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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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hatte bis jetzt verschwiegen, worum es ging. Hellbach dachte, Großmann würde das vielleicht übersehen, aber Großmann übersah es nicht. Er lächelte nur: »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Meine erste vage Vermutung ist folgende: Dieser Krefeld kann mit Ihren Zeichnungen vermutlich selbst nichts anfangen. Folglich will er sie verkaufen. An eine andere Werft, nehme ich an. Das kann ich ziemlich sicher verhindern, wenn Sie mir sagen, wo Sie das Zeug aufbewahren. Da errichten wir einen ganzen Wald von Sicherungen drum herum.«
    Großmann wollte gehen.
    »Können wir darüber später reden?«, fragte er.
    »Kein Problem.«
    Großmann hatte noch die Klinke in der Hand, da saß Hellbach bereits vor seinem Computer. Zehn Minuten nach Auftragserteilung wusste die Detektei zwar noch nicht viel über den verdächtigten Krefeld, dafür aber eine Menge über Großmann & Sichel. Marion hatte schon alles zusammengeholt, was es über diese Werft zu erfahren gab. Alles, was legal zu beschaffen war. Illegales natürlich auch. Das Illegale hatte sie in einer Minute beisammen, denn dafür musste sie nicht Anträge auf Einsichtnahme abschicken. Außerdem war das Material zuverlässiger. Wenn Detekteien sich nicht einmal mehr auf illegale Informationen verlassen könnten, worauf hätten sie sich dann verlassen sollen? Legale Informationen kamen wegen der lahmen Bürokratie oft erst an, wenn der Fall längst abgeschlossen war. Aber Marion forderte sie trotzdem immer wieder an, nicht weil ihr Chef sie brauchte, sondern nur, weil das Finanzamt einfach nicht verstehen wollte, wie eine Detektei ohne Informationen auskommen konnte.
    Auf Hellbachs Monitor lag Großmann gewissermaßen nackt da. Der Prozess Friedanger gegen Großmann & Sichel, der Verteidiger Dr. Getti, der mit Friedanger nicht gerade zimperlich umgegangen war, Friedangers Finanzlage auch und so weiter. Alles stand auf dem Bildschirm. Und vor Kurzem hatte Getti eine Nobeljacht gekauft, aber nicht etwa von Großmann & Sichel, die er erfolgreich verteidigt hatte, sondern von Friedanger, dem Unterlegenen. Wie war das denn zu verstehen?
    »Marion!«, rief er, »ist Dr. Getti in einem Segelclub? Kann er überhaupt segeln?«
    »Chef«, rief Marion nach knapp fünf Minuten, »Dr. Getti ist kein Segler.«
    »Wie hast du das denn so schnell herausbekommen?«
    »Oh, ganz einfach, ich habe ihn gefragt, ob er seine Clubkarte vermisst, und da hat er mir alles erzählt.«
    Hellbach fand das ganz ausgezeichnet, und das sagte er ihr auch.
    Hellbach musste nicht lange überlegen, was in diesem Fall zu tun sei. Die Tür zum Vorzimmer stand offen, und so rief er hinaus: »Da wollen wir uns in der Werft mal ein bisschen umsehen. Bereitest du schon mal alles vor, Marion?«
    »Schon in Arbeit. Wir besuchen aber nicht Friedanger. Sehe ich das richtig?«
    »Bist ein kluges Mädchen, Marion. Habe ich dir mal angeboten, mein Teilhaber zu werden?«
    »Ich bin verlobt.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Du weißt es ganz genau: Deine Bettbezüge gefallen mir nicht.«
    »Die hast du doch noch gar nicht gesehen.«
    Sie antwortete nicht mehr, aber sie kam in sein Zimmer herein, hielt ihm ein Diktiergerät vor die Nase, spulte das Band ein Stück zurück und dann hörte er die beiden letzten Sätze >Deine Bettbezüge gefallen mir nicht. Die hast du doch noch gar nicht gesehen.< Sie drückte auf die Stopptaste, steckte das Gerät in ihre Handtasche und verließ den Raum. Im Türrahmen blieb sie stehen, drehte sich um und sagte: »Das werde ich meinem ewig misstrauischen Verlobten vorspielen. Nun wird er mir doch hoffentlich endlich glauben.«
    14.
    Rex Palmer war sich unschlüssig. Er wollte >Forelle Müllerinnen Art< bestellen, aber einen Rotwein dazu trinken. Das unumstößlich scheinende Gebot, weißer Wein zu Fisch, galt zwar längst nicht mehr, das wusste er auch, aber diese alte Gewohnheit konnte er nicht so einfach abschütteln.
    »Lass` dir etwas empfehlen, Rex«, sagte Gero Hellbach, »was dir Rotwein zu Fisch nahebringt. Die Küche bietet Karpfen ungarisch an. Das ist Karpfen in Rotwein gegart. Dazu empfehle ich einen französischen Rotwein, einen vorjährigen Bonnet, den habe ich getrunken. Der passt sehr gut dazu. Den Bonnet sollte man möglichst jung trinken, also ein vorjähriger scheint mir da gerade richtig zu sein. Aber den hält man hier nicht offen. Von diesem Wein würde ich mir auch anderswo keinen Schoppen bestellen. Wenn du einverstanden bist, nehmen wir zusammen eine Flasche.

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