Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
Vom Netzwerk:
Entschlüsseln findest du auch auf der CD. Viel Erfolg. Aber sieh dich vorsichtig in deiner Firma um! Vor jedem Tastendruck zweimal nachdenken!«
    12.
    Julia Getti lief die Treppe zu ihrem Ankleidezimmer hinauf, schüttelte unterwegs die Schuhe von den Füßen und warf den ziegelroten Rock und das Kaschmir-Top achtlos auf einen Stuhl. Ihre Eltern hatten sie immer zur Ordnung angehalten, aber ihr Ehemann meinte, dafür seien ihre Haushaltshilfen zuständig, sonst brauchte man sie ja nicht. Der Logik dieses Arguments folgte Julia bedeutend rascher als den geduldigen Bemühungen ihrer Eltern – und durchaus nicht widerstrebend. Aber ihre Perücke und den falschen Pass verstaute sie sofort in ihrem Geheimsafe und schloss sorgfältig ab. Danach streifte sie einen grünen Pullover mit rosa Netzmuster über und kramte einen Minirock im Jeans-Look aus einem Schrank hervor. Sie hüpfte barfuß die Treppe hinunter, ließ sich im Salon auf das Sofa fallen und blätterte in der Vogue. Diesmal in der deutschen Ausgabe. Julia war wieder zu dem verwöhnten Spielzeug eines reichen Anwalts geworden, das nicht erwachsen werden wollte und sich gähnend langweilte.
    Wolfram Krefeld war nach München geflogen. Er wartete, bis er bei Großmann & Sichel niemanden mehr in den Büros vermutete, dann betrat er ein Internetcafé, schlenderte an den vielen, eifrig mit den Maustasten klickenden Surfern vorbei und suchte sich einen freien Platz. Im Obergeschoss fand er ihn. Er setzte sich und kippte den Bildschirm so weit nach hinten, wie er es gewohnt war. Dann hangelte er sich im Internet bis zu Großmann & Sichel durch, sah sich erst die Website der Firma an und versuchte danach einen Angriff. Aber er kam nicht in das Firmennetz hinein, auch nicht in den privaten Rechner, der in Großmanns Villa stand. Genau das hatte er erwartet.
    Am nächsten Tag schickte er vom gleichen Café aus eine Anfrage an Leo Thorn, ob er seinen Einbruchsversuch in das Computernetz bemerkt habe - verschlüsselt selbstverständlich. Ja, Thorn hatte es bemerkt, und er hatte das auch, wie abgesprochen, Großmann sofort aufgeregt mitgeteilt. Aber Großmann hatte ihm verschwiegen, was er nun unternehmen wollte. Doch gerade das hätte den >Vertrieb von Mikromotoren für Tauchboote< brennend interessiert.
    Leo Thorn hatte den alten Rechner gefunden, den Krefeld vor seinem Rausschmiss noch hinter einem alten Schiffsmotor versteckt hatte. Von dem aus versuchte er jetzt, an Daten und Zeichnungen der Segel für die neue Jacht heranzukommen. Er durchsuchte jede Festplatte der ganzen Firma, fand aber nicht den geringsten Hinweis. Und auf den Computern in der Villa Großmann befand sich außer privaten Briefen nur noch eine Unmenge privater Fotos.
    Julia Getti lag auf dem Sofa und blätterte in der Vogue. Sie sah die Fotos nicht und auch nicht die Texte darunter. Krefeld hatte sie angerufen und ihr über den Misserfolg berichtet. Julia befand sich danach nicht gerade in glänzender Stimmung. Sie überlegte, wie sie ohne diese Kenntnisse weiterarbeiten sollte. Krefeld und Thorn hatten rein gar nichts gebracht. So weit wäre sie auch allein gekommen.
    13.
    Markus Großmann stellte seinen Mercedes auf dem großzügig angelegten Parkplatz ab und schritt langsam auf das Bürogebäude aus Glas und Stahl zu. Es war ein zwanzig Stockwerke hoher quadratischer Turm. Seine Wände waren völlig glatt, nur Fenster, und schmale Rahmen. Nichts lockerte die riesigen Flächen auf.
    Markus Großmann schritt durch die automatisch und lautlos in der Wand verschwindenden Glastüren und trat an den Empfang heran, der einem Ritz alle Ehre gemacht hätte. Eine junge Dame im dunkelblauen Kostüm fragte ihn nach seinen Wünschen. Ihre Haare waren glatt nach hinten gekämmt, sie hatte die Lippen nur leicht geschminkt und der Lidschatten war trotz der hellen Beleuchtung gerade eben zu ahnen. Aber ihr Parfüm kannte er: Eine dezente Welle >nanadebary< der Accessoire-Expertin Tatjana de Bary, schlug ihm entgegen. Die Dame im Empfang schien also recht gut zu verdienen. Er fragte nach der Detektei Hellbach und wurde auf die achtzehnte Etage verwiesen. Während er hinauffuhr, nahm er die Liste aus seiner Jackentasche. Darauf standen so etwa zehn Namen von Detekteien. Nur drei hatte er noch nicht durchgestrichen. Eine davon hieß Hellbach. Großmann war sich ziemlich sicher, jetzt an der richtigen Adresse zu sein. Die Miete in diesem Büroturm konnte ein pensionierter Polizist, der sich mit der Beobachtung

Weitere Kostenlose Bücher