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Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Titel: Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Brunner
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11. Jahrhundert erkennbar. Besonders die Dreifelderwirtschaft erforderte eine Koordination der Tätigkeiten, weil besser gewirtschaftet werden konnte, wenn anliegende Fluren zur selben Zeit in Brache lagen oder besät wurden. Eine Orientierung dafür, wann was zu geschehen habe, bildeten die Heiligenfeste im Jahreskreis (S. 177).
    Wurde aber eine Gruppe von Bauern, meist unter der Führung eines erfahrenen Mannes, dafür gewonnen, zu roden oder zurLandentwicklung in ein wenig erschlossenes Gebiet zu gehen, erhielt sie zur Motivation besondere Rechte (S. 230). Der soziale Status der Leute war dort höher und die Abhängigkeiten waren geringer, wo landwirtschaftliches Personal besonders schwer zu finden war. Das galt in den Alpen genauso wie an den Küsten der Nordsee. Auch Hirten, denen für die damaligen Begriffe ein großes Vermögen anvertraut war und die, besonders in den Alpen und Pyrenäen, schlecht kontrolliert werden konnten, genossen eine gewisse Freiheit. Sie «schmuggelten» nicht nur Waren, sondern auch Informationen und Ideen. In Montaillou, einem Ort in Frankreich am Fuße der Pyrenäen, verbreiteten sie z.B. die Lehren der Katharer, die als Ketzer verfolgt wurden (S. 146).
Markt
    Märkte konnten an verschiedenen Plätzen abgehalten werden. Der nicht genau lokalisierbare «Markt der Mährer» im Raffelstettener Zollweistum (903/06) war wohl nur ein Platz unmittelbar nördlich der Donau. Schon zur Römerzeit gab es solche Stützpunkte jenseits der Grenzen. Entscheidend war, dass jemand – ein König oder Fürst oder deren Beauftragte – den Marktfrieden garantieren konnte, der für die Dauer des Marktes und die Fahrt dorthin gelten sollte. Dafür wurden selbstverständlich Gebühren eingehoben.
    Es gab Märkte für den Fernhandel, die nur zu bestimmten Zeiten im Jahr abgehalten wurden, und solche für die Nahversorgung, die regelmäßig beliefert werden konnten. Diese regional bedeutenden Märkte, die meistens wöchentlich ausgerichtet wurden, befanden sich in der Regel in oder bei zentralen Orten oder Städten. Aber auch Dörfer konnten Marktrechte gewinnen. Daher wurde mit der Zeit das Wort «Markt» oft zu einer Rechtsbezeichnung für den Ort selbst.
    Am Niederrhein gab es eine Kette von zehn Jahrmärkten über den Sommer von Köln bis Utrecht. Zu den größten international besuchten Märkten gehörten die Messen in der Champagne im12. und 13. Jahrhundert. Dort trafen einander regelmäßig an verschiedenen Orten Kaufleute aus ganz Europa. Das Warenangebot war vielfältig, aber im Zentrum standen flandrische und englische Tuche und andere Textilien. Auch Pietro di Bernardone, der Vater von Franz von Assisi, wird auf seinen Handelsreisen dort gewesen sein.
Burg
    Die Halle eines Fürsten oder mächtigen Adeligen im Frühmittelalter sah wohl nicht viel anders aus als ein größeres Bauernhaus, nur mit dem Unterschied, dass sie auch außen prächtig geschmückt war und Platz für das Gefolge bot (z.B. Beowulf 308). Ihr Zentrum war die Feuerstelle, und der vornehmste Platz war in deren Nähe.
    Von diesen Gebäuden bis zur Adelsburg, wie sie uns vertraut geworden ist, liegt ein weiter Weg. Die ersten Burgen waren aus Holz gebaut, umgeben mit hölzernen Palisaden. In der Ebene warf man oft einen Hügel auf und schützte das darauf errichtete Gebäude mit einem Wall und einem Wassergraben. In hügeligem Gelände suchte man vielfach einen Geländevorsprung und grub auf der Bergseite einen möglichst tiefen Graben. Es gab auch größere Befestigungen, die als Fluchtburgen genutzt werden konnten, vielfach aber auch Zentren der Verwaltung und des Handwerks bargen und als geschützte Lagerorte für Abgaben dienen konnten. Die Herrenhöfe standen oft mit einer nahe gelegenen Befestigung in Verbindung. Auf reicheren Höfen konnte es schon in der Karolingerzeit (Mitte des 8. Jh.s – 10. Jh.) repräsentative Steinbauten geben.
    Die Festungsmauer bestand im Frühmittelalter meist nur an der Vorderseite aus trocken geschichteten Steinen, erst ab dem 10. Jahrhundert wurden sie mit Mörtel verbunden; dahinter lag eine Aufschüttung aus Erdreich und Steinen, mit gekreuzt- und quergelegten Bohlen verstärkt, wie beim sogenannten
murus gallicus
(Abb. 6), den schon Caesar beschreibt (De bello Gallico VII 23).
    Abb. 6: Murus Gallicus. Modell aus dem Landesmuseum Trier
(Foto Stefan Kühn)
    Die Höhenburgen, die ab dem 10. Jahrhundert aufkamen, konnten einem vermehrten Sicherheitsbedürfnis dienen – übrigens

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