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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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großen Flasche?«
    »Mit zwei gekreuzten Knochen unter einem Totenkopf?«, fügte Rob Irgendwer hinzu.
    »Ja, wahrscheinlich, und es ist grässliches Zeug«, sagte Tiffany. »Man wird schrecklich krank, wenn man es trinkt.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Rob Irgendwer nachdenklich. »Das is' sehr... interessant. Mit welcher Art von Krankheit müsste man, äh, rechnen?«
    »Vermutlich mit einer tödlichen«, meinte Tiffany.
    »Wir sind bereits tot«, sagte Rob Irgendwer.
    »Dann würdet ihr eben sehr, sehr krank.« Tiffany bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Außerdem ist Lampenöl leicht entzündlich. Wirklich gut, dass ihr es nicht getrunken habt... «
    Der Doofe Wullie rülpste laut. Plötzlich roch es stark nach Paraffin.
    »Ja«, sagte er.
    Tiffany ging und holte Willwoll. Hinter sich hörte sie das Flüstern der Kobolde, die die Köpfe zusammensteckten.
    »Ich habe dir doch gesagt, die Knochen bedeuten, dass wir die Finger davon lassen sollen!«
    »Der Große Yan meinte, es wär'n Zeichen für'n besonders starkes Getränk! Und außerdem isses unverantwortlich, dass solche Sachen an einem Ort zurückgelassen werden, wo unschuldige Leute zufälligerweise die Tür einschlagen können, um dann die Riegel beiseite zu schieben, die große Kette vom Schrank zu lösen, das Schloss zu knacken und das Zeug zu trinken!«
    »Was bedeutet entzündlich?«
    »Das Zeug kann brennen!«
    »Na schön, na schön, keine Panik. Es wird nich mehrgerülpst, und niemand von euch pinkelt in der Nähe von offenem Feuer, klar? Und verhaltet euch ganz normal.«
    Tiffany lächelte in sich hinein. Es schien sehr schwer zu sein, einen Kobold umzubringen. Ihr Glaube, bereits tot zu sein, machte sie vielleicht immun. Tiffany drehte sich um und sah zur Tür des Leuchtturms. In ihrem Traum hatte sie nie beobachtet, wie sie sich öffnete. Außerdem hatte sie immer geglaubt, dass der Leuchtturm voller Licht war. Immerhin war der Kuhstall auf der Farm voller Kühe und der Holzschuppen voller Holz.
    »Also gut«, sagte sie und blickte auf Rob Irgendwer hinab. »Ich trage Roland, und ich möchte, dass du Willwoll mitbringst.«
    »Willst du deinen Bruder nicht selbst tragen?«, fragte Rob.
    »Kleinerkleiner Mann!«, rief Willwoll.
    »Bring du ihn mit«, sagte Tiffany knapp. Sie meinte: Ich bin mir nicht sicher, ob es klappt, und bei dir ist er vielleicht sicherer als bei mir. Ich hoffe, dass ich in meinem Schlafzimmer erwache. Es wäre schön, in meinem Schlafzimmer zu erwachen...
    Wenn dort auch alle anderen erwachen, werden vielleicht einige schwierige Fragen gestellt, aber alles ist besser als die Königin...
    Hinter Tiffany rauschte und rasselte es. Sie drehte sich um und sah, wie das Meer verschwand, und zwar ziemlich schnell. Das Wasser wich zurück. Felsen und Tanghaufen wurden sichtbar, und dann lag der Meeresgrund ohne Meer da.
    »Ah«, sagte Tiffany nach einem Moment. »Es ist alles in Ordnung. Ich weiß, was das ist. Man nennt so etwas Gezeiten. Ebbe und Flut. Das Meer kommt und geht jeden Tag.«
    »Wirklich?«, fragte Rob Irgendwer. »Na so was. Es sieht aus, als flösse das Wasser durch ein Loch ab... «
    Etwa fünfzig Meter entfernt verschwanden die letzten kleinen Bäche aus Meerwasser über einer Kante, und einige der Kobolde waren bereits dorthin unterwegs.
    Tiffany fühlte etwas, das nicht ganz an Panik heranreichte, das langsamer und scheußlicher war als Panik. Es begann mit einem nagenden kleinen Zweifel, der fragte: Sind die Gezeiten nicht etwas langsamer?
    Der Lehrer (Wunder der Natührlichen Weld, ein Apfel)
    war nicht ins Detail gegangen. Aber hier zappelten Fische auf dem trocken gefallenen Meeresgrund, und die Fische im Meer starben doch nicht jeden Tag, oder?
    »Äh, ich glaube, wir sollten besser vorsichtig sein...«, sagte Tiffany und folgte Rob Irgendwer.
    »Warum?«, erwiderte er. »Das Wasser steigt doch nich'. Wann kommen die Gezeiten zurück?«
    »Ah, erst in einigen Stunden, glaube ich«, antwortete Tiffany und spürte die langsame, scheußliche Panik wachsen. »Aber ich bin nicht sicher, ob dies...«
    »Dann ham wir massenweise Zeit«, sagte Rob Irgendwer.
    Sie erreichten den Rand, wo die übrigen Kobolde standen. Ein letzter Rest Wasser tröpfelte über ihre Füße in den Abgrund.
    Es war, als sähen sie in ein Tal hinab. Auf der gegenüberliegenden Seite, viele Meilen entfernt, war das zurückweichende Meer nur noch eine glitzernde Linie.
    Tief unten lagen ziemlich viele Wracks. Galeonen, Schoner und

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