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Kleine Portionen

Kleine Portionen

Titel: Kleine Portionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moitzi
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anerkennende Kommentare über pralle, glitzernde Muskeln oder minimale Badehosen zu. Dann bestellten wir noch ein Bier und noch einen Teller mit Mezedes.
    Am Abend fuhren wir in die Stadt und fanden ein nettes Café im Hafen, dem Treffpunkt der griechischen Jugend. Das Publikum war überwiegend männlich. Jean-Arnauds Augen funkelten, der Mund wurde ihm wässrig, während er all die leckeren, muskulösen jungen Männer um uns herum anstarrte. »Sie kommen hierher, um ihren Wehrdienst zu leisten«, flüsterte er uns zu. »Die meisten von ihnen kommen aus verlassenen Berglöchern. Sie sind noch nie in einer großen Stadt gewesen. Sie sind regelrecht scharf darauf, das moderne Leben zu entdecken. Und flachgelegt zu werden.«
    Wir tranken so viel, dass Jean-Arnaud gegen elf stockbesoffen war. Grégoire und ich brachten ihn zurück ins Hotel, schleppten ihn in sein Zimmer und gaben ihm einen Gute-Nacht-Kuss. Dann gingen wir zurück zum Hafen und verbrachten die restliche Nacht im gleichen Café, wo wir mit einer Gruppe junger Leuten tanzten und becherten. Einer von ihnen war der Barkeeper, der uns alle auf unzählige Sfinakia einlud. Das ist eine griechische Sitte, von Alkoholikern sehr geschätzt, aber gefährlich. Der Barkeeper mixt mehrere Alkoholsorten, Gin, Whisky, Liköre, und man muss sein Glas auf ex trinken.
    Natürlich waren Grégoire und ich mehr als jenseitig, als wir ins Hotel zurückkehrten. Ich erinnere mich, dass es fünf in der Früh war. Die Treppe hinauf zum Hotel entpuppte sich plötzlich als viel zu steil. Wir kletterten sie auf allen Vieren hinauf.

In der Nähe von Etampes
     
    BUMM!-BUMM!-BUMM!-BUMM! hallte ein pochender Bass durch die Nacht, als wir uns dem Gelände näherten. Das Schlagzeug setzte ein, BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-tsk … Die Nacht war frisch und sternenklar, die Erde unter unseren Füßen bebte im Rhythmus. Es fühlte sich wie eine Nacht der Freiheit an, eine Nacht voller Leben und Musik, eine Nacht, in der einfach alles in Ordnung und am richtigen Platz zu sein schien.
    Jemand hatte es geschafft, die Préfecture zur Genehmigung der Rave zu überreden. Sie fand in einem großen Park in der Gewerbezone von Etampes statt. Das Gelände war ordnungsgemäß eingezäunt, es gab nur einen Eingang, vor dem sich die Menge drängte. Wir ließen uns mittreiben. Die Atmosphäre war fröhlich und aufgeregt, Lachen mischte sich mit Parfums und dicken, duftenden Haschischschwaden. Die Polizisten, die in der Nähe herumstanden, schlossen ihre Augen und Nasenlöcher. Ich zählte zehn bis zwölf Uniformierte, die uns beobachteten, diese Schar von hunderten überreizten, jungen Leuten, die sich die Allee entlang zum Eingang schoben.
    »Hast du Partystoff mitgebracht?«, schrie Sylvain in Grégoires Ohr. Meine Güte, war der schon aufgekratzt! Seine Augen schossen hin und her, er bewegte sich zur Musik wie so viele andere um uns herum, nein, er bewegte sich nicht, er hüpfte regelrecht herum.
    »Blöde Geschichte«, schrie Grégoire zurück. »Ich nehm’ kein Ecstasy mehr.«
    »Scheiße«, murmelte Sylvain zwischen augenblicklich zusammengebissenen Zähnen, und das Lächeln gefror ihm im Gesicht. »Muss eine Tablette finden!« Damit verschwand er in der Menge.
    Toll. Nach weniger als fünf Minuten Schlangestehen hatten wir Sylvain bereits im Durcheinander der Jugendlichen verloren! Ich blickte mich um: blonde Jungs mit Dreadlocks und spärlichem Bart und peruanischen Ponchos; rosawangige Mädchen mit sonderbaren Frisuren und schrillen, ausgebeulten Hosen; schwarze Jungs mit rasierten Köpfen und Nasenringen; asiatische Puppen, die ihr glänzend schwarzes Haar zurückwarfen und ungeduldig auf der Stelle hüpften; Jungs mit nacktem Oberkörper, deren Muskeln im fahlen Mondschein aufglänzten; Mädchen in Wonderbras und engen Lederhosen; alle quatschten sie durcheinander und kicherten und zogen an Zigaretten oder Joints … Ich fühlte, wie die Vorfreude in meinem Bauch aufstieg, und verdrängte meine Sorge um Sylvain.
    BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-tsk …
    Nachdem man uns eingelassen hatte, verfielen wir fast sofort der allgemeinen Stimmung, wir tanzten und jubelten und tranken Bier und winkten Sylvain zu, den wir plötzlich wie einen verrückten Derwisch auf einer Plattform herumspringen sahen, BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-BUMM!-tsk-tsk, sein T-Shirt hatte er in die Gesäßtasche seiner Jeans gestopft, heiße Girls umringten ihn, seine Arme zeichneten seltsame Muster, die

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