Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Titel: Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Brunner
Vom Netzwerk:
Zivilisation viel keltisches Kulturgut erhalten. Auf Grabsteinen sieht man Abbildungen von Bürgern in der römischen Toga, deren Ehefrauen ein keltisches Gewand tragen.
    Der vorgeschichtliche Abbau von Salz in Hallstatt in Oberösterreich und bei Hallein in Salzburg ging in der Römerzeit aufgrund der Konkurrenz des billigeren Meersalzes zurück. Am Erzberg in der Steiermark begann der Abbau erst – wieder? – im 12. Jahrhundert. Während man die Salzquellen in Reichenhall schon im frühen Mittelalter erfolgreich ausbeutete, wurden die Salzlager am Dürrnberg bei Hallein und in Hallstatt ebenfalls erst wieder im 12. Jahrhundert in größerem Stil erschlossen.
    Bis dahin wurden sowohl für Eisen als auch für Salz kleinere und kleinste Lagerstätten genutzt. Auch Raseneisenerz – das sind metallhaltige Sedimente, die durch Wasserläufe ausgeschwemmt und abgelagert wurden – war wichtig, und der Besitz solcher Gewinnungsstätten begehrt. Das galt besonders an Verkehrswegen,wo man Eisen besonders für die Hufeisen brauchte, die immer wieder abfielen und verloren gingen. Als dann die großen Bergbaugebiete wieder in Betrieb gingen, änderten sich auch die Verkehrswege und die Interessen der Fürsten und Adeligen grundlegend.
    Bergbau war eigentlich Königsrecht, «Regal», das aber durch die Fürsten beansprucht wurde. Die Sonderrechte und der damit verbundene große Gewinn haben dazu beigetragen, dass massiv in die Umwelt eingegriffen werden konnte. Das geschah nicht nur zum Nachteil der Lebenswelt. Eine ganze Reihe von modernen Fremdenverkehrsgegenden sind Bergbau-Folgelandschaften, wie z.B. das Salzkammergut, die Gegend um Kitzbühel in Tirol und die Eisenstraße zwischen Steiermark und Niederösterreich.
    Zum eigentlichen Abbaugebiet gehörten große Zonen, die der Versorgung und Verarbeitung dienten. Das betrifft z.B. das eben genannte Salzkammergut – die Einkünfte im oberen Trauntal gehörten der «Kammer» der Habsburger, daher dieser Name – und das niederösterreichische Alpenvorland im sogenannten «Mostviertel», wo auch die Wasserkraft für den Schmelz- und Schmiedeprozess zur Verfügung stand.
    Benötigt wurden Nahrungsmittel für die im Bergbau Tätigen und Holz für den Ausbau der Stollen und für das Erhitzen der Sole (Salz-Wasser-Lösung), das jeweils spezielle Eigenschaften aufweisen musste. Es ist eindrucksvoll, dass die intensive Nutzung im alpinen Raum nicht zu größeren ökologischen Problemen führte.
    Die bedeutendsten Bergbaustätten für Silber, das wichtigste Münzmetall (vgl. S. 154), in den Alpen waren die von Trient und Schwaz (Tirol). Der Kupfer- und Silberbergbau in Schwaz wurde allerdings erst um 1400 ausgebaut. Überregionale Bedeutung hatten beispielsweise auch die Vorkommen in Iglau (Jihlava) und Kuttenberg (Kutná Hora) in Böhmen und Mähren, am Rammelsberg bei Goslar und in Freiberg im Erzgebirge.
    Im Zusammenhang mit dem Bergbau entwickelten sich spezielle Wirtschafts- und Sozialstrukturen. Fachkräfte wurden oft vonweit her geholt und brachten ihre Sprachen und Kulturen mit, die sie aufgrund des besonderen Schutzes, den sie genossen, sehr lange beibehalten konnten. In der Zips (Spiš, Szepes) im Norden der Slowakei wird heute noch deutsch gesprochen, zumindest in Hopgarten (Chmel’nica, Komlóskert).
Akzente und Zeichen
    Jede Person trägt Bilder von Landschaften in sich, die früh im Leben geprägt worden sind. Bedeutsam ist der jeweilige Standort der Menschen in der Natur. Wer in Friesland lebt, wo Deiche die höchste Erhebung sind, bekommt einen besonderen Begriff vom Meer. Wer am Abend von Ungarn gegen Westen fährt, sieht am Horizont ein «Gebirge». Von der anderen Seite aus erscheint der Name «Leitha-Gebirge» eher übertrieben. Wer in der Poebene nach Norden blickt, kann sich gut vorstellen, wie gewaltig die Alpen den Römern erschienen; kann dahinter überhaupt noch eine zivilisierte Welt liegen?
    Dazu kommen, fast unmerklich, gewohnte Muster, die im Laufe der Geschichte von Menschen geschaffen wurden. Einerseits entstanden sie durch die Bewirtschaftung. Feldgrößen und -formen, straßenbegleitende Alleen sind meistens erst in der Neuzeit entstanden, doch der geschulte Blick bemerkt noch die alten Fluren.
    Andererseits spiegeln sie bewusste Intentionen. Für den Bologneser Petrus de Crescentiis († 1320/21) in der beginnenden Renaissance war es ein Thema, wie man Bewässerungskanäle anlegen solle und wo man Bäume pflanzte, damit die Landschaft ein

Weitere Kostenlose Bücher