Kleine Freie Männer
und
betrachtete Bilder, die nur sie sehen konnte. Frau Ogg setzte sich neben Tiffany, und ihre kleinen Beine ragten nach oben, als sie es sich bequem machte,
»Ich habe den Fröhlichen Seemann probiert«, sagte sie.
»Schmeckt wie Zehennägel.«
»Ja, das stimmt!«, erwiderte Tiffany dankbar.
»Als Kelda der Wir-sind-die-Größten musst du einen
von ihnen heiraten, nicht wahr?«, fragte Frau Ogg
unschuldig.
»Ja, aber ich habe einen Weg gefunden, das Problem zu
umgehen«, sagte Tiffany und erzählte davon. Frau Ogg
lachte. Es war ein geselliges, ungezwungenes Lachen, ein Lachen, bei dem man sich wohl fühlte.
Die Geräusche und das Blitzen hörten auf. Frau
Wetterwachs blickte einige Sekunden ins Leere und sagte 334
dann: »Zum Schluss hast du die Königin geschlagen. Aber ich glaube, dabei hat dir jemand geholfen.«
»Ja, das stimmt«, sagte Tiffany.
»Und wer …?«
»Ich frage dich nicht nach deinen Angelegenheiten«, sagte Tiffany, noch bevor sie begriff, was sie sagte.
Fräulein Tick schnappte nach Luft. In Frau Oggs Augen
funkelte es, und sie sah von Tiffany zu Frau Wetterwachs wie jemand, der ein Tennisspiel beobachtete.
»Tiffany, Frau Wetterwachs ist die berühmteste Hexe
auf der ganzen …«, begann Fräulein Tick streng, aber die Hexe brachte sie erneut mit einem kurzen Wink zum
Schweigen.
Ich muss lernen, wie man das macht, dachte Tiffany.
Dann nahm Frau Wetterwachs ihren spitzen Hut ab und
verbeugte sich vor Tiffany.
»Wohl gesprochen«, sagte sie, richtete sich auf und sah Tiffany in die Augen. »Ich hatte kein Recht, dich das zu fragen. Dies ist dein Land, wir sind hier bei dir zu Gast. Ich respektiere dich, so, wie du auch mich respektieren wirst. «
Für einen Augenblick schien die Luft zu gefrieren und
sich der Himmel zu verdunkeln. Und dann, als hätte es den Moment des Donners nicht gegeben, fuhr Frau
Wetterwachs fort: »Aber wenn du mir eines Tages mehr
erzählen möchtest, werde ich dir dankbar zuhören«, sagte sie im Plauderton. »Und die Geschöpfe, die aussehen, als bestünden sie aus altem Teig. Auch über sie würde ich
gerne mehr erfahren. Ich bin ihnen noch nie begegnet. Und deine Großmutter war anscheinend eine Person, die ich
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gerne kennen gelernt hätte.« Sie straffte die Schultern.
»Unterdessen sollten wir feststellen, ob es noch etwas gibt, das man dich lehren kann.«
»Kann ich jetzt zur Hexenschule gehen?«, fragte
Tiffany.
Kurze Stille folgte dieser Frage.
»Hexenschule?«, wiederholte Frau Wetterwachs.
»Ah«, sagte Fräulein Tick.
»Du hast es metapahorisch gemeint, nicht wahr?«, fragte Tiffany.
»Metapahorisch?« Frau Ogg runzelte die Stirn.
»Sie meint metaphorisch«, murmelte Fräulein Tick.
»Es ist wie mit Geschichten«, sagte Tiffany. »Schon gut.
Ich verstehe jetzt. Dies ist die Schule. Der magische Ort.
Die Welt. Hier. Und man merkt es erst, wenn man richtig hinsieht. Wusstet ihr, dass die Kobolde diese Welt für den Himmel halten? Wir sehen einfach nicht richtig hin.
Hexerei kann man nicht lehren. Nicht auf die übliche Art.
Hexerei bedeutet vor allem, wie man … man selbst ist.«
»Gut gesagt«, erwiderte Frau Wetterwachs. »Du bist
scharfsinnig. Aber es gibt auch Magie. Das wirst du noch lernen. Große Intelligenz ist dazu nicht erforderlich, sonst könnten Zauberer nicht zaubern.«
»Außerdem brauchst du eine Arbeit«, fügte Frau Ogg
hinzu. »Mit Hexerei allein verdient man nichts. Man kann nicht für sich selbst hexen, verstehst du? Eiserne Regel.«
»Ich mache guten Käse«, sagte Tiffany.
»Käse, wie?«, fragte Frau Wetterwachs. »Hmm. Ja.
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Käse ist in Ordnung. Weißt du etwas über Medizin? Und
Geburtshilfe? Das sind sehr nützliche Kenntnisse.«
»Ich habe bei einigen schwierigen Schafgeburten
geholfen«, sagte Tiffany. »Und ich habe gesehen, wie mein Bruder geboren wurde. Sie vergaßen, mich hinauszu-schicken. Es sah nicht zu schwierig aus. Aber ich glaube, Käse ist leichter und nicht so laut.«
»Käse ist in Ordnung«, wiederholte Frau Wetterwachs
und nickte. »Käse lebt.«
»Und was macht ihr wirklich? «,fragte Tiffany.
Die dünne Hexe zögerte kurz.
»Wir kümmern uns um die … Kanten«, antwortete Frau
Wetterwachs. »Es gibt viele Kanten, mehr als die meisten Leute ahnen. Zwischen Leben und Tod, zwischen dieser
Welt und der nächsten, zwischen Nacht und Tag, richtig und falsch … Und diese Kanten muss man im Auge
behalten. Wir wachen über sie. Wir wachen über
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