Kleine freie Männer
folgen wollen, und einen Clan suchen, der eine Kelda braucht. So ist es bei uns üblich. Sie glaubt, dass es noch andere Möglichkeiten gibt; manchmal denken junge Leute auf diese Weise. Gib auf sie Acht.«
Tiffany spürte, wie sich etwas an ihr vorbeischob, und Rob Irgendwer und der Barde betraten den Raum. Sie hörte ein Rascheln und Flüstern, als sich hinter ihr ein inoffizielles Publikum versammelte.
Als sich die Dinge ein wenig beruhigt hatten, sagte die alte Kelda: »Es ist schlecht für einen Clan, auch nur eine
Stunde lang ohne eine Kelda zu sein, die auf alles aufpasst. Deshalb wird Tiffany eure Kelda sein, bis eine neue eintrifft... «
Tiffany vernahm ein Murmeln neben und hinter sich. Die alte Kelda sah William den Dudler an.
»So etwas ist schon einmal geschehen, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete William. »Zweimal, berichten die Lieder.« Er runzelte die Stirn und fügte hinzu: »Man könnte sogar von dreimal sprechen, wenn man berücksichtigt, dass die Königin... «
Seine Stimme verlor sich in dem Aufschrei, der sich hinter Tiffany erhob.
» Weder König noch Königin! Kein Herr und Gebieter! Wir lassen uns nicht noch einmal täuschen!«
Die alte Kelda hob die Hand. »Tiffan ist die Enkelin von Oma Weh«, sagte sie. »Ihr alle kennt sie.«
»Ja, und wir ham gesehen, wie die kleine Hexe dem kopflosen Reiter in die Augen starrte, die er gar nicht hat«, warf Rob Irgendwer ein. »Das können nicht viele.«
»Und ich bin seit siebzig Jahren eure Kelda, und ihr dürft mir nicht widersprechen «, sagte die alte Kelda. »Die Wahl ist getroffen. Helft ihr dabei, ihren kleinen Bruder zurückzustehlen. Das ist das Los, das ich euch auferlege, im Gedenken an mich und Oma Weh.«
Sie sank aufs Bett zurück und fügte leiser hinzu: »Und jetzt möchte ich hören, wie der Dudler Die hübschen Blumen spielt, und ich hoffe, wir sehen uns alle in der Letzten Welt wieder. Zu Tiffan sage ich: Sei wachsam.« Die Kelda atmete tief durch. »Irgendwo sind alle Geschichten und Lieder wahr... «
Die alte Kelda schwieg. William der Dudler blähte den
Mäusebeutel auf und blies in eine der Pfeifen. Tiffany fühlte in den Ohren das Blubbern von Musik, deren Töne so hoch waren, dass sie sie nicht hörte.
Nach einigen Momenten beugte sich Fion übers Bett, sah nach ihrer Mutter und begann zu weinen.
Rob Irgendwer drehte sich um und sah zu Tiffany auf. Tränen rannen ihm über die Wangen. »Darf ich dich darum bitten, den großen Raum aufzusuchen, Kelda?«, fragte er leise. »Wir haben Dinge zu tun, du weißt ja, wie das ist...«
Tiffany nickte, kroch vorsichtig zurück und spürte, wie ihr Kobolde auswichen. Sie fand eine Ecke, wo sie niemandem im Weg zu sein schien, und saß dort mit dem Rücken an der Wand.
Sie hatte mit einem vielstimmigen »Schlimm, schlimm, schlimm« gerechnet, aber der Tod der Kelda schien dafür zu ernst zu sein. Einige Größte weinten, anderen starrten ins Leere. Als sich die Neuigkeiten herumsprachen, füllten sich die Galerien mit kummervoller, schluchzender Stille...
... die Hügel waren still gewesen an dem Tag, als Oma Weh starb.
Jemand ging jeden Tag mit frischem Brot und Milch und Resten für die Hunde hinauf. So oft war das gar nicht nötig, aber Tiffany hatte ihre Eltern sprechen gehört, und ihr Vater hatte gesagt: » Wir sollten sie jetzt im Auge behalten.«
An diesem Tag war Tiffany dran, aber sie hatte diese Aufgabe nie als Arbeit gesehen. Sie mochte die Reise.
Sie bemerkte die Stille. Es war nicht mehr die Stille vieler kleiner Geräusche, sondern eine Kuppel aus Stille um die Hütte herum.
Da wusste sie Bescheid, noch bevor sie durch die offene Tür eintrat und Oma auf dem schmalen Bett fand.
Kälte breitete sich in ihr aus, und sie hatte sogar ein Geräusch, wie ein dünner, scharfer Ton. Und sie hatte auch eine Stimme. Ihre eigene Stimme. Sie sagte: Es ist zu spät, Tränen nützen nichts, keine Zeit, etwas zu sagen, Dinge müssen getan werden...
Und... dann fütterte sie die Hunde, die geduldig auf ihr Frühstück warteten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie sich rührselig verhalten, wenn sie gejault oder Omas Gesicht geleckt hätten, aber sie saßen einfach nur da. Und Tiffany hörte noch immer die innere Stimme: keine Tränen, nicht weinen. Weine nicht um Oma Weh.
Im Kopf beobachtete sie jetzt die etwas kleinere Tiffany, wie sie mit marionettenhaften Bewegungen durch die Hütte ging...
Sie räumte auf. Abgesehen vom Bett und dem
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