und Linda. Scheinbar kamen Adrian und David sehr viel schneller zu ihrem ersehnten Wunschkind, als sie selbst damit gerechnet hatten. Kein Wunder. Wer rechnete denn schon so kurz vor Weihnachten mit einem Anruf vom Jugendamt? Sozusagen ein kleines Weihnachtswunder, dachte Tristan und konnte nicht anders, als noch breiter zu lächeln, obwohl ihm gleichzeitig ein wenig flau in der Magengegend wurde. Es war nicht sein Kind, Gott sei Dank, aber ein wenig würde es doch seines sein, denn immerhin gehörten Adrian und David zu seinen Freunden und dazu zählte dann ab sofort wohl auch ein Kind, das bislang weder Geschlecht noch Namen hatte.
„Was hat sie gesagt?“, fragte Adrian leise, als Tristan gerade hatte nachfragen wollen, was es war, und Adrian klang dabei etwas verunsichert, was ihn nicht wunderte. Man bekam schließlich nicht alle Tage die Nachricht, dass es da ein kleines Kind gab, dass auf ein neues Zuhause wartete.
„Wenn wir wollen, können wir sofort hinkommen.“ David schien hin und hergerissen zwischen lachen und entsetzt sein. „Eine Frau hat vorhin entbunden und das Kind sofort zur Adoption freigegeben. Es ist unsere Entscheidung.“
Adrian holte tief Luft, bevor er fragte, „Junge oder Mädchen?“
„Ein Mädchen.“ David fing an zu lächeln. „Zehn Finger und zehn Zehen. Alles dran, so wie es sein soll.“ Im nächsten Moment schlug David die Hände vors Gesicht. „Großer Gott, Adrian, wir bekommen ein Baby, wenn wir sie wollen. Ein kleines Mädchen.“
Adrian überbrückte den letzten Abstand zu
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