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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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merkte, worum es sich handelte, stenografierte ich mit. Wollen Sie’s hören?«
    »Zunächst genügt mir eine Kurzfassung. Was war dort los?«
    »Ein Mord.«
    »Wo?«
    »Rhoda Avenue 762.«
    »Verflixt, das kann ins Auge gehen. Wer wurde umgebracht?«
    »Eine gewisse Jeanette Latty, und zwar irgendwann in der vergangenen Nacht.«
    »Indizien? Motiv? Sonst was?«
    »Offenbar betrieb Jeanette Latty so eine Art Vermittlung... ich meine, sie versorgte Männer, die für einen Abend eine Gefährtin suchten, mit attraktiven jungen Frauen...«
    »Meinen Sie Call-Girls?«
    »Nein! Aber der Unterschied ist schwer zu beschreiben.«
    »Na, ich könnte ihn mit ein paar Worten beschreiben. Sie sind doch ein erwachsenes Mädchen, Elsie. «
    »Also, sie waren nicht direkt... es waren keine Call-Girls, aber die Polizei hatte den Auftrag, ihr Treiben zu überprüfen.«
    »Wieso?«
    »Ein Rundfunkreporter, der der Polizei nicht grün ist und sie schon häufig in solchen Zusammenhängen öffentlich angegriffen hat, behauptet, die Polizei sei aufgefordert worden, der Sache einmal nachzugehen, weil die Frau illegal Bekanntschaften vermittelt hätte.«
    »Wie hat sich das abgespielt?«
    »Ich schaltete dann noch die Lokalnachrichten eines anderen Senders ein und erfuhr einige Einzelheiten. Laut einer Aussage, die Jeanette Latty vor ein oder zwei Wochen gemacht hatte, handelte es sich nur um Mädchen aus guten Kreisen, die sich zusammengeschlossen hatten, um nebenher noch etwas Geld zu verdienen, indem sie Einladungen annahmen. Also kein regulärer Service. Die Mädchen leisteten achtbaren Geschäftsleuten, die in der Stadt fremd waren, angeblich nur Gesellschaft.
    Die Männer erfuhren nie, wo die Mädchen wohnten. Sie dachten, sie lebten im Haus von Mrs. Latty. Sie pflegten sie dort abzuholen, den Abend mit ihnen zu verbringen und sie danach wieder vor dem Bungalow abzusetzen.
    Sämtliche Einnahmen wanderten, bis auf ein Mindesthonorar, in eine Gemeinschaftskasse. Von einem Rendezvous-Service im Sinne des Gesetzes konnte also keine Rede sein. Die Mädchen wollten sich einen unterhaltsamen Abend, ein Dinner und ein Honorar verschaffen. Als Gegenleistung boten sie den ortsfremden Männern auf harmlose Art Gesellschaft. So jedenfalls hat es Mrs. Latty damals dargestellt.«
    »Wie hoch waren die Gebühren?« fragte ich.
    »Eine Mindestgebühr wurde erhoben, und danach ging es stundenweise. Das wurde in den Lokalnachrichten nicht weiter behandelt. Na, ich vermute, falls die Mädchen oder diese Herren die Vorschriften von Mrs. Latty übertreten wollten, dann konnte sie auch nichts daran hindern.« Elsie errötete dabei etwas.
    »Guter Gott«, sagte ich mit gespieltem Entsetzen, »Sie glauben doch nicht, daß so was wirklich passierte?«
    »Nein, Donald.«
    »Was wissen Sie über den Mord?«
    »Man hat sie mit einem Stein, der in einem Wollstrumpf steckte, erschlagen und sie danach noch mit einem Nylonstrumpf erdrosselt. Die Polizei fand die Leiche heute morgen gegen neun Uhr. Die Mordwaffe wurde sichergestellt. Offenbar passierte es gestern nacht. Wie es in der Meldung hieß, schätzungsweise zwischen zehn Uhr abends und drei Uhr heute morgen.«
    »Eine schöne Bescherung. Das erklärt eine ganze Menge.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Polizei überwachte das Haus«, sagte ich. »Zwei Polypen lauerten in der Nähe und notierten sich die Zulassungsnummern der Autos, die vorfuhren und hielten. Sie stellten eine Liste von den Leuten zusammen, die an dem Spielchen beteiligt waren.«
    »Woher wissen Sie das, Donald?«
    »Weil ich dort aufkreuzte und die Polizei vermutlich ablenkte.«
    »War deswegen Sergeant Sellers hier?«
    »Ja. Er wollte, daß ich alles für mich behalte.«
    »Warum?«
    »Das liegt doch klar auf der Hand. Versetzen Sie sich mal in seine Lage«, sagte ich. »Eine größere Blamage kann es für die Polizei überhaupt nicht geben. Wir haben folgende Situation: Jeanette Latty betreibt einen Rendezvous-Service. Sie behauptet, es wäre ein Gemeinschaftsunternehmen, und die Mädchen gingen nur mit sorgsam ausgesuchten Klienten aus; unsittliche Handlungen kämen nicht vor. Solange sich die Dinge in der Tat so verhielten, waren der Polizei die Hände gebunden. Gesetzt den Fall, man ertappte die Mädchen jedoch bei unmoralischen Dingen oder Jeanette Latty inserierte sogar und entpuppte sich als professionelle Kupplerin, dann bekam die Sache einen anderen Anstrich.«
    »Na und?« fragte Elsie. »Ich verstehe noch immer nicht, worauf Sie

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