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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kanonenofen gab es dort nicht sehr viel: den Kleidungssack, das große Wasserfass, die Lebensmittelkiste, das war es auch schon. Und überall lagen Sachen, die mit Schafen zu tun hatten - Töpfe, Flaschen, Beutel, Messer und Scheren -, aber nichts wies darauf hin, dass hier eine Person lebte, es sei denn, man berücksichtigte die vielen blauen und gelben Päckchen des Fröhlichen Seemanns, die an der einen Wand festgesteckt waren.
    Tiffany hatte eins davon genommen - es lag noch immer unter ihrer Matratze zu Hause -, und sie erinnerte sich an die Geschichte.
    Es war sehr ungewöhnlich, wenn Oma Weh mehr sprach als nur einen Satz. Sie verwendete Worte, als wären sie Geld. Aber eines Tages, als Tiffany Essen zur Hütte brachte, erzählte ihr Oma eine Geschichte. Eine Art Geschichte. Sie öffnete ein Päckchen Tabak und richtete einen leicht verwirrten Blick auf Tiffany und sagte: »Ich habe dies schon tausendmal gesehen, doch das Schiff habe ich nie bemerkt. «
    Natürlich war Tiffany zu ihr geeilt, um das Bild zu betrachten, aber sie konnte das Schiff ebenso wenig erkennen wie die nackte Frau.
    »Weil das Schiff dort ist, wo man es nicht sieht«, hatte Oma gesagt. »Er hat ein Schiff, um den großen weißen Wal im salzigen Meer zu jagen. Er jagt ihn immer, um die ganze Welt. Er heißt Mopi. Er soll so groß sein und so weiß wie eine Kreideklippe. Das habe ich in einem Buch gelesen. «
    »Warum jagt der Seemann ihn?«, hatte Tiffany gefragt.
    »Um ihn zu fangen«, hatte Oma geantwortet. »Aber das wird ihm nie gelingen, weil die Welt rund ist wie ein großer Teller, und auch das Meer, und so jagen sie sich gegenseitig, und es ist fast so, als jagte er sich selbst. Geh nie zum Meer, Jiggit. Dort geschehen schlimmere Dinge. Das sagen alle. Bleib hier, wo du die Hügel in den Knochen hast.«
    Und das war es. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Oma Weh zu Tiffany über etwas gesprochen hatte, das nicht direkt Schafe betraf. Nur dieses eine Mal hatte sie eingeräumt, dass es eine Welt jenseits des Kreidelands gab. Tiffany träumte vom Fröhlichen Seemann, der mit seinem Schiff den weißen Wal jagte. Und manchmal jagte der Wal sie, aber der Fröhliche Seemann kam immer rechtzeitig mit seinem großen Schiff, und dann begann die Jagd erneut.
    Manchmal war sie zum Leuchtturm gelaufen und erwachte genau in dem Moment, als die Tür aufschwang. Das Meer hatte sie nie gesehen, aber bei einem ihrer Nachbarn hing ein altes Bild an der Wand, das viele Männer zeigte, die sich an einem Floß festhielten, in einer Umgebung, die nach einem großen See voller Wellen aussah. Der Leuchtturm fehlte auf dem Bild.
    Und Tiffany hatte am schmalen Bett gesessen und über Oma Weh nachgedacht, und über das kleine Mädchen namens Sarah Grizzel, das die Blumen im Buch ausgemalt hatte, und über die Welt, die ihre Mitte verlor.
    Sie vermisste die Stille. Was übrig blieb, war nicht die gleiche Art von Stille wie vorher. Omas Stille war warm und brachte einen nach innen. Manchmal fiel es Oma Weh schwer, sich an den Unterschied zwischen Kindern und Schafen zu erinnern, aber ihre Stille hieß Tiffany willkommen und gab ihr das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Man musste nur eine eigene Stille mitbringen.
    Tiffany bedauerte sehr, dass sie keine Gelegenheit gehabt hatte, sich wegen der Schäferin zu enschuldigen.
    Dann war sie nach Hause gegangen und hatte allen von Omas Tod erzählt. Sie war sieben, und die Welt ging zu Ende.
    Jemand klopfe höflich an ihren Stiefel. Tiffany öffnete die Augen und sah die Kröte. Sie hatte einen kleinen Stein im Maul und spuckte ihn aus.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Ich hätte gern Arme benutzt, aber daran mangelt es meiner Spezies leider.«
    »Was soll ich jetzt machen!«, fragte Tiffany.
    »Nun, wenn du mit dem Kopf an diese niedrige Decke stößt, hast du allen Grund, Schadenersatz einzuklagen«, erwiderte die Kröte. »Äh... habe ich das gerade gesagt?«
    »Ja, und ich hoffe, es tut dir Leid«, meinte Tiffany. »Warum hast du das gesagt?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht«, stöhnte die Kröte. »Entschuldige, worüber haben wir gerade gesprochen?« »Was erwarten die Kobolde jetzt von mir? Was soll ich
    tun?«
    »Oh, ich glaube, so funktioniert das nicht«, sagte die Kröte. »Du bist die Kelda. Du bestimmst, was getan wird.«
    »Warum kann Fion nicht die Kelda sein? Sie gehört zu den Kobolden!«
    »Da kann ich dir leider nicht helfen«, sagte die Kröte.
    »Kann ich zu Diensten

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