Kleine Fische zählen nicht
Stellung vermittelt haben«, erklärte ich. »Sie heißt Marilyn Chelan, und Sie haben ihr einen Posten bei der Molybdenum Steel Research Importing Company verschafft. Falls Sie mir etwas über ihre Herkunft erzählen können, hätte ich einen Ausgangspunkt für meine Nachforschungen.«
»Nach dem Kredit erkundigen wir uns nie.«
»Ich weiß. Aber mich interessiert gerade dieser Aspekt.«
»Als Privatdetektiv?« fragte er.
»Bei den Unkosten heutzutage muß man sich ranhalten, besonders in unserer Branche. Manchmal haben wir so viel zu tun, daß wir nicht wissen, wo uns der Kopf steht, und dann gibt es wieder Zeiten, in denen wir über jeden kleinen Job froh sind.«
Ich gähnte gelangweilt, um ihm damit zu zeigen, daß es sich auch hier nur um einen Routineauftrag handelte.
Er ging zu einem Karteischrank und sagte: »Sie kam von außerhalb. «
»Ganz recht. Aus Salt Lake City«, erwiderte ich. »Wir haben da einen Verbindungsmann, aber ich prüfe solche Angaben gern persönlich nach. Hat sie keine hiesigen Referenzen angegeben?«
»Nein - Moment mal, ich glaube doch. Sie wohnte hier bei einer Freundin, einer gewissen Pauline Garson, im Vector-Apartmenthaus, und sie nannte Miss Garson als Referenz.«
»Haben Sie mit Miss Garson gesprochen?«
»Nein. Wir erkundigten uns bei den Firmen, bei denen sie vorher beschäftigt war. Außerdem legte sie uns Zeugnisse vor. Dann übergab ich sie unserem Bürovorsteher, der sie in Schreibmaschine und Stenografie prüfte und einem Intelligenztest unterzog.«
»Testen Sie alle Ihre Bewerber so?«
»Gewiß. Wir empfehlen nur erstklassige Kräfte.«
»Schönen Dank für die Auskunft«, sagte ich. »Ich werde in Salt Lake City nachfragen.«
Vom Stellenvermittlungsbüro fuhr ich hinaus zum Vector-Apartmenthaus. Im Wohnungsverzeichnis fand ich unter Apartment 211 den Namen Pauline Garson.
Ich fuhr zurück zu unserem Büro, öffnete die Tür zum Empfangsraum und warf nur einen flüchtigen Blick auf den Mann, der im Vorraum wartete und dessen Gesicht hinter einer Nummer des Wall-Street-Journal verborgen war.
Als ich mein Arbeitszimmer betrat, fragte Elsie Brand: »Haben Sie den Mann draußen gesehen?«
»Wartet er auf mich?« Sie nickte.
»Hat er seinen Namen genannt?«
»Ja. Er heißt George Littleton Dix... was haben Sie denn, Donald?«
»Also wie, zum Henker, ist mir der Bursche auf die Spur gekommen?«
»Was meinen Sie damit? Wer ist es denn?«
»Jemand, dem ich aus dem Weg gehen wollte. Das heißt, er sollte nicht wissen, daß ich mich für ihn interessiere.«
»Interessieren Sie sich denn für ihn?«
»Ja, und das hat er irgendwie spitzbekommen.«
Das Telefon läutete.
Elsie meldete sich und sagte dann: »Das Mädchen im Empfang möchte wissen, ob Sie jetzt Zeit für Mr. Dix haben.«
»Schön, soll er hereinkommen. Je eher wir erfahren, was er im Schilde führt, um so besser.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie so beunruhigt sind.«
»Ganz einfach. Sobald der Mann herausfindet, daß ich an dem Fall Marilyn Chelan gearbeitet habe, ist der Teufel los«, sagte ich. »Er weiß es vermutlich noch nicht, aber er wird’s erfahren.«
»Und dann?«
»Dann sitz’ ich in der Tinte. Holen Sie ihn herein.«
Elsie führte Dix in mein Büro.
»Hallo, wie geht’s?« sagte Dix forsch mit der synthetischen Herzlichkeit einer Superverkaufskanone.. »Mr. Lam, ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als wäre ich übertrieben beharrlich. Ich bin aber sozusagen hinter der Lösung eines Rätsels her.«
Er klammerte sich an meine Hand und schwenkte sie wie einen Pumpenschwengel auf und ab.
Da ich es für das klügste hielt, in die gleiche Kerbe zu hauen, grinste ich und sagte: »Na, wenn Sie schon dabei sind, Rätsel zu lösen, können Sie mir vielleicht verraten, wie es kommt, daß Sie mich besuchen; heute morgen war ich nämlich auf der Suche nach Ihnen.«
»Das hat man mir gesagt.«
»Wirklich?« rief ich aus. Er nickte.
»Ich interessiere mich für Grundstücke in den neuen Wohngebieten, die von Ihrem Unternehmen erschlossen werden«, erklärte ich, »und ich schätze, Sie haben sich als Verkäufer einen guten Namen gemacht, weil eine meiner Klientinnen mir erzählte, George Littleton Dix hätte sie beim Kauf eines Grundstücks beraten, und sie hätte dabei festgestellt, daß Ihre Schilderungen genau zutrafen, daß Sie peinlich korrekt und sehr bemüht waren.«
»Na, so was! Wie heißt sie?«
»Ihr Name war — halt, ich hätte das nicht sagen
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