Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
untreuer Ehefrauen ein paar Euro hinzuverdiente, gewiss nicht aufbringen.
Als Großmann das Vorzimmer der Detektei Hellbach betrat, verschwanden seine letzten Zweifel. Es war modern und seriös eingerichtet. Zwei große Zimmerpflanzen standen an den Fenstern, es gab eine gemütliche Sitzecke mit Polstersesseln vor einem niedrigen Glastisch. Er sah einen Schrank, hinter dessen Scheiben Kunstdruckbände mit Goldschrift standen. Das war vielleicht ein bisschen protzig, aber jeder hatte so seine Vorlieben, sich zu präsentieren. Auf dem Schreibtisch stand der übliche Computer, aber die Kaffeemaschine, das unentbehrliche Requisit nahezu jedes Vorzimmers hatte man versteckt. Großmann empfand das als sehr angenehm, weil ein gut geführtes Unternehmen seiner Kundschaft nicht als erstes Geschirr und Küchengeräte präsentiert. Der Empfangsraum, hatte er zu seiner Sekretärin gleich an ihrem ersten Arbeitstag gesagt, ist keine Küche.
Großmann wurde nach seinen Wünschen gefragt.
»Ich möchte den Chef sprechen«, sagte er zu der Sekretärin, die der Dame im Empfang zum Verwechseln ähnlich sah. Er schob seine Visitenkarte auf den Schreibtisch.
»Hatten Sie um einen Termin gebeten, Herr Großmann?«
Er schüttelte den Kopf und fragte: »Ist er da?«
»Er ist da«, sagte sie. »Ich denke, er wird Sie empfangen.«
Sie drückte am Telefon auf einen Knopf und fragte: »Darf ich Herrn Großmann von der Jachtwerft Großmann & Sichel zu Ihnen bringen?«
Wenn sie gesagt hätte: >Hier steht ein Herr Großmann und möchte Sie sprechen, aber er hat gar keinen Termin<, dann wäre er vielleicht trotz des geschmackvoll und gediegen eingerichteten Vorzimmers wieder gegangen.
Er hörte die Antwort, und die Sekretärin, die es durchaus mit der Chefsekretärin von Großmann & Sichel aufnehmen konnte, erhob sich und bat ihn, ihr zu folgen. Sie drückte ihrem Chef die Visitenkarte in die Hand und verschwand lautlos.
Im Büro des Chefs sah alles noch eine Nummer gediegener aus. Zwei Schränke aus Buche, auch hier eine Sesselecke mit Glastisch, die Sessel mit Mikrofaser bezogen, und ein dicker Teppich, der jeden Schritt verstummen ließ.
»Hellbach, Gero Hellbach«, knarrte der unrasierte Mensch ihn an. In dem Büro war alles vom Feinsten, nur der Chef selber schien sich aus dem Sommerschlussverkauf bedient zu haben: Kariertes Hemd, Jeanshose und seine Frisur, ja seine Haare schien er sich selber zu stutzen, vermutlich mit einer stumpfen Papierschere. Großmann war von dem Kontrast zwischen der prächtigen Ausstattung der Detektei und der schäbigen Kleidung des Unternehmers nicht sehr angetan. Noch wusste er damit nichts anzufangen.
»Herr ...« Privatdetektiv Hellbach schaute kurz auf die Visitenkarte und begann wieder: »Herr Großmann. Was kann ich für Sie tun?«
Er wartete nicht, bis Großmann antwortete, sondern sagte: »Bitte nehmen Sie Platz, ich hole nur rasch ein paar Gläser. Sie mögen doch Kognak, oder?«
Mit einer Geste, die sogar auf dem Wiener Hofball für Aufsehen gesorgt hätte, bat Detektiv Hellbach seinen Besucher, sich in der Sesselecke gemütlich niederzulassen. Hellbach setzte sich zu ihm, sie prosteten sich zu.
»Was kann ich für Sie tun, Herr Großmann?«
»Ein wirklich guter Kognak«. Großmann nickte anerkennend. Er nahm sich vor, genau diese Marke ab sofort vorrätig zu halten natürlich nur für Kunden, die ein Schiff geordert hatten.
»Woher beziehen Sie ihn?«
»Das recherchiere ich für Sie sofort und kostenlos.«
Er beugte sich etwas vor, drückte auf einen Knopf an dem Telefon, das auf dem Glastisch stand, und fragte seine Sekretärin: »Marion, wo kaufen wir diesen Kognak?«
»Bei Danton, in Frankreich, direkt aus Cognac.«
»Sehr schön. Bitte gib Herrn Großmann die Adresse mit, wenn er geht.«
»So, Ihren Kognak haben Sie. Was haben wir sonst noch miteinander zu tun? Ich hoffe, ich soll nicht den Liebhaber Ihrer Frau suchen. Das ist nämlich nicht gerade meine Leidenschaft. Es sei denn, sie ist außergewöhnlich attraktiv.«
»Der Kontrast«, sagte Großmann versonnen. »Ich komme mit dem Kontrast noch nicht klar. Alles edel hier, aber Sie laufen herum wie ...«
Er verkniff sich auszusprechen, was er dachte, aber Hellbach klärte ihn sofort auf: »Mein Aufzug stört Sie? Das lässt sich rasch ändern. Sie nehmen sich bitte noch einen Kognak oder Marion macht ihnen einen Kaffee nach Ihrem Geschmack. Inzwischen ziehe ich mich um. Ich musste in letzter Zeit in einem Milieu
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