Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
Mutter übernommen. Armin fand ihn richtig hübsch antik.
Einzig der Tee war Julias Domäne. Sie kaufte ihn bei einem bestimmten Händler ein, ließ sich von ihm auch mal einen anderen empfehlen, wenn die Ernte ihrer bevorzugten Sorte nicht den Erwartungen entsprach, und er mischte auch selbst. Julia gehörte zum Stamm seiner Probierer. Zu Hause brühte Julia den Tee selbst auf und servierte ihn auch. Sie ging sogar soweit, zur Teestunde nicht in halb durchsichtigen Tops, ausgefransten Jeans und barfuß zu erscheinen. Sie erwies dem Tee die Ehre korrekter Kleidung. Waren sie allein oder saß nur Rex mit ihnen am Tisch, so legte Armin recht großzügig aus, was als korrekte Kleidung gelten durfte.
Während die beiden Männer sich über Armins Verteidigungsstrategie unterhielten, dachte Julia darüber nach, was sie in der vergangenen Woche unternommen haben konnte. Das fiel ihr nicht schwer. Sie war seit Langem an dieses Doppelleben gewöhnt. Ihre Friseurin und Freundin Sandra, von der sie auch für den Unfall täuschend echt geschminkt worden war, lieferte ihr wie stets ein passendes Alibi. Sandra wusste freilich nicht, was ihre Freundin in den fraglichen Zeiten wirklich trieb. In ihren Augen war sie das typische Luxusweibchen. Sie glaubte, Julia vergnüge sich mit einem Liebhaber. Das hielt sie für ganz natürlich. Julia arbeitete nicht, besaß Geld, soviel sie wollte, und hatte alle Tage Zeit, sich zu amüsieren. Sandra an ihrer Stelle jedenfalls wäre nicht an Langeweile gestorben, sie hätte sich schleunigst in die Arme eines hübschen jungen Burschen geflüchtet und mit ihm das ganze schöne Geld verjuxt.
Armin war nicht ganz so gutgläubig. Die häufigen Besuche von Sandra waren ihm zwar nicht gerade zuwider, er fand es nur unpassend, wenn seine Gattin sich mit dieser Friseurin zu sehr anfreundete. Das war kein Umgang für seine Ehefrau. Vielleicht tauschten die beiden sogar intime Erfahrungen aus. Manches Gekicher ließ ihn das vermuten. Von einer leichten Abneigung zu einem vorsichtigen Misstrauen war es bei Armin nicht sehr weit. Darum hatte er schon vor Monaten eine Agentur beauftragt, sich ein bisschen um Julia und ihre Freundinnen zu kümmern. Sie sollten ihr keinesfalls nachspionieren, meinte Armin bei Auftragserteilung, schließlich habe er ein fast grenzenloses Vertrauen zu seiner Ehefrau. Nein, darum ginge es ihm nicht, er sorge sich lediglich um die Sicherheit seiner Ehefrau. Das schärfte er dem Detektiv ein. Der Detektiv glaubte es ihm aufs Wort und übersetzte es für sich in >Finde den Liebhaber!< Er nahm den Auftrag so wichtig wie das gewichtige Honorar, das er dafür einstrich. Julia konnte ab sofort keinen Schritt mehr tun, ohne von ihm verfolgt zu werden.
»Und wie ist es dir ergangen, Rex?«, wollte Armin wissen. Es war nicht sicher, ob er das wirklich wissen wollte: Armin konnte auch nur aus Höflichkeit gefragt haben. So genau war das bei ihm nicht zu klären gewesen. Aber Julia war gespannt darauf, was Rex erzählen würde. Sie selbst hätte ihn sicher auch gefragt, aber so war es ihr lieber.
Rex setzte seine Teetasse ab und lehnte sich zurück. Er schien seine Gedanken erst ordnen zu müssen. Aber dann begann er: »Nun, mit was für einfältigen Ganoven ich mich wieder einmal herumärgern musste, wird euch sicher wenig interessieren. Auf dem Amt war auch nichts los, was erwähnenswert wäre. Aber es gibt ja auch noch eine Welt außerhalb des Dienstes.«
Rex beugte sich vor und ergriff seine Teetasse. Genüsslich nahm er einen Schluck und stellte die Tasse vorsichtig auf den Tisch zurück. Er lehnte sich wieder an und fuhr fort: »Kommt doch da einer auf mich zu, ein Detektiv, den ich von früher her kannte, seinen Namen wusste ich längst nicht mehr. Freilich, als er sich vorstellte, fiel er mir wieder ein, aber nun hab ich ihn wieder vergessen.«
Das stimmte natürlich nicht. Aber nun würde ihn niemand nach dem Namen des Detektivs fragen. Das machte er immer so, doch bei Julia und Armin war das eine überflüssige Maßnahme. Er griff wieder nach seiner Tasse, aber die war leer. Julia schenkte ihm nach. Der Tee dampfte, und Rex ließ ihn erst noch ein bisschen abkühlen. Dann nahm er seine Rede wieder auf: »Ja, dieser Mann also lädt mich in ein exklusives Restaurant ein. Er sucht ein ziemlich teures Menü aus, dazu einen Wein, passend, auch im Preis. Ich denke, entweder will er jetzt prahlen, wie gut seine Detektei geht ... Er führt eine richtig große Firma. Hatte ich das
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