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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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Aussage. Aber nun wollte er nicht länger Versteck spielen. Er fragte: »Wen brauchen wir noch?«
    Gero tupfte sich wieder die Lippen mit der Serviette ab, obwohl er gar nicht gegessen hatte, und trank einen Schluck.
    »Das sind die Hauptpersonen. Wir haben dann noch ein Objekt, ein Schiff, eine Jacht. Eine - wie ich meine - wunderbare Jacht, die der eine von dem anderen frech kopiert hat. Aber dann doch wieder nicht, weil ein Rechtsanwalt beweisen konnte ... aber das kennst du ja alles.«
    Gero trank Rex zu und wechselte dann scheinbar das Thema: »Wie war Gettis Fünfzigster? Und ist seine Frau wirklich so hübsch, wie man sagt? Warum kriege ich keine Einladung, wenn auf fünfzigsten Geburtstagen solche Schönheiten präsentiert werden? Großmann war auch nicht eingeladen. Das tröstet mich ein bisschen. Aber wieso war Friedanger dort? Der hatte den Prozess doch verloren. Würdest du als Anwalt den einladen, der gegen dich verloren hat, und dafür den Sieger, der seinen Sieg keinem anderen als dir verdankt, ausladen? Und dann kaufst du, ich meine, dann kauft dieser Getti eine Jacht vom Verlierer und nicht vom Gewinner? Verstehst du das?«
    Rex holte aus seinem Jackett einen billigen, ziemlich ramponierten Notizblock hervor, kramte einen Bleistiftstummel aus, der zwischen seinen fleischigen Fingern völlig verschwand, und kritzelte ein paar Wörter auf das Papier. Gero sah ihn fragend an. Als ihre Blicke sich trafen, lachte Rex und klärte ihn auf: »Ich habe nur geschrieben: Gero will Julia sehen.«
    »Oh, danke. Nett von dir. Julia heißt der Traum also.«
    »Mir gefallen solche Spielchen auch. Aber, Gero, du darfst nicht übertreiben. Gettis Frau heißt Julia. Das weiß inzwischen jeder. Ihr Hochzeitsfoto war in nahezu jeder Illustrierten. Das ist gerade mal ein Jahr her. Und auf den Bildern von Gettis Fünfzigsten ist sie häufiger zu sehen als er. Du besitzt die Gästeliste von Gettis Fünfzigsten, ich weiß nicht woher, aber das ist sicher nie dein Problem gewesen. Meines jetzt auch nicht. Du weißt, was sich zwischen Friedanger, Großmann und Getti abgespielt hat. Ich denke, wir beide schätzen das alles auch so ein, wie es sich wirklich zugetragen hat. Es war, drücken wir es milde aus, ziemlich unfair zugegangen. Mich ärgert das. Und wie ich dich kenne, ärgert es dich auch. Was also ist dein Problem?«
    Die beiden verstanden sich gut, richtig gut. Sie lehnten sich zurück und dachten nach. Vor allem Rex versuchte, sich an Einzelheiten zu erinnern. Er griff das Thema wieder auf und sagte: »Großmann ist durch Gerichtsurteil abgesichert. Er hat es schriftlich: kein geistiger Diebstahl. Friedanger hat keinen Widerspruch eingelegt, die Frist ist verstrichen, damit ist die Sache erledigt.«
    »Die Sache ist offenbar nicht erledigt, denn Großmann, ausgerechnet dieser Großmann, fühlt sich bespitzelt. Er hat mich beauftragt herauszufinden, wer das ist und was derjenige sucht. Zuerst stellt er sich völlig unwissend. Dann verdächtigt er einen Computerfachmann, den er vor ein paar Monaten entlassen hatte. Dieser junge Mensch war für ihn Gold wert, aber Großmann hat ihn trotzdem rausgeschmissen, weil er offenbar zu viel wusste. Und ausgerechnet den verdächtigt er, seine Konstruktion auszuspionieren. Du merkst: Am Anfang hatte er gesagt, er hätte keine Ahnung, was dieser Computerfritze suchen könnte. Dann sind es plötzlich Zeichnungen. Rache soll das Motiv dieses Burschen sein. Als ob der nicht viel effektiver sämtliche Festplatten in der Werft löschen könnte. Er löscht die Daten, wenn keiner mehr an ihn denkt. Und genau das tut dieser Bursche nicht. Stattdessen kopiert er ein paar Zeichnungen? Ist das zu glauben?«

Gero machte eine Pause und schüttelte den Kopf. Rex schwieg. Nach einem großen Schluck aus seinem Glas fuhr Gero fort: »Er meint natürlich nicht diesen kleinen Angestellten. Er meint Friedanger. Der soll seine Jachtwerft angeblich ausspionieren. Aber das sagt er mir natürlich nicht. Darauf soll ich selber kommen. Als ich soweit war, wollte ich diesen Kerl am liebsten rauswerfen, aber dann dachte ich, vielleicht ist da viel mehr dran, als es den Anschein hat. Großmann klaut und verdächtigt den Bestohlenen, bei ihm zu schnüffeln. Was hätte meine Großmutter dazu gesagt? Was ich denk` und tu`, das trau` ich andern zu.«
    Ein Paar betrat den Saal. Sie war ziemlich groß, größer als ihr Begleiter. Gero fragte sich, warum große, schlanke Frauen so oft von kleinen, dicklichen Männern

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