Kleine Einblicke
gestellt und uns das erste Mal in den Wahnsinn getrieben haben.“
Ich runzle die Stirn. So verschüchtert und misstrauisch, wie die Brüder den gesamten Tag über waren, tippe ich eher auf zwei Jahre, falls das mal reicht. „Nie im Leben.“
„Eine Woche Küchendienst, wenn doch.“
Ich muss unwillkürlich lachen. Tristan ist unmöglich, aber genau deswegen liebe ich ihn. Ich weiß nicht wie er das jedes Mal macht. Wie er es schafft immer ausgeglichener und ruhiger zu werden, wenn ich im Gegenzug mit den Nerven am Ende bin. Es ist, als wären wir zwei Pole, die genau auf den anderen ausgerichtet sind. Ob unsere Jungs sich dem wirklich so schnell angleichen können wie Tristan glaubt? Einen Versuch ist es wert.
„Die Wette gilt.“
„Liam! Noah! Wenn ich euch erwische, könnt ihr...“
Ein Räuspern lenkt mich von der verführerischen Vorstellung ab, unsere zwei Satansbraten kopfüber im Klo versenken zu wollen, und ich sehe über die Schulter Richtung offenstehendes Küchenfenster, durch welches mich David und Adrian grinsend anschauen. Ich stöhne auf, sie lachen los. Danke sehr. Das habe ich nun davon, dass ich meinen besten Freund samt Ehemann und Kind zu uns eingeladen habe. Sie lachen mich aus. Gut, ich bin ja selbst schuld. Ich hätte eben nicht so lange schlafen dürfen, aber in den letzten Wochen kriege ich dank Arbeit und zwei ausgeflippter Kinder einfach kaum Schlaf.
„Sind die abwaschbar?“, will David belustigt wissen und als ich nur die Schultern zucke, lacht er wieder los.
„Wo habt ihr Isa gelassen?“
„Im Auto“, antwortet Adrian amüsiert. „Sie schläft noch und wir wollten erst mal nachgucken, ob wir uns ohne Ritterrüstung ins Haus trauen können. Nach den Gerüchten, die man so hört, hast du hier nichts mehr zu lachen, seit die Jungs spitzgekriegt haben, dass du ihnen nicht böse sein kannst.“
Ich stöhne erneut. Tristan. „Mein Mann ist eine Klatschtante.“
„Wohl wahr“, erklärt der im nächsten Moment und kommt zu mir in die Küche, einen feuchten Waschlappen in der Hand, mit dem er dann versucht, die Strichmännchen von meinem Gesicht zu wischen. „Hm“, macht er kurz darauf ratlos und amüsiert zugleich, was bei mir die Alarmglocken schrillen lässt.
„Was?“
„Scheint ein wasserfester Stift zu sein.“
Noch bevor ich etwas dazu sagen kann, heult Isabell unüberhörbar los und Adrian machte kehrt, um sie zu holen.
David lehnt sich mit den Ellbogen aufs Fensterbrett. „Habt ihr Terpentin? Damit kriegt man alles Mögliche weg.“
„Ich guck' mal“, meint Tristan und verschwindet grinsend aus der Küche, worauf ich mich seufzend auf einen Stuhl sinken lasse. Sehr zur Belustigung von David, der zum dritten Mal loslacht.
Zehn Tage. Mehr Zeit haben Liam und Noah nicht gebraucht, um aus mir für eine ganze Woche eine Küchenfee zu machen. Zur Freude von Tristan, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, mir seinen Sieg ausführlich unter die Nase zu reiben, nachdem die Brüder begriffen hatten, dass weder Tristan noch ich eine Gefahr für sie sind. Das Gegenteil ist der Fall und mir ist bewusst, dass ich ihnen zuviel durchgehen lasse, aber ich kann einfach nicht anders. Ich bin viel zu glücklich darüber, dass sie sich bei uns wohlfühlen, auch wenn das bedeutet, dass ich seit Neuestem ständig vor ihnen auf der Hut sein muss.
Die Strichmännchen in meinem Gesicht beweisen es. Keine Ahnung, wie sie das wieder hingekriegt haben, aber als ich vorhin aufstand und ins Bad ging, war ich angemalt. Gott sei Dank ist Wochenende, das bedeutet, keine Kanzlei, kein Gericht, keine Termine außerhalb dieses Hauses. Richter Bolton wäre lachend von seinem Richterstuhl gerutscht, wäre ich so zu einer Verhandlung erschienen.
Na ja, dafür habe ich David und Adrian hier, die Geschichte wird also spätestens heute Abend überall die Runde gemacht haben. Wer so eine Familie hat wie unsere, der braucht weder Feinde, noch hat er einen Funken Hoffnung, das peinliche Dinge wie diese auf Dauer geheim bleiben. Die Haschischkekse von Adrian waren ja schließlich auch wochenlang Dauerthema bei uns. Aber was beklage ich mich, ich kenne es nicht mehr anders, und ja, mir würde es auch fehlen, wenn Peinlichkeiten in unserer Truppe nicht mehr die Runde machen und jeder darüber lachen würde. Alles Andere macht ja schließlich auch die Runde. Aber bislang haben wir alles überlebt, was die Brüder sich für uns ausgedacht haben, und auch diesen neuen Scherz werde ich männlich
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