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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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löste und stattdessen seine Hände nahm. „Adrian? Warum hast du mir von James erzählt? Hier? Heute?“
    „Weil Liam und Noah mich an dich erinnern. Weil mich der ganze Fall an meine Vergangenheit erinnert.“ Er hielt Nicks Blick fest. „Und weil ich weiß, dass Tristan und du tolle Eltern sein werdet.“
    Nick stöhnte auf. „Woher weißt du so was immer?“
    Adrian zwinkerte ihm zu. „Ich kenne dich eben.“ Nick schnaubte und lächelte gleichzeitig. „Ich habe Augen im Kopf, Nick, und ich habe sehr wohl bemerkt, wie du die Zwillinge ansiehst. Habt ihr euch schon entschieden?“
    Nick nickte. „Heute Morgen. Ich habe eine Scheißangst davor.“
    „Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre.“
    „Ja, schon. Aber wer weiß, ob das Gericht da überhaupt mitmacht, ich meine...“ Nick brach ab und fuhr sich nervös durch die Haare, was ihn sofort verriet.
    Adrian grinste. „Du hast schon angefragt, oder?“
    „Hm“, machte Nick zustimmend und wich seinem Blick aus.
    „Und?“
    „Das Jugendamt wäre froh. Sie haben gesagt, dass zwei Kinder auf einmal, besonders in dem Alter, kaum zu vermitteln sind. Sie wären einverstanden, wenn wir sie in Pflege nehmen wollen. Tris und ich, also wir müssten nur noch 'Ja' sagen.“
    Adrian hielt Nick unterm Kinn fest und wartete ab, bis der ihn ansah. „Dann sagt 'Ja.'“
    Nick schnaubte. „Du hast gut reden, Isa ist noch klein. Die Zwei werden uns so was von aufmischen und wenn wir... Adrian, hör' auf so wissend zu grinsen!“
    Adrian lachte los.

Aus zwei mach vier

    Ich wollte nie ein Vater sein, dafür hatte mein eigener gesorgt. Ich wollte auch niemals Tristan lieben, aus Angst, ihm eines Tages wehzutun. Ich wollte nie mehr einer Familie angehören, weil meine eigene mich vom Tag meiner Geburt an gehasst hat. Aber dann waren da plötzlich diese zwei Jungs, mit demselben misstrauischen Blick, wie er so lange Zeit in meinem eigenen Gesicht gestanden hatte.

    Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich bin als Vater garantiert eine Niete. Ich habe keine Ahnung davon. Es reicht mir vollkommen, mich um Emma und Tasha zu kümmern. Sich um zwei Hunde kümmern ist relativ einfach, auch wenn Tristan und ich bei ihrer Erziehung zu Beginn jede Menge Fehler gemacht haben. Aber als Anfänger war wohl nichts Anderes zu erwarten.
    Allerdings sind Noah und Liam keine Hunde sondern Kinder. Zwei misstrauische und mit zehn Jahren schon dermaßen desillusionierte Kinder, dass ich mich bei jedem weiteren Termin im Jugendamt, bei dem die zwei dabei waren, ständig an mich selbst erinnert fühlte. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wie sie mich immer ansahen. Voller Angst und gleichzeitig auch etwas Hoffnung, weil ich dieser Anwalt war, der sie aus der Hölle, die die Zwillinge ihr Leben bis dahin nannten, herausholen sollte.
    Das habe ich auch getan. Ich habe dem Jugendamt geholfen, sie in ein neues Leben zu holen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Brüder nie mehr zu ihrem gewalttätigen Vater zurückmüssen, der sie schon schlug, da konnten Liam und Noah noch nicht einmal laufen. Und ich habe ebenfalls dafür gesorgt, dass sie von ihrer Mutter wegkommen, die wieder und wieder ihre Anzeigen zurückzog und nichts tat, wenn ihr Mann die Jungs grün und blau schlug.
    Ich habe diese Frau nur ein einziges Mal im Gerichtssaal gesehen und ich wünschte ich könnte sie dafür hassen, was sie ihren Söhnen angetan hat, aber sie ist nicht wie meine Mutter. Sie wird genauso geschlagen wie ihre Söhne, doch sie kann weder Liam und Noah, noch sich selbst schützen. Sie tut mir leid, aber ich konnte auch nicht zulassen, dass die Zwillinge noch länger unter ihr leiden.
    Deshalb habe ich für diese Jungs gekämpft, in der Hoffnung, dass ihre Pflegeeltern sie wieder aufnehmen würden, wenn ihr Vater erst im Gefängnis sitzt, weil er sie bedroht hat. Aber die Hoffnung hat sich nicht erfüllt, denn das junge Paar hatte zuviel Angst und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich bin ihnen sogar ein bisschen für ihre Entscheidung dankbar, denn sie hat mich zu einem Pflegevater gemacht.
    Mich.
    Nicholas Kendall.
    Ich bin seit heute ein Vater.
    Oh mein Gott.
    Aber was hätte ich sonst tun sollen? Zusehen wie sie von einer Hölle in die nächste kommen? Ich wollte nicht, dass Liam und Noah in einem Heim aufwachsen. Ich wollte nicht, dass sie so werden wie ich es war, bevor ich über Adrian stolperte. Aus diesem Grund habe ich Tristan gefragt, ob er damit einverstanden wäre ein Vater zu werden und er war es.

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