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Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Titel: Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Brunner
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mit Greifvögeln, die auch von Damen ausgeübt werden konnte. Gefährlich war die Jagd auf Wildschweine, deren Kraft ausgeglichene Verhältnisse zwischen Mensch und Tier herstellte.
    In geschützten Forsten, deren Nutzung den Herren vorbehalten war, wurde das Holz für die Bauten gezogen, das ja bestimmte Qualitäten erforderte, etwa in Länge und geradem Wuchs. Schon Vitruv widmet ein langes Kapitel dem Bauholz (II 9). Der «Forstbann» gegen unerwünschte Nutzung oder gar Rodung war in manchen Gegenden schon im 12. Jahrhundert nötig. Mit dem Aufschwung der Städte um 1200 stieg in deren Umgebung der Holzbedarf enorm. Landesfürstliche Forstmeister kennen wir z.B. im
    Wienerwald seit dem 13. Jahrhundert. Sie hatten unter anderem dafür zu sorgen, dass nachhaltig gewirtschaftet werde,
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(dem Wald)
sein holtz gewachsse und widerchome
(Urkunde Hg. Rudolfs IV. von 1359).
    Die Energieversorgung war ein lebenswichtiges Problem. Wasserkraft wurde für Mühlen, Eisenbearbeitung und Lodenwalken genutzt, daneben diente die Kraft von Mensch und Tier als Energiequelle. Zur Wärmeerzeugung stand nur Holz zur Verfügung. Bauern hatten zumeist das Recht, Fall- und Kleinholz aus den Wäldern für das tägliche Herdfeuer zu entnehmen. Die Versorgung mit Brennholz war für die Burgen – und später noch mehr für die Städte – eine aufwändige Aufgabe. Für die Küche genügte wohl ebenfalls Reisig und Kleinholz, aber für die repräsentativen Feuerstellen wurden, wie schon aus einer frühmittelalterlichen Anweisung an einen bischöflichen Bediensteten im Bodenseeraum hervorgeht, eher Holzscheiter vorgezogen. Torf konnte ja nur in bestimmten Gegenden gestochen werden. Die Köhlerei lieferte den Rohstoff für Arbeiten, bei denen große Hitze benötigt wurde, z.B. für die Eisenverhüttung oder Glaserzeugung.
    In den Klöstern gab es neben der Küche in der Regel nur einen einzigen geheizten Raum, das «Kalefaktorium», die Wärmestube, manchmal einen zweiten für die Laienbrüder. Der Dienst an den Öfen war mühsam und wenig angesehen.
Leben auf der Burg
    Eine Burg ist also eine multifunktionale Anlage mit repräsentativem Charakter, die die Landschaft weithin sichtbar bestimmt und beherrscht. Nicht immer wohnte der Burgherr auf der Burg; reichere Herren besaßen oft mehrere. Manche Aufenthalte wurden aber mit dem gesamten Hofstaat inszeniert.
    Ein prominentes Beispiel ist aufgrund von urkundlichen und archäologischen Zeugnissen sehr genau nachvollziehbar: Der letzte Babenberger, Herzog Friedrich II. von Österreich († 1246),ließ sich in den späten 30er Jahren des 13. Jahrhunderts die Burg Starhemberg bei Wiener Neustadt fürstlich ausbauen. Damals hieß sie Starkenberg und war nach der Burg Montfort im Heiligen Land benannt. Dorthin begab er sich bei besonderen Gelegenheiten mit seinem ganzen Hof. Genannt werden unter anderen der Kanzler, ein Notar, der Hofrichter, der Kämmerer und der Mundschenk. 1244 wurde z.B. dort die Stadtordnung von Wiener Neustadt verkündet. Unterhalb der Burg werden sich zahlreiche Bürger der nur einen halben Tagesritt entfernten Stadt versammelt haben. Auch zur Übergabe von Urkunden für das Wiener Schottenkloster und für das Benediktinerkloster Seitenstetten in Niederösterreich kamen prominente Adelige nach Starkenberg. Dazu kommt in dieser Zeit die Ausstellung einer Judenordnung, der Stadtrechte für Hainburg und Wien und die einer Mautbefreiung für Krems.
    Die wichtigsten Personen des Herzogtums Österreich waren also innerhalb weniger Monate auf und an dieser Burg zu Gast, für deren Ausbau der Herzog einiges aufgeboten hatte. Nicht nur die besten Handwerker seines Landes und der Nachbarländer waren eingesetzt, sondern für die Burgkapelle offenbar auch Handwerker von der Sainte Chapelle in Paris engagiert worden. Der Herzog hatte vom französischen König einen Dorn der Dornenkrone Christi bekommen, die in der königlichen Kapelle in Paris aufbewahrt wurde. Für diesen Dorn wurde auf Starkenberg eine prächtige, zweigeschossige Burgkapelle nach französischem Muster gebaut. Auf dieser Burg spielte vermutlich auch der Tannhäuser († n. 1265) auf, einer der Dichter im Umfeld Herzog Friedrichs, mit seinen eher deftigen Liebesliedern.
    Der Herzog hatte zu dieser Zeit allerdings bereits begonnen, in Wien eine Hofburg zu bauen. In der Folgezeit wurden die wichtigsten politischen Ereignisse dann nicht mehr an den Burgen, sondern in der Stadt ausgerichtet.
    Den großen Saal

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