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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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an, und ich sagte: »Bewegen Sie sich ein bißchen, wenn Sie den Zwanziger haben wollen. Setzen Sie sich in Ihr Taxi, und lassen Sie den Motor an, und sobald ich die Hand zum Hut hebe, fahren Sie los.«
    »Wenn Sie sich an den Hut greifen?« fragte er. »Warum?«
    »Oh, ich werde schon irgendeinen Vorwand finden. Vielleicht kommt ’ne Puppe vorbei, die ich ansprechen kann. Vermutlich wird sie mich abblitzen lassen. Behalten Sie auf jeden Fall meine Hand im Auge. Sobald ich nach dem Hut greife, verduften Sie. Verstanden?«
    »Okay«, sagte er, stieg wieder in sein Taxi und ließ den Motor an.
    Etwa dreißig Sekunden später schoß eine bleiche Marilyn Chelan aus dem Haus; sie trug einen kleinen Koffer.
    Ich hob die Hand, lüpfte den Hut und sagte: »Hallo, Marilyn. Sie kommen mit mir.«
    »Sie!« rief sie entgeistert.
    »Jawohl, ich in voller Lebensgröße.«
    Das Taxi fuhr an und brauste ab.
    »He, Sie! Taxi!« brüllte Marilyn hinter ihm her.
    »Die Sache hat eine Wendung genommen, die mir nicht gefällt, Marilyn«, erklärte ich. »Deshalb bin ich...«
    »Aber ich sagte Ihnen doch, daß ich Sie nicht länger brauche. Und Mr. Archer hat Ihnen dasselbe gesagt. Ich habe nicht genug Geld, um einen Privatdetektiv zu engagieren.«
    »Wenn Sie hier mitten auf dem Trottoir stehenbleiben, arbeiten Sie der Gaunerbande direkt in die Hände. Also, wie ist’s? Soll ich Sie an einen Ort bringen, wo Sie niemand finden kann?«
    »Können Sie das denn, Donald?«
    »Warum, glauben Sie, wäre ich sonst hier?«
    Sie betrachtete mich forschend. »Ich weiß nicht...«
    Ich nahm ihren Arm, schnappte mir den kleinen Koffer und sagte: »Na, kommen Sie schon, Marilyn. Das wichtigste ist, von hier zu verschwinden, bevor sie herauskriegen, daß Sie verduftet sind.«
    »Woher wußten Sie, daß ich... wo Sie mich finden würden?« fragte sie.
    »Das war kinderleicht.« Ich bugsierte sie über die Straße zu meinem Wagen. »Und da ich Sie hier aufgestöbert habe, können die anderen Sie auch finden.«
    »Das ist bereits geschehen.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah sie entsetzt an. »Nein. Das ist doch nicht möglich!«
    »Doch, in der letzten halben Stunde. Das Telefon läutete, und jemand sagte zu meiner Freundin, er müßte mich unbedingt sprechen.«
    »Und dann?«
    »Dann passierte das gleiche wie früher... langsame schwere Atemzüge und danach Stille.«
    »Kam nur der eine Anruf?« fragte ich.
    »Im Laufe des Nachmittags läutete das Telefon drei- oder viermal, aber ich ging nicht ran. Ich hatte Pauline versprochen, die Wohnung nicht zu verlassen und nicht ans Telefon zu gehen. Ich will kein Telefon mehr sehen, solange ich lebe.«
    »Hinter der Sache steckt mehr, als ich dachte. Sieht böse aus. Na, von jetzt an werde ich mich um Sie kümmern.«
    »Aber warum? Mr. Archer hat Ihnen doch gesagt... Außerdem kann ich Sie nicht bezahlen. Ich brauche das Geld, um weit wegzufahren.«
    »Ich weiß. Ich will kein Geld von Ihnen. Die Honorierung überlasse ich dem Zufall.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wenn ich die Leute erwische, die das Ganze angezettelt haben, setze ich sie unter Druck. Mit anderen Worten, ich bringe sie dazu, daß sie was ausspucken.«
    »Wie?«
    »Überlassen Sie das mir. Die Bande hat Sie ganz schön herumgeschubst, und es wird allmählich Zeit, daß Sie sich auf die Hinterbeine stellen und Zurückschlagen.«
    »Donald, wenn ich nur wüßte, ob ich Ihnen vertrauen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, ich kann’s - aber dann bin ich mir wieder nicht so sicher. Sie sind verflixt kühl und abgebrüht und - und Sie sind so überzeugt von sich. Ich werde einfach nicht klug aus Ihnen.«
    »Das ist eine Maske, die ich von Berufs wegen trage«, erklärte ich. »Und ich kultiviere sie, um auf meine Klienten beruhigend zu wirken.«
    »Na, bei mir erreichen Sie damit das Gegenteil. Es wirkt irgendwie nicht echt... Eigentlich müßten Sie ein bißchen...«
    »... ängstlich sein?« fragte ich.
    »Nicht gerade ängstlich, aber nicht ganz so unbesorgt und zuversichtlich. Sie scheinen genau zu wissen, worauf Sie lossteuern.«
    »Stimmt.« Ich hielt ihr die Wagentür auf. »Steigen Sie ein.«
    Ich verfrachtete ihren Koffer auf den Rücksitz. Marilyn kletterte auf den rechten Vordersitz. Ich kurvte um den Kühler herum, klemmte mich hinter das Lenkrad und ließ den Motor an.
    »Wohin fahren wir?« erkundigte sie sich.
    »Zunächst zu irgendeinem sicheren Versteck, wo man Sie nicht findet. Sie werden nie mehr von diesen

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