Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
Vom Netzwerk:
froh war, kam es Mia doch irgendwie auch so vor, als wäre es wieder »sie beide allein gegen den Rest der Welt«.
    Oft verbrachten sie den Morgen zusammen im Bett oderlagen an einem langweiligen Nachmittag einfach nur auf dem Teppich in der Sonne, wo Billy häufig auf ihrem Bauch einschlief wie ein kleines Faultier.
    Mia würde es nie jemandem erzählen, aber manchmal, wenn sie ihn schlafen sah und über seinen hübschen kleinen Mund und seine langen Wimpern staunte, bezweifelte sie, dass es je einen schöneren Mann auf der Welt geben würde. Falls es jemals jemand wagen sollte, Billy wehzutun, dachte sie in solchen Momenten, würde sie ihm höchstpersönlich das Herz aus der Brust reißen!
    ♥
    Eine Weile saßen Fraser und sie schweigend beieinander. In den Bars draußen konnten sie die ersten Gäste eintreffen hören, die zu einem Drink nach Feierabend kamen.
    Schließlich sagte Fraser: »Ich gehe jetzt besser wieder, und wir sehen uns dann unten. Schließlich haben wir heute einen Geburtstag zu feiern.«
    Dann stand er auf, verließ das Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu. Mia rollte sich zu einem Nickerchen auf dem Bett zusammen, und ihr letzter Gedanke, bevor sie einschlief, war, dass sie gleich nach dem Erwachen mit ihrem kleinen Jungen telefonieren würde.
    ♥
    In seinem Zimmer sitzt Fraser in dem flauschigen Bademantel des Hotels vor der Frisierkommode und lauscht dem Wasser, das rauschend und gurgelnd in die Badewanne läuft. Er hat sich einen Spaß daraus gemacht, all die Fläschchen mit Bade- und Duschgels auszuprobieren und sie am Ende gleich alle indie Wanne auszuleeren, sodass die Zimmer jetzt von einem angenehmen Zitronenduft erfüllt sind und der Wasserdampf sich überall ausbreitet wie ein Gespenst.
    Fraser wartet, bis der Spiegel ganz beschlagen und sein Gesicht kaum noch zu sehen ist, und dann beugt er sich vor und wischt das Spiegelglas ab.
    Nicht schlecht, denkt er, als er sich kritisch mustert. Ein Bartschatten, um den er sich in der Badewanne kümmern wird, Tränensäcke unter den Augen, die nicht mehr weggehen, nicht einmal nach ausgiebigem Schlaf. Nicht gerade das Gesicht eines Mannes in der Blüte seiner Jugend, der ernsthaft geglaubt hat, er könnte ein Rockstar werden, aber ein Gesicht, das Fraser irgendwie lieber mag, auf das er viel seltener wütend ist; ein Gesicht, dem er vertraut und das sich wie ein guter Freund anfühlt. Die meiste Zeit zumindest.
    Er steht auf und geht zum Kleiderschrank, um seine Sachen für heute Abend herauszunehmen: einen dunkelbraunen Anzug mit schmal geschnittener Hose und zweireihigem Jackett. Seit Livs Begräbnis hat er keinen Anzug mehr getragen. Fraser drehte sich jedes Mal der Magen um, wenn er den schwarzen Anzug im Schrank hängen sah, und er meinte dann, wieder den leicht modrigen Geruch des Gesangbuchs wahrzunehmen und das Gewicht von Livs Sarg auf seinen Schultern zu spüren.
    Deshalb hat er den Anzug kürzlich weggegeben. Der tabakbraune, der jetzt auf dem Bett liegt, ist funkelnagelneu. »Ein Geburtstagsanzug, Liv«, sagt er leise. Für dreihundert Mäuse und von niemand Geringerem als Hugo Boss. Er war herabgesetzt, ist jedoch trotzdem noch das teuerste Kleidungsstück, das Fraser je besessen hat. Er streicht ihn sorgfältig glatt, bevor er aus dem Bademantel schlüpft und nackt vor den Spiegel tritt. Es kommt ihm vor, als hätten sie eine Ewigkeit auf diesen Tag gewartet, als wären zehn Jahre und nicht nur eins vergangenseit Livs letztem Geburtstag und der Entscheidung, die Liste abzuarbeiten. Im Spiegelbild kann er die kahlen, sich gegen den nächtlichen Himmel schwarz abhebenden Märzbäume draußen sehen. Sie erinnern ihn an die gleiche Zeit im vergangenen Jahr – an jenen grausamen Tag nach Livs Geburtstag, nach beiden Geburtstagen, als er das Gefühl gehabt hatte, zusammenzubrechen und sich nie wieder zu erholen. Aber wenn er sich jetzt ansieht, in seiner ganzen nackten Pracht, kann er tief im Innersten die verfrühte Erleichterung darüber spüren, dass er sich morgen nicht so fühlen wird – vielleicht sogar nie wieder.
    ♥
    Die Hotelbar war ein kleiner, etwas erhöht liegender Raum neben der Eingangshalle, auch er mit weiß getünchten Backsteinwänden. Jeweils mehrere geschmackvolle Polstersessel waren um kleine Cocktailtische gruppiert. Mia erschien wie verabredet um achtzehn Uhr, ein wenig unsicher, weil sie dasselbe Kleid trug wie schon zu ihrem Geburtstag, das mit dem Hahnentrittmuster. Auch Melody hatte sich für

Weitere Kostenlose Bücher